Nur 11 Prozent der Beschäftigten im höheren Dienst mit Vorgesetzen- und Leitungsfunktionen in den obersten Bundesbehörden führen in Teilzeit. Davon sind 73 Prozent Frauen. Führen in Teilzeit ist immer noch die Ausnahme.
„Wer für die Familie die Arbeitszeit reduziert – und das sind noch immer überwiegend Frauen – schafft es seltener in Führungspositionen. Wir wollen daher Führen in Teilzeit gemeinsam mit den dbb frauen im Rahmen eines Modellprojekts ausbauen. So sollen in Zukunft mehr Frauen die Chance erhalten, in Führungspositionen zu gelangen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden. Das ist ein wesentlicher Baustein, um das gesetzliche Ziel der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an Führungspositionen in der Bundesverwaltung bis Ende 2025 zu erreichen“, betonte Margit Gottstein, Staatssekretärin im BMFSFJ. Zusammen mit der Vorsitzenden der dbb bundesfrauenvertretung, Milanie Kreutz, gab sie Anfang Mai 2022 den Startschuss für das gemeinsame Projekt.
„Uns geht es vor allem darum, dass Teilzeitmodelle als Standardarbeitsverhältnisse anerkannt werden. Gerade im höheren Dienst muss es selbstverständlich sein, dass Frauen sich nicht zwischen ihren familiären Fürsorgepflichten und einer beruflichen Führungsposition entscheiden müssen“, machte Kreutz deutlich.
Kreutz verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung einer genderechten Haushaltsführung, die für die Gestaltung einer geschlechtergerechten und nachhaltigen Behördenkultur unabdingbar sei. Einen behördenübergreifenden Universalplan für den gesamten Bundesdienst zu entwerfen, sei jedoch nicht zielführend. Vielmehr müssten, so Kreutz, aufbauend auf den spezifischen Kapazitäten und Arbeitsanforderungen in den jeweiligen Ministerien sowie deren nachgeordneten Bereichen, konkrete Lösungen erarbeitet werden. „Jede Verwaltung kann Führen in Teilzeit zur Realität machen, denn unterschiedliche Konstellationen – Führungsverantwortung unter mehreren Fachkräften aufzuteilen oder Führungspositionen in Teilzeit anzubieten – eröffnen vielfältige Spielräume.“
Vor allem aber gehe es in erster Linie darum, die Vorzüge dieser Führungsmodelle für die gesamte Belegschaft noch stärker zu kommunizieren. „Das Führen in Tandems hat beispielsweise den Vorteil, dass nunmehr zwei Ansprechpersonen Feedback geben können und damit auch zwei Meinungen zur Leistungsbewertung eingeholt werden können. Dienstliche Beurteilungen, die für die Karriereentwicklung von Beamtinnen ausschlaggebend sind, können so insgesamt fundierter, objektiver und ausbalancierter formuliert werden.“ Den derzeitigen Führungskräften käme eine Schlüsselfunktion zu: „Kommunikationsfähigkeiten und soziale Kompetenzen müssen ebenso trainiert werden wie Resilienz und Teamorganisation.“
Darüber hinaus zeigten sich Kreutz und Gottstein mit Blick auf die aktuelle politische Situation einig: Frauen- und Gleichstellungsthemen dürfen auch in Krisenzeiten in der politischen Agenda nicht aus dem Blickfeld geraten, sondern müssen krisenfest gestaltet werden.
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