Das alte Modell der „Linear“-Wirtschaft – Rohstoffe rein, Abfälle raus – hat ausgedient: Zum einen belastet der Rohstoffverbrauch die Umwelt und das Klima, zum anderen wird die Versorgung mit Rohstoffen immer fragiler. Die Lösung ist das Einführen einer Kreislaufwirtschaft, die ein völlig neues Denken erfordert, schreibt Technology Review, das Magazin für Innovation, in seiner aktuellen Ausgabe 2/22. Produktzyklen, globale Lieferketten, Konsumgewohnheiten müssten hinterfragt und auf den Prüfstand gestellt werden.

„Die Klimakrise zwingt uns dazu, das fossile Zeitalter schnellstmöglich zu überwinden. Dabei genügen zwei Zahlen, um zu verstehen, wie wichtig das Konzept der Kreislaufwirtschaft für den nötigen Umbau ist“, schreibt Luca Caracciolo, Chefredakteur von Technology Review im Editoral der Ausgabe 2/22. Zum einen werden rund 70 Prozent aller Treibhausgase, laut Circularity Gap Report 2021 durch den Umgang mit Material verursacht. Das ist weit mehr als die reine Energieversorgung. Gleichzeitig fließen zum anderen nur 8,6 Prozent des von Menschen in Umlauf gebrachten Materials zurück in die Wirtschaft. „Das bedeutet, dass der überwiegende Teil der von uns produzierten Güter irgendwann auf dem Schrottplatz oder in der Umwelt landet“, führt Caracciolo aus.

Jede Gitterbox, jede Europalette, jede Holzfaserplatte verbreitet die gleiche Botschaft: Kreislaufwirtschaft ist hip. Sie forciert die Idee, die Stoffströme möglichst so zu gestalten, dass die ökonomischen Akteure einen Großteil wiederverwenden. Dabei ist Recycling nur ein Aspekt. Es geht um einen umfassenderen Ansatz, die Wirtschaft vom Kopf auf die Füße zu stellen. Beispielsweise könnten Produkte gleich so entwickelt werden, dass sie aus möglichst vielen wiederverwendbaren Bestandteilen bestehen, lange halten und sich gut reparieren lassen.

Erstmals taucht der Begriff der Kreislaufwirtschaft nun auch in einem Koalitionsvertrag auf: „Wir fördern die Kreislaufwirtschaft als effektiven Klima- und Ressourcenschutz, Chance für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Arbeitsplätze“, heißt es dort. Dazu wollen die Koalitionäre unter anderem abfallrechtliche Vorgaben überprüfen, digitale Produktpässe einführen, Qualitätsstandards und Mindestquoten für Rezyklate festsetzen. „Es ist ein Abenteuer, auf das wir uns einlassen müssen, weil es keine wirkliche Alternative gibt“, resümiert Caracciolo.

Technology Review widmet dem Titel-Thema Kreislaufwirtschaft eine 40seitige Artikelstrecke, in der u. a. die FabCity Hamburg beschrieben und kreative Köpfe für mehr Umweltschutz vorstellt werden. Passend dazu gibt es in der aktuellen Podcast-Folge von Technology Review ein Gespräch mit Frieder Söling, dem Chef des Second-Hand-Kaufhauses „NochMall“. Hier werden praktische Probleme und Lösungen der Kreislaufwirtschaft diskutiert.

Redaktionen erhalten auf Wunsch die komplette Artikelstrecke zur Rezension.

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