„Mit ihrer erneuten Entscheidung für das BfS als Kooperationszentrum unterstreicht die WHO die Bedeutung aktueller Forschung und Expertise im Strahlenschutz für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung“, betont BfS-Präsidentin Inge Paulini.
„In Deutschland ist die Wahrnehmung von Strahlung stark durch die Risiken der Atomkraft geprägt“, erläutert Paulini. „So unverzichtbar es ist, auf radiologische Notfälle vorbereitet zu sein, überdeckt die Dominanz dieses Themas oft, wie wichtig Strahlenschutz auch für viele andere Bereiche unseres alltäglichen Lebens ist: Zum Beispiel in der Medizin, bei der Einführung neuer Funktechnologien oder bei der Bewertung der Qualität unseres Trinkwassers.“
Die erneuerte Zusammenarbeit mit der WHO umfasst vier Kooperationsbereiche, in denen sich das BfS an der Ermittlung und Bewertung von Strahlenrisiken, ihrer Kommunikation, der Entwicklung internationaler Sicherheitsstandards und technischer Leitlinien sowie an der Durchführung internationaler Workshops und internationaler Ausbildungsprogramme beteiligt:
- nichtionisierende Strahlung,
- medizinische und gesundheitliche Aspekte des radiologischen Notfallschutzes,
- medizinische Strahlenanwendungen,
- bestehende Expositionssituationen.
Hintergrund: Die Kooperationsbereiche
Nichtionisierende Strahlung
Zur nichtionisierenden Strahlung gehören unter anderem elektromagnetische Felder, wie sie beispielsweise beim Mobilfunk und anderen Funkanwendungen entstehen, sowie die optische Strahlung. Die optische Strahlung umfasst die für unsere Augen nicht wahrnehmbare ultraviolette (UV) Strahlung, das sichtbare Licht und Infrarotstrahlung.
Als WHO-Kollaborationszentrum trägt das BfS zur Entwicklung allgemeiner Sicherheitsstandards für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung bei. Es beteiligt sich an der Entwicklung von Forschungsprogrammen, die den Zusammenhang zwischen nichtionisierender Strahlung und Gesundheit untersuchen. Das BfS unterstützt die WHO bei der Durchführung von WHO-Webinar-Reihen und bei der fachlichen Erarbeitung von WHO-Publikationen zum Thema „nichtionisierende Strahlung und Gesundheit“. Auf Vermittlung der WHO steht das BfS anderen Mitgliedstaaten in fachlichen Fragen beratend zur Seite.
Medizinische und gesundheitliche Aspekte des radiologischen Notfallschutzes
Eine adäquate gesundheitliche Versorgung nach einem Unfall, bei dem radioaktive Stoffe in die Umwelt gelangen, setzt eine vorausschauende Planung voraus. Neben der körperlichen spielt dabei die psychische Gesundheit eine wichtige Rolle.
Das BfS bringt seine Expertise in diesem Bereich unter anderem in die Entwicklung von Praxisleitfäden ein, die die Gesundheitsbehörden der WHO-Mitgliedstaaten dabei unterstützen sollen, psychosoziale Folgen radiologischer Notfälle so weit wie möglich zu minimieren.
Bereits seit etlichen Jahren etabliert ist die Zusammenarbeit zwischen BfS und WHO in der biologischen Dosimetrie. Dieses Verfahren ermöglicht, eine zurückliegende, erhöhte Strahlenbelastung anhand von Biomarkern in Blutzellen nachzuweisen. Auf diesem Weg lassen sich nach einem Unfall beispielsweise diejenigen Personen identifizieren, die wegen einer erhöhten Strahlenexposition einer besonderen medizinischen Beobachtung oder Nachsorge bedürfen – denn entsprechende Symptome können auch durch psychischen Stress ausgelöst werden. Das BfS bringt sich in diesem Bereich weiterhin maßgeblich in die Durchführung von internationalen Ringversuchen zur Qualitätssicherung und zur Beantwortung wissenschaftlicher Fragen ein.
Medizinische Strahlenanwendungen
In der Medizin wird ionisierende Strahlung zum Beispiel bei konventionellen Röntgenaufnahmen und Computertomographien, aber auch zur Bestrahlung von Tumoren eingesetzt. Auch radioaktive Stoffe werden zu diagnostischen oder therapeutischen Zwecken am Menschen angewendet.
Jeder Fehler bei der Anwendung kann Patient*innen schaden. Im Rahmen der WHO-Kooperation stellt das BfS Analysen und Best-Practice-Beispiele zur Vermeidung von Fehlern und zur Verbesserung der Sicherheitskultur bereit. Außerdem erarbeitet das BfS fachliche Grundlagen zu Nutzen und Risiken von medizinischen Strahlenanwendungen und stellt diese zu Aufklärungszwecken zur Verfügung.
Bestehende Expositionssituationen
Als bestehende Expositionssituation gelten Strahlenbelastungen des Menschen, deren Ursachen sich nicht oder nur eingeschränkt beeinflussen lassen. Dazu zählt in vielen Fällen natürlich vorkommende ionisierende Strahlung, wie sie etwa vom radioaktiven Gas Radon oder von radioaktiven Stoffen im Trinkwasser und in Lebensmitteln ausgeht.
Das BfS beteiligt sich innerhalb dieses Themenschwerpunkts an der Überarbeitung des Radon-Handbuchs der WHO sowie der Trinkwasser-Leitlinien der WHO und wirkt an der Entwicklung von Materialien für die Risikokommunikation für beide Bereiche mit. Darüber hinaus trägt das BfS zur Entwicklung von Empfehlungen für die Risikokommunikation hinsichtlich des sicheren Konsums von Lebensmitteln nach einem radiologischen Notfall bei und forscht zu den biologischen Mechanismen, die die gesundheitsschädigende Wirkung von Radon genauer erklären könnten.
WHO-Kooperationszentren
Die Kooperationszentren der WHO sind vom Generaldirektor ernannte Forschungseinrichtungen oder Institute, die der WHO als Teil eines internationalen Kooperationsverbundes in Gesundheitsfragen zuarbeiten. Das BfS ist als „WHO-Kooperationszentrum für ionisierende und nichtionisierende Strahlung und Gesundheit“ eines von weltweit 24 Kooperationszentren im Themenbereich Strahlung. Zwei davon haben ihren Sitz in Deutschland. Die Zusammenarbeit der Zentren mit der WHO soll auch den Austausch der einzelnen Institutionen untereinander fördern.
Weitere Informationen über die Kooperation mit der WHO stellt das BfS in seinem Internetauftritt bereit.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) arbeitet für den Schutz des Menschen und der Umwelt vor Schäden durch Strahlung. Das BfS informiert die Bevölkerung und berät die Bundesregierung in allen Fragen des Strahlenschutzes. Die über 550 Beschäftigten bewerten Strahlenrisiken, überwachen die Umweltradioaktivität, unterstützen aktiv im radiologischen Notfallschutz und nehmen hoheitliche Aufgaben wahr, darunter im medizinischen und beruflichen Strahlenschutz. Ultraviolette Strahlung und strahlenrelevante Aspekte der Digitalisierung und Energiewende sind weitere Arbeitsfelder. Als wissenschaftlich-technische Bundesoberbehörde betreibt das BfS Forschung und ist mit nationalen und internationalen Fachleuten vernetzt. Weitere Informationen unter www.bfs.de.
Bundesamt für Strahlenschutz
Postfach 10 01 49
38201 Salzgitter
Telefon: +49 (30) 18333-0
Telefax: +49 (30) 18333-1885
http://www.bfs.de