Viele Schwangere können derzeit ihre Schwangerschaft nicht unbeschwert genießen, zu groß ist die Sorge – bekomme ich Corona? Was macht das mit meinem Ungeborenen? Wie wirkt sich das auf die Geburt aus? Die Kolleginnen und Kollegen der CTK-Frauenklinik haben sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Thema Schwangerschaft und Geburt auseinandergesetzt. Waren Corona-positive Schwangere am Anfang der Pandemie eher die Seltenheit – zumindest am CTK – sind die Zahlen in der letzten Zeit gestiegen. Insgesamt wurden über 50 Schwangere mit einer Corona-Infektion in der CTK Klinik für Frauenheilkunde betreut.

„Wir betreuen in der Frauenklinik durchschnittlich drei bis vier Patientinnen täglich in unserer „Covideeinheit“. Diese Zahl mag erschreckend hoch sein. Allerdings sind wir nach Listungsverzeichnis des RKI die einzige Frauenklinik, die in Südbrandenburg und der Lausitz leitlinienbasierte strukturierte Therapien für die Schwangeren anbietet. Schwangere fahren nicht selten 100 km, um von den spezifischen Therapien profitieren zu können.  Oft werden die Betroffenen in wohnortnahen Kliniken als Covid-positive Frauen abgewiesen. Die Verzweiflung dieser Frauen ist groß“, berichtet Dr. Jörg Schreier, Chefarzt der CTK-Klinik für Frauenheilkunde. 

Seit der „Delta-Variante“ beobachten die Gynäkologen am CTK schwere Verläufe der Corona-Infektion bei Schwangeren, die nicht selten dazu zwangen, Schwangere frühzeitig zu entbinden, um eine intensivierte, effektive Therapie durchführen zu können. So wurden z.B. Erkrankungen, die durch eine gestörte Durchblutung der Plazenta in der Schwangerschaft auftreten können, deutlich häufiger beobachtet. Das betrifft z.B. den schwangerschaftsassoziierten Bluthochdruck und die Präeklampsie Schwangerschaftsvergiftung).  Folge dieser Erkrankungen können Thrombosen im Mutterkuchen und auch die vorzeitige Lösung des Mutterkuchens sein, was fatale Konsequenzen für Mutter und Kind hat. Auch das Risiko für eine schlechtere Sauerstoffversorgung unter der Geburt wird nach unserer Beobachtung unter der Geburt erhöht. Der aktuellen Literatur kann man entnehmen, dass die Rate an Todgeburten international höher war, als dies statistisch zu erwarten wäre. „Wir konnten nachweisen, dass die Plazenten von Patientinnen aus der frühen Deltaphase ausgeprägte Infarkte und Thrombosen aufwiesen. Dies konnte unter konsequenter Thromboseprophylaxe deutlich reduziert werden“, so Schreier.

Ein Fall wird den Medizinern wohl immer in Erinnerung bleiben: Eine junge, covid-erkrankte Mutter, die ihr Kind zur Welt gebracht hat und unmittelbar intensivmedizinisch behandelt werden musste. „Die Frau musste lange im künstlichen Koma gehalten werden und obwohl alles medizinisch Mögliche für sie getan wurde, war ihre Situation lange kritisch.  Mittlerweile ist sie soweit über den Berg, aber sie wird ihr Leben lang mit den Folgen der Krankheit leben müssen“, berichtet der Chefarzt. 

Solchen Patientinnen kann mit der Antikörpertherapie geholfen werden, die inzwischen am CTK etabliert ist. „Wir wollen damit ‚vor das Problem‘ kommen. Unter Berücksichtigung der ständig aktualisierten Empfehlungen des RKI und der geburtshilflich-perinatologischen Gesellschaften wird Schwangeren und jungen Müttern mit bestehenden Risiken für einen schweren Verlauf eine frühzeitige Antikörpertherapie angeboten. Seit Einführung unseres Konzepts konnten wir rund 50 erkrankte Schwangere behandeln und schwere Verläufe damit vermeiden“ freut sich Dr. Nikola Bangemann. Sie hat die Antikörpertherapie am CTK aufgebaut.

Wichtig: Die Patientin darf erst einige Tage geringe Symptome aufweisen.  Nur dann können die Antikörper die Viren suffizient abfangen und eine fulminante Covidinfektion im Keime ersticken. Je früher die Therapie gegeben wird, umso besser.

„Wir sind sehr froh über diesen Erfolg. Das Befinden in der Schwangerschaft wird nach unserer Wahrnehmung durch die Covid-Pandemie negativ beeinflusst:  Getriggerte Angst spielt dabei eine wesentliche Rolle und ist um ein Vielfaches größer, als reelle Risiken durch die Coronainfektion.  Deshalb sind in unserem Behandlungskonzept Psychologen und auch unsere Familienhebamme eingebunden. Ziel ist es, die Angst zu reduzieren, Vertrauen in die Fähigkeiten des eigenen Körpers zu entwickeln und die Schwangerschaft genießen zu können. An dieser Stelle muss betont werden, dass auch in der Schwangerschaft 90% der Infektionen ohne Folgen ablaufen. Die Auswirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen auf Kinder und Jugendliche werden wir vermutlich in der Zukunft erst objektivieren können. Bereits heute wird deutlich, dass therapiebedürftige psychische Störungen und Lernschwierigkeiten erheblich zunehmen. Für Säuglinge sind die geringsten Folgen anzunehmen“, betonen die beiden Mediziner.

Zwischenzeitlich wurde am Carl-Thiem-Klinikum eine spezielle Ambulanz für Frühtherapien von Covid 19 aufgebaut. Hier können auch nicht schwangere Frauen und Männer mit Risiken Antikörpertherapien erhalten, sofern die Kriterien des Paul-Ehrlich-Instituts und des RKI erfüllt sind.  Eine Stunde nach der Infusion können sie bereits nach Hause entlassen werden.

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