Angespornt durch die Aufbruchstimmung ihrer Gründungszeit 1948 entwickelten die CoBrA-Künstler eine völlig neue Bildsprache: Ziel von CoBrA war es, mit dem akademischen Modernismus und den "-ismen" der damaligen Kunstbewegungen zu brechen. Geprägt von gemeinsamen Ideen und gegenseitiger Inspiration schuf die Gruppe ihre eigene, unverwechselbare künstlerische Handschrift, die jedoch in den individuellen Stilen der einzelnen Mitglieder immer ihre Individualität beibehielt. Trotz einer allgemeinen Tendenz zur Abstraktion, lösten sich die Künstler nur in seltenen Fällen vollständig vom Gegenständlichen.

Eine weitere wichtige Zielsetzung der CoBrA-Kunst war es, dem Unterbewusstsein den größtmöglichen Spielraum zu geben, um zu einem spontanen schöpferischen Ausdruck zu gelangen. Diesem Anspruch zufolge spielt das Medium der Zeichnung eine fundamentale Rolle für die unmittelbare Umsetzung der künstlerischen und reinen Idee. Ohne die Notwendigkeit einer Grundierung oder des Anmischens von Farben ist der Künstler sofort handlungsfähig und kann so nur mittels eines schnellen Strichs einen besonderen Impuls festhalten. Der schnelle Strich, das Streben nach einer neuen Spontaneität und Ausdrucksfreiheit, der Wunsch, die Unmittelbarkeit eines Momentes festzuhalten – all das vereint die Mitglieder von CoBrA auch über die Existenz dieser Künstlergruppe hinaus.

Dies lässt sich eindrucksvoll an der Tuschezeichnung Ohne Titel (1968) des Protagonisten unserer Ausstellung, Corneille, beobachten. Diese Arbeit zeichnet sich durch eine zügige Pinselführung sowie die für CoBrA typische Verflechtung von Abstraktion und Figuration aus – menschliche Konturen lassen sich inmitten einer wirr skizzierten Landschaft aus organischen Formen erkennen. Die Aktzeichnung in Ölkreide, Kohle und Tusche mit dem Titel Meriem, ebenfalls von Corneille, fängt einen sehr spontanen und intimen Moment ein. Eine formgewordene, impulsiv ausgeführte Idee zeigt Luceberts Tuschezeichnung San Roque. Abstrakte, fratzenhafte Gebilde in einer kraftvollen Bilddynamik wurden hier auf Papier gebannt. Aus leichter Hand, ebenfalls in Form einer Tuschezeichnung, wurde das Logogramm Si loin qu’on souffle des belgischen Künstlers Christian Dotremont ausgeführt.

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