James Benning, der diesen Dezember seinen 80. Geburtstag feiert und seit über 50 Jahren Filme macht, porträtierte 1975 zusammen mit Bette Gordon für seinen ersten Film mit dem Titel THE UNITED STATES OF AMERICA die USA durch die Windschutzscheibe eines Autos. Sein neuer Film mit demselben Titel besteht aus 52 statischen Aufnahmen aus je einem US-Bundesstaat (sowie Puerto Rico und dem District of Columbia), begonnen bei Heron Bay, Alabama, bis zu Kelly, Wyoming. Die makellos komponierten, knapp zweiminütigen Ansichten von Landschaften, Städten und dem, was dazwischenliegt, ergeben ein Porträt der USA von heute, das en passant auch deren Bruchlinien nachzieht: umzäunte Anstalten, ein austrocknendes Flussbett, heruntergekommene Straßen und Tankstellen, ein Camp unter einer Brücke. Auch die Vergangenheit ist gegenwärtig, sie scheint auf in den Songs und Reden, die hin und wieder die Hintergrundgeräusche übertönen und neben die Motive treten, die ein ganzes Werk evozieren; denn die Wolken, Züge und Hütten repräsentieren nicht nur Bundesstaaten, sondern auch Filme. Wie immer bleibt Zeit für abstrakte Überlegungen: Auch wenn jede Einstellung für einen Bundesstaat steht, ist es mit der Repräsentation so eine Sache. Welcher Bundesstaat ist am filmischsten? 

The United States of America
USA 2022. DCP und ProRes. Länge: 98 min. Sprache: Englisch. Regie, Kamera, Schnitt & Produktion: James Benning. Uraufführung: 11. Februar 2022, Berlinale Forum

Auf der Forumsseite des Arsenal finden Sie ein Essay sowie eine Playlist zum Film, ein Interview mit James Benning können Sie hier lesen: thealike.com

"Jede Einstellung und jeder Ort steht für sich, verbunden nur konzeptuell durch das Ordnungsprinzip der Tafeln und die Montage … Im Sound filigran mit dem Originalton verflochtene Collagen, die neben Vogelgezwitscher und diversen Maschinengeräuschen mit historischen Tondokumenten auch deutlich politische Akzente setzen. Wenn der Filmemacher zu einem Baumwollfeld (Fayette, Mississippi) Bürgerrechtler über rassistische Gewalt sprechen lässt oder Woody Guthrie zwei Strophen von „This Land Is Your Land“ (Minier, Illinois) singt, ist dies mit vielen versammelten visuellen Americana auch eine programmatische Ansage gegen die Vereinnahmung des Patriotismus durch Trump und Konsorten. … Nicht zuletzt war James Benning immer schon auch ein Spieler und Humorist. … Der größten Spaß, den er sich herausnimmt, ist aber eine gewichtige Verschiebung im Verständnis des gesamten Films aus der Rückschau. … Aber bitte bleiben Sie aufmerksam bis zum Abspann! Es könnte sein, dass Sie „The United States of America" danach gleich ein zweites Mal sehen wollen." 

Silvia Hallensleben, Tagesspiegel

"James Benning filmt mit 52 Ansichten von Kalifornien die gesamten USA. The United States of America verstrickt sich heillos in Ungereimheiten und wird Bennings Mammutprojekt gerade damit gerecht."

Jonas Nestroy, critic.de

"But while THE UNITED STATES OF AMERICA is meditative and reflective in ways that are characteristic of Benning’s earlier work, this is a landscape that is haunted by its past, evidence of which can be seen, heard and felt throughout the film…. One thinks of Benning’s other film with America in the title, _American Dreams (Lost and Found)_. The multiple narrative devices in that film complicate any neat image of the country, and one can see both _United States of America_ films as their own separate strands of America to mentally superimpose. It becomes clear: In reusing the same title as his decades-old film, Benning forms a necessary dialectic between America’s scenic beauty and its sinister underbelly. "Lovin‘ you, I can see your soul come shining through." 

Jim Gilles, The Hollywood Times

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