Im Mittelpunkt stand eines der großen Probleme der Energiewende: Wie kann energieeffizientes und gleichzeitig sozial verträgliches Bauen heutzutage gestaltet werden? Und das vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges, der auch zum schnellen Umstellen bisheriger fossiler Energieträger, alle voran Erdgas, auf erneuerbare Energien zwingt.

Darauf ging auch Michael Kynast, Geschäftsführer der Messe Erfurt und Veranstalters der EEST, ein und wies auf das Dilemma vieler Unternehmen hin, die erst kürzlich in bewährte Technologien investiert hätten, die nunmehr auf dem Prüfstand stünden. Der Mitinitiator der EEST, Professor Dr. Ulrich S. Schubert von der Friedrich-Schiller- Universität Jena, wies auf die umfangreiche Forschungslandschaft   hin, die sich dem Thema Speicher für die Energiewende widmet.

Dr. Tobias Wätzel, Wissenschaftlicher Leiter der HySON gGmbH in Sonneberg, beleuchtete in seiner Keynote „Die unentbehrliche Rolle der verschiedenen Speichertechnologien für die Wärmewende“. Er wies darauf hin, dass eine ehrliche und grüne Energiewende eine kontinuierliche Energieversorgung erschwert, da ein Großteil volatil erzeugt würde. Der Netzausbau beim Strom sei hier nicht ausreichend. Deswegen brauche es Speicher, etwa auch in Form von Wasserstoff, Ammoniak oder Methan. 

Gerade im Wohngebäudebereich sei dies besonders schwierig, weil sich hier der Energieverbrauch seit 1990 auf einem stabil hohem Niveau bewege, in dem sich lediglich der Schwerpunkt von der Kohle weg zum Erdgas bewegt habe. Auch hier könne ein höherer „grüner“ Anteil an Energie nur mit intelligenter Speicherung und Lastmanagement bewältigt werden. Gerade im Wohnungsbereich gelte aber auch, dass jede Technologie nur so gut sei wie derjenige, der sie betreibe.

Heiko Lüdemann, Bereichsleiter Eis-Energiespeichersysteme der Viessmann Deutschland GmbH, stellte eine ganz spezielle Lösung für genau dieses Problem vor.   Denn Eis-Energiespeichersysteme nutzen nicht nur die Kristallisationswärme des Wasers als zusätzlichen Heizungseffekt, sondern können für eine kontinuierliche Wärmeversorgung im Winter und eine ebensolche Kühlung im Sommer sorgen. Die dazu nötigen Wärmepumpen könne man mit Photovolatikstrom betreiben. Das mache sie sehr effizient. Gleichzeitig müsse man gerade in der Wohnungswirtschaft Heizung, Kühlung, Strom und Energiespeicher zusammendenken.

Gunar Schmidt, Geschäftsführer der Stadtwerke Energie Jena Pößneck GmbH, zeigte in einem Impulsvortrag die Zusammenarbeit in der Energie- und Wohnungswirtschaft am Beispiel des Smarten Quartiers Jena-Lobeda. Hier ist es dem Energieversorger zusammen mit dem Wohnungsunternehmen gelungen, 300 Wohnungen einer alten WBS-70-Plattenbausiedlung smart und energieeffizienter zu sanieren. Dieses Modell ließe sich auch auf andere Gebäude übertragen.

Das ergab auch die anschließende Podiumsdiskussion, an der die Referenten sowie Prof. Dr. Clemens Felsmann von der Technischen Universität Dresden und Frank Emrich vom Verband der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft e.V. sowie Berend Felgentreff, Technischer Berater für Systemtechnik aus Leipzig diskutierten.

Felsmann, der sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit mit Abwärme beschäftigt, wies auf die vielen unentdeckten Quellen hin, die etwa zur Versorgung innerstädtischer Quartiere genutzt werden könnten, so Abwärme aus Kälteproduktion, Handel und Gewerbe. Eine besondere Rolle nehme dabei die Digitalisierung ein. Nur mit den hier erhobenen Daten und einem Monitoring ließen sich Energieversorgungsanlagen effizient steuern.

Felgentreff erläuterte, dass Verbrauch vor Speicherung kommen müsse und plädierte für eine volatile Nutzung des Energieverbrauchs. Als Beispiel diente ihm der Windmüller, der dann Tag und Nacht arbeitete, wenn der Wind wehte. „Wir haben unser Nutzerverhalten nicht mehr im Griff. Mit einer Präzisierung des Nutzerverhaltens könnten wir aber Angebot und Nachfrage entkoppeln“, so Felgentreff.

Emrich wies auf den großen Zielkonflikt zwischen energieeffizientem Bauen und der Bezahlbarkeit von Wohnraum hin. Auch er plädierte für mehr Effizienz und machte dazu gleich ganz konkrete Vorschläge. „Die neue Heizkostenverordnung müsste man dahingehend ändern, dass wir die dort erhobenen Daten für das Monitoring unserer Anlagen verwenden dürfen. Und die monatliche Information der Mieter, die häufig auf Papier erfolgen muss und uns pro Jahr und Mieter bis zu 100 Euro kostet, gehärt abgeschafft.“

Einvernehmen herrschte bei den Teilnehmern, dass dies nur mit Hilfe von effizienten Technologien gelingen könne, zu deren Kernstück Wärmespeicher gehörten. Dabei müsse es auch darauf ankommen, bestehende Heizungsanlagen gerade in der Wohnungswirtschaft auf ihre Effizienz hin zu überprüfen.

Die gesamte Veranstaltung wurde live im Internet gestreamt und wird in den kommenden Tagen für Interessenten über die Webseite www.erfurter-energiespeicher-tage.de abrufbar sein. 

Am 14. und 15. Juni 2022 finden wieder die Erfurter Energiespeichertage statt – als Kongress mit begleitender Fachausstellung. Sie bündeln alle Inhalte der vorangegangenen Spezial-Veranstaltungen und bieten ein Podium für die einzelnen Themen. Derzeit arbeiten die Veranstalter an der Themensetzung, die alle Bereiche von Speichern in Wärme, Mobilität und Stromversorgung abdecken wird.

Websitewww.erfurter-energiespeicher-tage.de

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14. und 15. Juni 2022 – Erfurter Energiespeichertage, conference & exhibition

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