Im Garten- und Landschaftsbaubetrieb Gaerten von Hoerschelmann in Bargfeld-Stegen sind alle drei Auszubildenden weiblich. Und das, obwohl in der landschaftsgärtnerischen Zunft – wie in vielen handwerklichen Berufen – männliche Fachkräfte nach wir vor in der Überzahl sind. Bei Gaerten von Hoerschelmann hingegen zählen nicht Geschlechterrollen, sondern Motivation und Begeisterung für den Beruf. Darüber hinaus ist man in dem schleswig-holsteinischen Fachbetrieb sicher: Das Betriebsklima und auch die Qualität der Arbeit profitieren von einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis. Anlässlich des Girls´ Days, der am 28. April begangen wird, werfen wir einen Blick hinter die Kulissen:

Lisa Musehold steuert geschickt einen Minibagger über das Gelände des Unternehmens Gaerten von Hoerschelmann in Bargfeld-Stegen und parkt ihn ebenso vorbildlich ein. Gemeinsam mit ihren Azubi-Kolleginnen Lea Petit und Kim Uphoff war die Auszubildende im 2. Lehrjahr gerade dabei, eine beachtliche Pflanzgrube für eine Großbaumverpflanzung auszuheben. Hier möchten sie anschließend eine alte Eibe einpflanzen. Mit dabei ist auch der Geschäftsführer und Ausbilder Klaaß Plagmann. Er nutzt die Gelegenheit für eine Unterrichtseinheit in Gehölzkunde und erklärt, welche Eigenschaften für die Eibe charakteristisch sind. Seine drei Auszubildenden hören aufmerksam zu.

Im Fachbetrieb Gaerten von Heorschelmann ist Frauenpower Alltag. Jedes Jahr stellt das Unternehmen mindestens eine neue Auszubildende oder einen neuen Auszubildenden ein. In den vergangenen fünf Jahren waren dies merhheitlich Frauen. Und auch im Sommer 2022 wird eine weibliche Nachwuchskraft ihre Ausbildung in Bargfeld-Stegen beginnen. Ungewöhnlich, möchte man meinen, denn nicht umsonst gibt es Initiativen wie den Girls´ Day. Der Aktionstag soll Mädchen und Frauen motivieren, handwerkliche, technische oder naturwissenschaftliche Berufe zu ergreifen. Denn Mädchen haben zwar im Schnitt die besseren Noten, mehr als die Hälfte von ihnen wählt aber aus nur zehn verschiedenen Ausbildungsberufen aus. Damit schöpft dieser Anteil der Berufeinsteigerinnen seine beruflichen Möglichkeiten bei Weitem nicht aus – und verpasst somit vielleicht die Chance, einen beruflichen Weg zu gehen, der den eigenen Interessen viel eher entspricht. 

„Wir suchen keine Männer oder Frauen, sondern Überzeugungtäter:innen“

Lisa Musehold, Lea Petit und Kim Uphoff haben es anderes gemacht. Sich nicht von Vorurteilen abschrecken lassen, Frauen könnten keine schweren Maschinen bedienen oder körperlich anstrengende Arbeiten verrichten. „Maschinen können Männer und Frauen steuern, Hebel und Knöpfe sind für alle gleich“, sagt Lisa Musehold. Und Lea Petit ergänzt: „Kraft ist nicht unbedingt geschlechterabhängig. Blockstufen schleppen ist am Anfang für jeden schwer. Die Ausdauer und die Muskeln kommen bei Frauen und Männern mit der Zeit.“ Auch Klaaß Plagmann sieht das so. „Bei der Auswahl unserer Auszubildenden ist das Geschlecht nicht ausschlaggebend. Wir suchen nicht gezielt nach weiblichen oder männlichen Mitarbeiterinnen, sondern nach motivierten ´Überzeugungstäter:innen`, die mit Leidenschaft und Motivation dabei sind. Und das waren in den letzten Jahren eben verstärkt junge Frauen“, so der Geschäftsführer.

Tatsächlich haben sich alle seine drei weiblichen Auszubildenden bewusst für die Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin entschieden, da dieser Beruf genau die Dinge erfüllt, die ihnen wichtig sind. Kim Uphoff begeistert sich für alles Handwerkliche und für Pflanzen, die sie auch in ihrem eigenen Garten pflegt. Lisa Musehold wollte ihren Arbeitsalltag an der frischen Luft verbringen und Lea Petit praktisch mit Pflanzen arbeiten. Und wie kommen die drei miteinander und mit den Kolleginnen und Kollegen aus? „Wir Azubis verstehen uns super und unterstützen einander. Und die Stimmung im gesamten Team ist ebenfalls klasse“, sagt Kim Uphoff. Dass männliche Landschaftsgärtner grundsätzlich im Vorteil sind, sieht auch sie nicht so: „Wenn wir gelegentlich körperlich vielleicht nicht alles genauso machen können, wie ein sehr kräftiger Mann, machen wir das häufig mit Empathie, einem guten Blick für Details und einem empathischen Umgang mit den Kolleg:innen und Kund:innen wett“. Das beobachtet auch Klaaß Plaßmann: „Wenn Frauen auf der Baustelle sind, ist der Umgangston gleich netter. Sie sind mit Kopf und Herz dabei und engagieren sich oft auch über die Pflichtaufgaben hinaus“. Lisa Musehold und Kim Uphoff zum Beispiel treten in diesem Jahr gemeinsam beim Berufswettkampf „Landschaftsgärtner- Cup Nord“ in Rostock an und Lisa schreibt zusätzlich im Landschaftsgärtner Azubi-Blog „Alles Grün“. „Ich möchte besser werden und andere mit meiner Begeisterung anstecken“, sagt sie – und schwingt sich wieder auf den Sitz des Minibaggers. Schließlich soll die Baustelle heute noch fertig werden.

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