I. Stuttgart
a) Übernachtungs- und Gästezahlen
Bis 2019 schrieb der Stuttgarter Übernachtungstourismus seine konstante Erfolgsgeschichte fort und verzeichnete zum zehnten Mal in Folge seit dem Jahr 2009 Zuwachsraten. In diesem 10-Jahreszeitraum stiegen die Übernachtungen um 53 Prozent auf über 4 Millionen. Mit dem Jahr 2020 und dem Beginn der Pandemie brachen sie dramatisch ein. Auch 2021 sind aufgrund von Reisebeschränkungen und Beherbergungsvorschriften noch kaum Erholungstendenzen sichtbar. Die Übernachtungszahlen bleiben nach wie vor hinter den Vorjahren zurück.
Nach Angaben des Statistischen Amtes der Stadt Stuttgart und des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg wurden im vergangenen Jahr 785.041 Gäste in Stuttgarter Beherbergungsbetrieben mit zehn und mehr Betten (inkl. Camping) registriert. Das sind 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Gäste buchten bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von ca. 2 Tagen 1.629.238 Millionen Übernachtungen. Damit lagen die Übernachtungszahlen um 1,1 Prozent unter denen des Vorjahres und 60 Prozent unter dem Erfolgsjahr 2019. Im Vergleich unterschiedlicher Tourismusdestinationen lässt sich erkennen, dass sich besonders Ziele wie die Landeshauptstadt, die sich durch Schwerpunkte im Geschäftsreisetourismus und Veranstaltungssegment auszeichnen, mit einer schnellen Erholung schwertun. Destinationen mit ausgeprägtem freizeittouristischen Angebot hingegen spürten 2021 in ausgewählten Monaten bereits wieder einen deutlichen Aufwärtstrend.
b) Übernachtungsangebot und Auslastung der Betriebe in Stuttgart
Aufgrund der Umstände der Corona-Pandemie schwankte das Übernachtungsangebot stark, d.h. es standen monatlich unterschiedliche Kapazitäten zur Verfügung. Insgesamt lag die Auslastung der Betten 2021 bei 22,3 Prozent. „An den Zahlen sieht man deutlich, wie sehr der Tourismus nach wie vor von den Corona bedingten Einschränkungen beeinflusst ist: Trotz eines geringeren Angebots mit weniger geöffneten Betrieben und weniger angebotenen Schlafgelegenheiten war die Auslastung erneut nur etwa halb so hoch wie vor der Pandemie“ , so Dr. Matthias Fatke, Leiter des Statistischen Amts der Landeshauptstadt Stuttgart.
c) Übernachtungen im saisonalen Verlauf
Auch 2021 bildet die saisonale Entwicklung den Verlauf der Corona-Pandemie ab: Das Vorjahr endete im Lockdown und 2021 startete im solchen. Besonders im ersten Quartal 2021 spiegeln die Zahlen die besonderen Umstände wider und sanken auf Tiefstwerte. Erst ab Juni ging die Kurve nach oben. Die Erholungsphase erreichte im Oktober ihren Höhepunkt. Diese flachte jedoch schnell wieder ab endete abrupt mit dem November. Der Teillockdown im Dezember und die kurzfristige Absage des Weihnachtsmarktes haben Hoffnungen auf einen besseren Jahresabschluss nicht erfüllt.
d) Herkunft der Übernachtungsgäste
In den Vorjahren hatte das Verhältnis der Übernachtungen deutscher und ausländischer Besucher bei 69:31 gelegen. Wie erwartet fiel dieses durch die Pandemie 2021 zunehmend zugunsten der inländischen Gäste aus und betrug 77:23. Die großen absoluten Verluste bei den ausländischen Gästen betreffen die traditionell starken Quellgebiete USA, Schweiz, Österreich, Vereinigtes Königreich und China. Dabei fallen die Raten aufgrund von Marktspezifika sowie jeweiliger Pandemiesituation unterschiedlich aus: Während die Märkte USA und Niederlande sich wieder langsam erholen, verharrt beispielsweise das Vereinigte Königreich noch im hohen zweistelligen Minus (-41,6% gegenüber 2020). Aufgrund der Absage des Stuttgarter Weihnachtsmarktes kamen Ende des Jahres 2021 deutlich weniger Schweizer nach Stuttgart, sodass der zweistärkste ausländische Quellmarkt mit knapp 20 Prozent Minus abschließt.
II. Region Stuttgart
Die Gesamtregion Stuttgart (fünf Landkreise und Landeshauptstadt Stuttgart) ist auch 2021 merklich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie gezeichnet. Die Übernachtungen beliefen sich auf genau 4.276.254, d.h. 1,2 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Corona bedingt standen in der Region 2021 monatlich unterschiedlich viele Betten zur Verfügung; die Auslastung lag 2021 im Jahresschnitt bei 21,4 Prozent. Die Tourismusbilanz gestaltet sich in den einzelnen Landkreisen verschieden: Esslingen, mit Abstand volumenstärkster Landkreis in der Region, schloss das Jahr mit einem Minus von 1,2 Prozent und 672.298 Übernachtungen ab. Ludwigsburg (plus 3,1 Prozent / 586.455 Übernachtungen), Böblingen (plus 3,2 Prozent / 641.180 Übernachtungen) und Rems-Murr (plus 3 Prozent / 346.241 Übernachtungen) verzeichneten ähnliche Zahlen. Göppingen registrierte plus 8,4 Prozent und 400.842 Übernachtungen.
III. Städtetourismus im Corona-Wandel
Der Städtetourismus hat durch die Coronakrise einen tiefgreifenden Wandel erfahren und steht vor großen Herausforderungen. Die Nachfrage aus den internationalen Quellmärkten ist nach wie vor gering und zurückhaltend. Dadurch rückt der Inlandstourismus umso mehr in den Fokus. Parallel dazu gewinnen die Freizeitgäste durch den Rückgang der Businessreisen an Bedeutung. All diese Verlagerungen erfordern einen neuen Umgang mit veränderten Gästebedürfnissen. Angebotsformen müssen überdacht, Verhaltensmuster geprüft und an neue Rahmenbedingungen angepasst werden.
IV. Ausblick 2022
„Mit der kürzlich vorgestellten Tourismusstrategie haben wir eine wertvolle Grundlage für eine zielgerichtete Weiterentwicklung des Tourismus geschaffen. Wesentlich dabei sind der Ausbau des Freizeittourismus sowie eine verbesserte Verknüpfung des Geschäftstourismus mit den zahlreichen touristischen Angeboten dieser Region“, so Armin Dellnitz, Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing GmbH.
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