Mit dem Frühling beginnt die Zeit des Gärtnerns. Nach dem langen Winter wollen wir unsere Balkons und Gärten frisch bepflanzen und die wiedererwachte Natur genießen. Um uns auszustatten, strömen wir in Baumärkte und Gartencenter und kaufen zu Stapeln aufgetürmte Pflanzen- bzw. Blumenerde. Der WWF Deutschland ruft die Verbraucherinnen und Verbraucher dazu auf, hierbei auf torfhaltige Blumenerde zu verzichten und auf torffreie Produkte auszuweichen. Um konventionelle Blumenerde zu produzieren, werden wertvolle Moore zerstört. Diese sind Lebensraum für viele seltene und geschützte Arten und sehr wichtig für den Klimaschutz.

Albert Wotke, Programmleiter Flächennaturschutz des WWF Deutschland sagte: „Der Kauf torfhaltiger Blumenerde hat einen hohen Preis für die Umwelt. Durch Torfabbau werden der dramatisch zunehmende Artenschwund weiter beschleunigt und riesige Mengen des in den Mooren gespeicherten Kohlendioxids (CO2) freigesetzt. Dabei gibt es gute Alternativen: Torffreie Erden, die mit Kompost, Rindenhumus und Holzfasern hergestellt werden. Man zahlt vielleicht ein paar Euro mehr, tut damit aber nicht nur im eigenen Garten etwas Gutes, sondern leistet aktiven Arten- und Klimaschutz.“ Wotke rät auch von „torfreduzierter“ oder „torfarmer“ Blumenerde ab, auch wenn es sich um „Bio“-Produkte handeln sollte.

Bis ins 17. Jahrhundert waren Hoch-, Zwischen- und Niedermoore noch weitgehend unberührt. Durch die Entwässerung für die Land- und Forstwirtschaft und den Torfabbau z.B. zur Brennstoffgewinnung wurden Moore großflächig zerstört. Die heimischen Moorlandschaften bedeckten ursprünglich mit 1,5 Millionen Hektar eine Fläche von 4,2 Prozent der Landfläche Deutschlands. Heute sind sie zu 95 Prozent entwässert, abgetorft, bebaut oder landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzt. Viele der in diesen Lebensräumen anzutreffenden Tier- und Pflanzenarten sind mittlerweile vom Aussterben bedroht. Von 177 Pflanzenarten, die in Deutschland in nährstoffarmen Mooren hauptsächlich vorkommen, sind weit über die Hälfte gefährdet. Darunter fleischfressende Sonnentauarten, Wollgräser und etliche Torfmoose. Auch hoch spezialisierte Tierarten wie Hochmoor-Bläuling, Hochmoor-Perlmuttfalter, Moorfrosch oder Hochmoor-Mosaikjungfer sind auf Hochmoore angewiesen.

Torf ist eine Ansammlung von nicht oder nur teilweise zersetzten Pflanzenresten und entsteht unter Luftabschluss im Moor. Das Wachsen von Mooren kann Jahrtausende dauern: Ein gesundes Hochmoor beispielsweise wächst pro Jahr nur etwa einen Millimeter. Für eine ein Meter dicke Torfschicht braucht es also etwa tausend Jahre. Das von den Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommene CO2 wird im Moor gespeichert. Laut Bundesamt für Naturschutz entziehen Moore der Atmosphäre weltweit jedes Jahr 150 – 250 Mio. Tonnen CO2. Werden Moore zur Nutzung entwässert, entweicht das gespeicherte Klimagas. Aufgrund ihrer Rolle als CO2-Speicher spielen der Moorschutz und die Renaturierung von Mooren eine wichtige Rolle für den Klimaschutz.

Wotke: „Wir geben viel Geld für Umweltmaßnahmen wie die Wiedervernässung und Renaturierung von Mooren aus und zugleich geht der Torfabbau weiter – das ist doch ein riesiger Widerspruch.“

In Deutschland kommen für die Produktion sogenannter Kultursubstrate für den professionellen Gartenbau und den Freizeitbereich jährlich etwa zehn Millionen Kubikmeter Torf zum Einsatz, davon rund zweieinhalb Millionen für den Bedarf von Hobbygärtnern und -gärtnerinnen. Bei uns wird Torf überwiegend im vergleichsweise moorreichen Niedersachsen abgebaut – auf zuvor landwirtschaftlich genutzten Flächen. Zudem werden große Mengen an Torf importiert, zum Beispiel aus Estland wo 22 Prozent der Landesfläche aus Mooren besteht.

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