Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch fordert, konkrete politische Konsequenzen aus dem heute veröffentlichten zweiten Teil des 6. Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC zu ziehen. „Die Klimakrise ist schon heute von zerstörerischem Ausmaß – sie fordert Menschenleben, treibt ökonomische Kosten in die Höhe, verschärft Konflikte und gefährdet Menschenrechte weltweit. Steigende Emissionen werden diese Lage massiv verschärfen. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung sieht der IPCC sogar einem hohen Risiko ausgesetzt“, sagt Vera Künzel, Referentin für Anpassung an den Klimawandel und Menschenrechte bei Germanwatch. „Das Problem ist: Die internationale Finanzierung von Anpassung an die Folgen der Klimakrise und der Umgang mit nicht mehr vermeidbaren Schäden und Verlusten stehen in keinem Verhältnis zu dieser drastischen Realität. Das muss sich schnell ändern.“

Klimawandelgetriebene Extremwetterereignisse haben weltweit bereits große und teils irreversible Schäden verursacht – und zwar in einem Ausmaß, das deutlich über frühere Schätzungen hinausgeht. Auch Deutschland hat diese bittere Realität im vergangenen Jahr unter anderem mit einer Flutkatastrophe erleben müssen, die neben massiven Kosten mehr als 180 Todesopfer forderte. Doch im globalen Süden sind solche Katastrophen noch deutlich häufiger anzutreffen. „Jene Länder und Menschen, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, leiden existenziell unter ihren Auswirkungen – allen voran auf dem afrikanischen Kontinent“, so Künzel.

G7-Länder unter deutschem Vorsitz müssen finanz. Zusagen einhalten
Die internationale Finanzierung für Anpassung an den Klimawandel hat mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten. „Hier sind die reichsten Länder gefragt, die sich dieses Jahr unter deutschem Vorsitz in der G7 treffen. Die G7 müssen sicherstellen, dass die von den Industrieländern eigentlich bereits bis 2020 zugesagten 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Klimaschutz und Klimaanpassung dieses Jahr endlich erreicht werden. Die Mittel für Klimaanpassung in diesem Paket müssen dabei mindestens verdoppelt werden. Außerdem muss die Bundesregierung den Umgang mit Schäden und Verlusten, an die keine Anpassung mehr möglich ist, oben auf die Agenda des G7-Gipfels setzen. Dafür muss es endlich angemessene Unterstützungsmechanismen und zusätzliche Finanzierung geben“, so Rixa Schwarz, Leiterin des Teams Internationale Klimapolitik bei Germanwatch.

„Wir brauchen ein umfassendes globales Schutzsystem vor der zerstörerischen Wucht der Klimakrise. Dieses muss sowohl angemessene Instrumente enthalten, die bessere Vorsorge vor Klimarisiken ermöglichen, als auch nach Wetterkatastrophen sowie beim Umgang mit den Folgen langsam voranschreitender Ereignisse wie etwa dem Meeresspiegelanstieg Unterstützung bieten“, so Schwarz weiter. „Auch Deutschland muss seine Zusagen bei der Klimafinanzierung einhalten. Noch nicht einmal der noch von der ehemaligen Kanzlerin Angela Merkel zugesagte jährliche Betrag von 6 Milliarden Euro ab 2025 ist bislang in der mittelfristigen Finanzplanung abgesichert. Wir fordern einen Aufwuchs auf jährlich mindestens 8 Milliarden Euro Haushaltsmittel für Klimaschutz und -anpassung im globalen Süden sowie zusätzliche Mittel für nicht mehr vermeidbare Verluste und Schäden.“

Der Weltklimarat zeigt auch: Damit die künftigen Auswirkungen des Klimawandels überhaupt noch bewältigt werden können, müssen die globalen Emissionen so schnell wie möglich auf Netto-Null sinken. Auch da ist die Bundesregierung jetzt gefragt: „Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen und unsere Abhängigkeit von fossilen Energieimporten schnell zu minimieren, sollten die G7-Staaten ab 2035 vollständig auf Gas, Öl und Kohle im Stromsektor verzichten. Die von Wirtschaftsminister Habeck angekündigten Oster- und Sommerpakete müssen auch Deutschland auf den Pfad zum fossilfreien Stromsystem 2035 bringen, indem sie den Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz deutlich beschleunigen“, erläutert Schwarz.

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