Rund 75 Prozent der globalen Nahrungspflanzen sind von der Bestäubung durch Bienen abhängig, in Deutschland beispielsweise Raps oder Obst- und Beerenkulturen. Dabei wird häufig vergessen, dass es neben der Honigbiene viele weitere Bienenarten gibt, die sogenannten Wildbienen – hierzulande rund 595 Arten. 

Während die Honigbiene, die ausschließlich in der Obhut des Imkers überlebt, weltweit noch sehr häufig vorkommt, ist der Großteil ihrer wild lebenden Verwandten gefährdet. Aber auch Wildbienen sind im großen Umfang an der Bestäubung von Nutz- und Wildpflanzen beteiligt. Wer die fleißigen Bestäuber in ihrem Tun unterstützen möchte, kann das im eigenen Garten und sogar auf dem kleinen Stadtbalkon tun. Dabei gibt es allerdings ein paar Punkte zu beachten:

  1. Der Rasen im Garten darf nicht zu kurz sein: „Ein Rasen, der nur wenige Zentimeter wachsen darf, hat Wildbienen keine Nahrungspflanzen anzubieten. Wer aber nur ein- bis zweimal jährlich mäht – nämlich im Frühsommer nach der Hauptblüte der ersten Pflanzen sowie nach der Vegetationsperiode im September– gibt vielen Blühpflanzen die Möglichkeit zur Blüte zu kommen und tut dabei vielen Insekten etwas Gutes“, erklärt Manuel Hensen, Koordinator der Wildbienenprojekte der Deutschen Wildtier Stiftung. Das heißt nicht, dass ein wildbienenfreundlicher Garten unordentlich aussehen muss. Tipp: beim Rasenmähen einfach Pflanzeninseln stehen lassen. Für den Balkon gilt: Auch mal heimische Wildstauden wie Färberkamille oder Schafgarbe in die Töpfe pflanzen.
  2. Offene Bodenstellen anbieten: Steht Halm an Halm und sind Blumenbeete mit Rindenmulch abgedeckt, finden Wildbienen kaum eine Möglichkeit, Nistplätze in der Erde anzulegen. Viel besser sind sonnige Rasenflächen, die an einigen Stellen offen und sandig gehalten werden. Hier graben sich viele Wildbienenarten eine Niströhre und legen ihre Brutzellen hinein. „Sie können auch eine Sandfläche oder einen Sandhaufen anlegen. Eine Fläche ab vier Quadratmetern ist dafür ausreichend. Der Sand sollte 20 bis 30 Zentimeter hoch liegen. Um den Durchwuchs von Pflanzen zu verhindern, vorher den Mutterboden etwa 20 Zentimeter tief abtragen“, sagt Hensen.
  3. Wildbienenhotels richtig platzieren: Achten Sie darauf, Nisthilfen an einen trockenen, warmen, sonnigen und windgeschützten Standort aufzuhängen. Am besten eignet sich ein Platz in südöstlicher Ausrichtung. Nisthilfen in Bäumen oder frei hängende, beschattete Nisthilfen werden nicht angenommen. „Leider werden in Baummärkten häufig Wildbienenhotels angeboten, die nahezu keinen Wert für die Tiere haben“, sagt Hensen. Völlig nutzlos sind beispielsweise Holzwolle, Tannenzapfen oder Kieselsteine.
  4. Pflanzenvielfalt bieten: Für Wildbienen kommen viele einheimische Blütenpflanzen als Nektar- und Pollenquelle in Frage. Hensen: „Es müssen nicht immer nur Blumen sein. Auch heimische Gehölze, wie Weißdorn, Schlehe, Weide oder Obstbäume aller Art sind in einem Garten attraktiv für Wildbienen und werden von diesen vor allem im Frühjahr als Nektar- und Pollenquelle genutzt.“ Auf der Internetseite wildbiene.org finden Sie eine Vielzahl geeigneter Wildbienennutzpflanzen.

Bei all dem kann gerade in Städten der Trend zum privaten Imkern zu einer zunehmenden Nahrungskonkurrenz zwischen Honig- und Wildbiene führen. Vielerorts ist das natürliche Verhältnis zwischen domestizierten und wilden Bienen bereits erheblich gestört. Durch den extrem hohen Nektar- und Pollenbedarf eines Honigbienenvolkes können so bei gleichzeitig geringem Blütenangebot ganze Wildbienenpopulationen in ihrem Fortpflanzungserfolg geschädigt werden.

Infokasten:

Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich seit 2015 für den Wildbienenschutz in Berlin, Hamburg und München ein. Wildbienen leisten mit ihren Bestäubungsdiensten einen unschätzbaren Beitrag für die biologische Vielfalt. Wildbienen sind in Deutschland stark bedroht. Ihr Lebensraum wird immer knapper. Erfahren Sie mehr auf www.wildbiene.org.  

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