Der Bergbau am Silberberg blickt auf eine lange Geschichte zurück, die vermutlich bereits im Hochmittelalter ihren Anfang nahm. Urkundlich belegt ist der Betrieb des Bergwerkes unter den hessischen Landgrafen ab 1506. Mit hohen Investitionen und auf dem neuesten Stand der Bergbautechnik wurde das Bergwerk in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit einem damals hochmodernen Pumpensystem ausgestattet, das über die Wasserkraft der Modau angetrieben wurde. Nach etwa einem Jahrhundert war jedoch Schluss mit dem Abbau der Blei-, Silber- und Kupfererze am Silberberg, danach verfielen auch die Aufbereitung und die Verhüttungsanlage, die ganz in der Nähe am "Schmelzacker" standen. Neue Erkundungsarbeiten 1906 bis 1907 zeigten, dass viele Objekte der technischen Einrichtung in der Grube belassen worden waren. Wieder aufgenommen hat man den Betrieb freilich nicht, und auch eine erneute Öffnung der Stollen in den 1930er Jahren brachte nicht den gewünschten Erfolg.
Nachdem der Forst und der Ober-Ramstädter Verein für Heimatgeschichte e. V. 1997 und 1998 den Tagstollen der Grube für Fledermäuse geöffnet und mit einem Holzausbau versehen hatten, wurde es wieder ruhig um den Stollen. Zuletzt bestand nur noch die Eingangstür, deren Fledermaus- Einflugsloch durch eine Betonröhre mit dem kurzen, begehbaren Stollen verbunden war. 2011 erstellte die Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald in Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Geo-Naturpark eine Geopunkt-Informationstafel, 2019 kam eine Wanderschutzhütte hinzu. Nach langen Überlegungen reifte der Entschluss, den Stollenrest doch wieder dauerhaft für Fledermäuse und in den Sommermonaten für Forschungszwecke zu öffnen, um das kulturhistorische Denkmal auf diese Weise zu erhalten. Unter der fachkundigen Leitung von Steinmetz Christoph Eichler entstand in arbeitsintensiven Wochenenden und Abendstunden der acht Meter lange Gewölbevorbau aus Naturstein, der den Eingang in den nächsten Jahrzehnten zugänglich halten soll. Ein besonderes Highlight ist die von ihm aus Sandstein gemeißelte Statue der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute. Sie wurde während der Einweihung feierlich von Diakon Wagner geweiht und soll die Mitarbeiter bei den weiteren, geplanten Forschungsarbeiten schützend beistehen.
"Ein beispielgebendes Projekt, das den Erhalt unserer historischen Bergbaurelikte, die Unterstützung der biologischen Vielfalt und ehrenamtliches Engagement in bester Weise zusammenführt", so Geo- Naturpark-Geschäftsführerin Weber, die allen beteiligten Personen und Institutionen für deren Engagement dankte und versicherte, auch künftig derartige Vorhaben von Seiten des Geo-Naturparks entsprechend zu unterstützen.
Bürgermeister Werner Schuchmann dankte der AG Altbergbau für die viele ehrenamtlich geleisteten Stunden, die notwendig waren, bis der Stollen in der jetzigen Form entstanden war und versicherte, dass die Stadt Ober-Ramstadt auch in Zukunft diese wunderbare Arbeit fördern wird.
Auf die Frage, wie es nun weitergeht mit der Grube "Gnadt Gottes" (so der historisch überlieferte Name), antwortet Jochen Babist von der Arbeitsgemeinschaft: "Vor der Hacke beziehungsweise der Kelle ist es dunkel. Wir haben vor, die Forschungsgrabungen und Dokumentationsarbeit gemeinsam mit der hessenARCHÄOLOGIE weiterzuführen und wissen tatsächlich nicht, was uns erwartet. Ein Besucherbergwerk ist zunächst einmal nicht geplant, dafür ist auch der derzeit begehbare Stollen zu kurz und nicht interessant. Wir werden aber natürlich im Außenbereich über die Arbeiten und die Ergebnisse informieren. Und im Winter bleibt die Grube weiter geschlossen für die Fledermäuse – wir erhoffen uns hier übrigens durch die Forschungsgrabung, verbunden mit der Erweiterung des Winterquartiers, einen positiven Effekt."
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