Die Fehlenden tiefen Temperaturen und der bisher insgesamt milde Winter führt bereits zu einem vergleichsweise frühen Beginn der Amphibienwanderaktivitäten. Die Amphibien nutzen die milden Temperaturen und machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Je nach Wetterlage kann die Wandersaison der Frösche, Kröten und Molche noch bis in den April andauern. „Ideale Bedingungen für die Tiere sind ein längerer Zeitraum mit Temperaturen von über 5°C in den Abendstunden sowie leichter Niederschlag“, erklärt Julia Glischinski, Referentin für Moorschutz beim NABU Hamburg. „Und auch nachts muss die Temperatur über dem Gefrierpunkt liegen.“

Besonders viele Arten machen sich in milden Nächten mit leichtem Regen auf den Weg und legen über mehrere Tage verteilt Strecken von bis zu zwei Kilometern zurück. Eine gefahrvolle Reise, denn sie müssen auf ihrer Wanderung viele Straßen überqueren und kommen dabei buchstäblich unter die Räder. Für den Amphibienbestand sind diese Verluste erheblich. Alle in Hamburg vorkommenden Amphibienarten sind besonders geschützt und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Einzig der Teichmolch gilt in Hamburg als nicht gefährdet. NABU-Aktive bauen jedes Jahr Schutzzäune auf, um die Anzahl der getöteten Amphibien im Straßenverkehr möglichst gering zu halten. An circa 14 Straßen mit großer Wanderaktivität werden in und um Hamburg Eimer eingegraben und Zäune aufgebaut. Während des gesamten Zeitraums der Laichwanderung werden diese Eimer täglich geleert und die geretteten Tiere gezählt sowie über die Straße gesetzt. Die NABU-Stadtteilgruppe Bramfeld-Ohlsdorf-Barmbek (BOB) betreut beispielsweise seit sechs Jahren die Amphibienwanderung auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Hier war in den vergangenen Jahren vor allem der dramatische Rückgang der Erdkröte sehr präsent. „Während wir 2019 noch 900 Erdkröten und 2020 613 Individuen der Amphibienart in den Eimern gefunden haben, waren es im Vorjahr nur noch 240“ zeigt Michael Schulz, Mitglied der Stadtteilgruppenleitung, sich besorgt. „Trotz Corona-Bedingungen waren wir im letzten Jahr neun Wochen vor Ort und werden auch in diesem Jahr wieder aktiv sein“.

Neben der Gefahr bei ihren Wanderungen durch den Straßenverkehr, stehen die meisten Amphibienarten auch durch den Verlust ihrer Lebensräume unter Druck. Besonders die Verschmutzung oder Zerstörung von Tümpeln, Teichen und Gräben hat große Auswirkungen auf die Bestände. Der Klimawandel und besonders die Dürremonate der letzten Jahre verschärfen die Situation noch weiter. Trocknen Laichgewässer aus, können sich die Arten nicht fortpflanzen. Neben aquatischen Lebensräumen brauchen sie auch strukturreiche Landlebensräume. Je nach Art benötigen sie Baumbestände, Hecken, Gebüsche, feuchtes Grünland, Niedermoore, Bruch- und Auwälder, Gebiete mit lockerem Boden, der sich zum Graben eignet oder vegetationsarme Brachflächen. Diese Lebensräume werden in Hamburg immer seltener. An vielen Schutzzäunen des NABU kann in den letzten Jahren ein z.T. deutlicher Rückgang der Tiere beobachtet werden, umso wichtiger sind auch die Langzeitbeobachtungen bei der Schutzaktion.

Deshalb bittet der NABU Rad- und Autofahrer*innen um besondere Rücksicht für die Dauer der Amphibienwanderung. Frösche, Kröten und Molche sterben nicht nur durch das direkte Überrollen. Auch der geschwindigkeitsabhängige starke Strömungsdruck von Autos auf die Fahrbahn tötet sie. Autofahrer*innen sollten deshalb auf Straßen und Wegen mit Amphibienwanderungen Tempo 20 nicht überschreiten, um den Druck auf die sensiblen Organe gering zu halten, ausweichen zu können und die Überlebenschance der wandernden Tiere zu erhöhen.  

Eine Übersicht, wo Amphibien in Hamburg wandern ist auf der Website des NABU Hamburg unter www.NABU-Hamburg.de/amphibienwanderung zu finden.

Der NABU ist mit über 28.000 Mitgliedern Hamburgs größter Umweltverband. Mit praktischem Naturschutz, politischem Druck und Umweltbildung sorgen NABU-Aktive überwiegend ehrenamtlich dafür, dass Hamburg grün und lebenswert bleibt. Weitere Informationen und Mitmachangebote unter www.NABU-Hamburg.de.

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