Vom 20. Mai bis 14. August 2022 präsentiert das Kunsthaus Zürich in einer Ausstellung den bisher grössten Überblick an Skizzenbüchern des Schweizer Künstlers Rudolf Koller (1828–1905). Koller ist bekannt für seine charakterstarken Tierporträts sowie für die «Gotthardpost», ein in der Schweizer Kunstgeschichte ikonisches Gemälde, das sich ebenfalls im Kunsthaus Zürich befindet. Der temporären Präsentation vorausgegangen war die Digitalisierung und Teilrestaurierung von rund 3600 Skizzenbuchblättern.

Während Rudolf Kollers Gemälde «Die Gotthardpost» (1873), auf dem eine von Pferden gezogene Postkutsche halsbrecherisch den Gotthardpass herabeilt, zu den meistbesuchten und meistreproduzierten Werken des Kunsthauses im 20. Jahrhundert zählt, verschwanden andere seiner Werke in jüngerer Zeit im Depot. Besonders die Skizzenbücher konnten aus konservatorischen Gründen immer nur auszugsweise präsentiert werden. Einen Überblick über diesen kapitalen Bestand bietet nun eine Kabinett-Ausstellung, kuratiert von Jonas Beyer, Konservator in der Grafischen Sammlung. 

VON SKIZZEN ZU ÖLSTUDIEN
Das Kunsthaus Zürich verwahrt 67 der insgesamt 85 erhaltenen Skizzenbücher Rudolf Kollers. Koller ist damit – rechnet man weitere Zeichnungen, Radierungen, Ölstudien und Gemälde von seiner Hand hinzu – einer der am besten vertretenen Künstler des Kunsthauses. Die Präsentation «Rudolf Koller. Die Skizzenbücher» eröffnet dem Betrachter einen schier unermesslichen Kosmos an Skizzen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und von spielerischen Fingerübungen bis hin zu detaillierten, bildmässig ausgeführten Zeichnungen reichen. Diese Rundumschau bildet den Schluss- und Höhepunkt eines mehrjährigen Restaurierungs- und Digitalisierungsprojektes, so dass die Bücher nun in frischem Gewand präsentiert werden können. Vorgestellt werden die aussagekräftigsten Skizzenbücher, ergänzt um meisterhaft ausgeführte Blätter, die bereits früher aus den Büchern entnommen wurden. Zudem werden die Skizzenbücher in einen Dialog zu Kollers Ölstudien gesetzt, etwa zu jenen der «Gotthardpost», um dem Publikum die Möglichkeit zu eröffnen, einzelne Etappen in der Bildfindung direkt nachzuvollziehen. 
Das Publikum erwartet eine Vielfalt an Techniken, die in Kollers Skizzenbüchern zur Anwendung kommen. Von Grafit, Feder und Kohle bis hin zum Einsatz farbiger Kreiden reicht die Spannweite an Zeichenmittel, die sich in Kollers Skizzenbüchern ausmachen lassen. 

ORIGINALE VOR ORT. DIGITALISATE ONLINE
Sämtliche Skizzenbücher stammen aus der Grafischen Sammlung des Kunsthauses und sind normalerweise nur nach vorheriger Anmeldung einsehbar. Die nun während 12 Wochen präsentierte Überblicksschau bietet die seltene Gelegenheit, einen zeichnerischen Virtuosen zu entdecken, der mit der Bezeichnung «Tiermaler» zweifellos nur unzureichend beschrieben ist. Seit diesem Jahr ist es zudem möglich, bereits zehn Skizzenbücher des Künstlers auf digital.kunsthaus.ch virtuell durchzublättern und damit Querverbindungen zwischen seinem zeichnerischen und malerischen Œuvre zu ziehen. Weitere Bücher werden folgen. In der Ausstellung selbst bieten Medienstationen die Möglichkeiten, durch einzelne Bände zu navigieren.

PUBLIKATION UND FÜHRUNGEN
Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Beiträgen von Jonas Beyer, Silvan Faessler, Rebecca Honold und Simone-Tamara Nold (Verlag Scheidegger & Spiess) erschienen, erhältlich im Buchhandel und im Museumsshop für CHF 22.–. 
Öffentliche Führungen, durchgeführt von Kunstvermittlerinnen, finden Samstag, 10. Juni, 15 Uhr, Samstag, 2. Juli, 11 Uhr und Samstag, 13. August um 11 Uhr statt.
Private Führungen organisiert das Kunsthaus gerne auf Anfrage.

Die Restaurierung und Digitalisierung der Skizzenbücher Rudolf Kollers wurde durch die Stiftung Familie Fehlmann, Winterthur, ermöglicht.

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