Am 2. Juni 2022 um 11:00 Uhr wird im Historisch-Technischen Museum Peenemünde (HTM) die Sonderausstellung „The Wall“ von Annet van der Voort eröffnet.

Nachdem das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg Westeuropa erobert hatte, errichtete es zum Schutz vor gegnerischen Angriffen den „Atlantikwall“, eine Kette von Bunkern mit 6000 Kilometern Länge. Seine Überreste sind bis heute an den Küsten von Norwegen, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und den britischen Kanalinseln zu sehen. Annet van der Voort hat sie auf der gesamten Strecke fotografiert. Die Bilder dieser Betonmonster geben einen Eindruck von der Bemühung, ganz Europa zur Festung gegen die alliierten Kriegsgegner auszubauen, um den Kontinent zu unterjochen und auszubeuten.

Betrachtet man die zwischen 1942 und 1944 erbauten größeren und kleineren Bunkerkomplexe als eine architektonische Einheit, dann handelt es sich um eines der gewaltigsten Bauwerke der Geschichte, vielleicht nur vergleichbar mit dem römischen Limes oder der Chinesischen Mauer. Über 13 Millionen Kubikmeter Beton flossen in seine Entstehung. Der Bau kostete tausenden Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen das Leben.

Heute befinden sich die meisten Bunkeranlagen in einem Zustand des Vergehens. Das Fotoprojekt hat in über dreijähriger Arbeit ihre architektonische Diversität, ihre skurrile Einbettung in die Natur und ihre unästhetische Schönheit festgehalten und die eigentümliche Faszination eingefangen, die die Zeugnisse von Brutalität und Zerstörung noch immer ausüben.

Das Historisch-Technische Museum Peenemünde präsentiert sich mit der Ausstellung als Teil eines europäischen Netzwerks. Die Großanlagen des NS-Regimes, von denen Peenemünde nur eine war, verteilten sich nicht nur über Deutschland, sondern stellten eine Infrastruktur für die geplante Herrschaft über den ganzen Kontinent dar. Dass sich das Deutsche Reich nach seinen Völkerrechtsverletzungen und dem Ausüben von Kriegs- und Menschlichkeits- verbrechen in den besetzten Ländern mit dem „Atlantikwall“ als Verteidiger inszenierte, zeugt von einer Paranoia, die aktuell politisch wieder hochbrisant ist. Wie von dem Beton gewordenen Machtanspruch des NS-Regimes heute nur mehr Ruinen geblieben sind, so steht zu hoffen, dass jede menschenverachtende Diktatur vergänglich ist.

Die Ausstellung ist eine künstlerische Bilddokumentation der Relikte des sogenannten „Atlantikwalls“ von Norwegen bis Frankreich, bestehend aus 83 großformatigen Fotografien und begleitenden Texttafeln. Die Fotografin Annet van der Voort wurde in den Niederlanden geboren und studierte an der Fachhochschule Dortmund Visuelle Kommunikation. Sie hat immer wieder in Wort und Bild zum Thema Vergänglichkeit gearbeitet. Ihre Fotografien wurden in internationalen Museen und Galerien ausgestellt und sind in vielen Sammlungen vertreten.

Die Künstlerin ist zur Ausstellungseröffnung anwesend. Zur Ausstellung ist ein gleichnamiger Bildband erschienen, der im Buchhandel und im Museumsshop erhältlich ist.

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