Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) führt seit 2009 im Auftrag von HessenForst im Hessischen Ried Probegrabungen zur Ermittlung der Engerlingsdichte jeweils in dem Jahr vor einem Hauptflugjahr durch. Die Ergebnisse aus 2021 haben ergeben, dass sich die Population von Süden langsam nach Norden bewegt. So ist im Bereich um Darmstadt, Groß-Gerau und südwestlich des Frankfurter Flughafens dieses Jahr mit einem starken Maikäferflug zu rechnen. Die Kühkopfaue und der Bereich um Weiterstadt sind inzwischen weniger betroffen. Die Forstämter bereiten sich darauf vor, bei lokalen Massenflügen zusammen mit den zuständigen Behörden im Bedarfsfall notwendige Maßnahmen einzuleiten, wie z.B. die kurzfristige Sperrung von Straßen.
Viele Naturbegeisterte, Familien und Kinder freuen sich auf den Anblick der Käfer und frischen dabei vielleicht Kindheitserinnerungen an Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ auf. Der Wald leidet allerdings massiv unter der wiederkehrenden Massenvermehrung. Dabei spielt der Wurzelfraß der Engerlinge eine weit größere Rolle als der Blattfraß der ausgewachsenen Käfer. Angefressene Pflanzenwurzeln können weder Wasser noch Nährstoffe aufnehmen, vertrocknen oft auf großer Fläche und verlieren die Verankerung. Selbst ältere Bäume leiden unter den Wurzelschäden.
Gegenüber normalen Witterungsschwankungen sind ausgewachsene Käfer relativ widerstandsfähig. Den größten Einfluss auf die natürliche Regulation der Waldmaikäferpopulation haben nach derzeitigem Kenntnisstand die im Waldboden vorkommenden Gegenspieler wie Bakterien, Nematoden und Pilze.
Die Entwicklung vom Ei zum fertigen Käfer beträgt im Hessischen Ried meist vier Jahre. Dabei leben die Larven, auch Engerlinge genannt, drei Jahre im Boden. Während der Vegetationszeit von April bis September befinden sich die Larven in 20 cm Tiefe wo sie sich von den feinen Wurzeln der Bäume ernähren. Im Winter begeben sie sich oft in tiefere Schichten und bleiben so unterhalb der Frostgrenze. Im vierten Jahr schlüpfen die fertigen Käfer, je nach Witterung, Mitte April bis Anfang Mai.
Nach dem Ausflug fressen sie geradezu verschwenderisch die jungen Blätter der Waldbäume, um genügend Energie für ihr kurzes Leben als fertige Käfer (vier bis sieben Wochen) und für die Paarung zu sammeln. Besonders Rot-, Stiel- und Traubeneichen sowie Buchen stehen auf ihrem Speiseplan. Die Bäume können durch den Blattfraß nahezu entlaubt werden, erholen sich aber meist in den folgenden zwei Monaten durch Neuaustrieb. Die Eiablage erfolgt schließlich überwiegend im Gras. Aus forstlicher Sicht ist es deshalb entscheidend, einen möglichst dichten, verschattenden Baumbewuchs zu erhalten. Er verhindert, dass Gräser und damit auch die Maikäfer sich ausbreiten.
Weitere Informationen zum Maikäfer finden Sie auch unter https://www.hessenforst.de/…
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