Ob Bürokratieabbau, Fachkräftenachwuchsgewinnung oder berufliche Orientierung an Gymnasien: Im Gespräch zwischen dem Beirat des Handwerkstags und der SPD-Landtagsfraktion kamen zahlreiche Themen auf den Tisch, die das Handwerk in Baden-Württemberg bewegen. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung.

„Es ist richtig und wichtig, dass die Diskussion um die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung in den vergangenen Monaten an Fahrt aufgenommen hat. Erst wenn die Gleichbehandlung der beiden Bildungssäulen realisiert ist, wird die berufliche Ausbildung auch im gesellschaftlichen Bewusstsein die ihr zustehende Anerkennung erfahren und als gleichwertiger Bildungsweg angesehen werden“, so Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold.

Eine wesentliche Voraussetzung für die Attraktivität beruflicher Bildung gegenüber akademischen Bildungsmöglichkeiten sei die angemessene Ausstattung und Finanzierung von Bildungseinrichtungen, so Reichhold weiter. „Im Handwerk kommt den Bildungsstätten eine entscheidende Rolle zu, unter anderem bei der Ausbildung der Fachkräfte für Klimawende, automobile Transformation und nachhaltigen Konsum. Die Finanzierung der Bildungszentren muss sichergestellt werden. Es ist uns ein Anliegen, auch bei der größten Oppositionsfraktion des Landtags darauf aufmerksam zu machen, dass die berufliche Ausbildung eine vergleichbare Förderung erhalten muss wie die akademische Bildung.“ Allein die Bildungsstätten der Handwerkskammern in Baden-Württemberg prognostizieren von 2022 bis 2026 einen Investitions- und Sanierungsbedarf von rund 200 Millionen Euro.

Neben der Finanzierung ist ein entscheidender Schritt in Richtung der Gleichwertigkeit auch die Stärkung der beruflichen Orientierung, gerade an Gymnasien. „Junge Menschen sollen individuell entscheiden dürfen, welchen Bildungsweg sie wählen. Dazu müssen sie ergebnisoffen über akademische und berufliche Bildungswege informiert werden“, so Reichhold.

Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Andreas Stoch, fügt hinzu: „Das Handwerk hat goldenen Boden, auch perspektivisch. Dieses Bewusstsein muss nicht nur bei den Eltern ankommen, sondern auch an den Schulen. Hier sind insbesondere die Gymnasien gefordert, Informationen über die Chancen des dualen Ausbildungssystems – nicht zuletzt im Handwerk – zu geben. Daher muss die Landesregierung die Berufsorientierung an den Schulen stärken.“

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