Ein Blick in europäische Nachbarländer oder die USA zeigt, dass eine Cannabis-Legalisierung die Zahl der regelmäßigen Konsumenten und in der Folge die Zahl der Menschen erhöhen kann, die cannabisbezogene Störungen und Folgeerkrankungen entwickeln. Die größten gesundheitlichen Risiken bestehen vor allem bei einem intensiven und langjährigen Konsum sowie einem Konsumbeginn im Jugendalter. Etwa 10 % aller Cannabiskonsumenten entwickeln über die Lebenszeit eine Abhängigkeit. Aus Sicht der DGPPN muss eine kontrollierte Abgabe daher eng medizinisch-wissenschaftlich begleitet werden und mit den folgenden Maßnahmen einhergehen:
▪ Prävention: Sowohl spezifische verhaltens- als auch verhältnispräventive Maßnahmen müssen zum Tragen kommen.
▪ Jugendschutz: Um einen schädlichen Einfluss auf die Hirnreifung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu vermindern, soll die Altersgrenze des Zugangs nicht unter 21 Jahren liegen.
▪ Beratung und Behandlung: Der Ausbau niedrigschwelliger, kultursensibler und flächendeckender Beratungs- und Behandlungsangebote muss vorangetrieben werden.
▪ Begleitforschung: Die Auswirkungen und Marktentwicklungen der kontrollierten Cannabisfreigabe müssen intensiv beforscht werden.
▪ Finanzierung: Es ist sicherzustellen, dass die Einnahmen aus dem Cannabisverkauf vollständig zur Förderung von Prävention und Jugendschutz sowie zur Suchtversorgung und -forschung verwendet werden.
„Noch sind viele Fragen völlig ungeklärt. Wie werden Jugend- und Gesundheitsschutz sichergestellt? In welcher Form werden Verbraucher über die Risiken sowie über Hilfs- und Beratungsangebote informiert? Wie sollen Evaluierung und Begleitforschung aussehen? Prävention sowie Früherkennung und -intervention müssen von Anfang an mitgedacht werden, wenn der Staat seiner Schutzpflicht nachkommen und nicht dazu beitragen will, dass mehr Menschen psychisch erkranken. Gerade bei Jugendlichen unter 21 Jahren hat Cannabiskonsum einen Einfluss auf die Hirnreifung und kann das Psychose-Risiko erhöhen“, mahnt DGPPN-Präsident Thomas Pollmächer.
„Den gesundheitlichen Risiken muss daher mit einem differenzierten und umsichtigen Regelwerk begegnet werden, dem Prävention und Jugendschutz als Prämissen zugrunde zu legen sind“, fasst Pollmächer zusammen.
Eine Arbeitsgruppe von führenden Expertinnen und Experten hat im aktuellen Positionspapier der DGPPN den Kenntnisstand zu Cannabiskonsum und psychischer Gesundheit zusammengetragen und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet.
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