Der FFF Vergabeausschuss für die bayerische XR-Förderung hat gestern getagt und sieben neue Projekte zur Förderung empfohlen. Darunter die neue Experience von der Firma Reynard Films, die zuletzt mit VR Biolum international Aufmerksamkeit erregt hat, Projekte, die das Theater verändern, Tanz auf neue Weise erlebbar machen und Marcel Duchamps Akt die Treppe hinaufsteigen lassen – und nicht hinab. Die geförderten Firmen sitzen in Passau, Agawang, Augsburg, im niederbayerischen Bodenkirchen und in München.

Bayerns Digitalministerin und FFF-Aufsichtsratsvorsitzende Judith Gerlach: „Extended Reality ist eine phantastische Art, unsere Sicht auf die Dinge zu verändern. Mit einigen neuen Projekten aus Bayern gelingt das hervorragend, etwa indem man virtuell das Ökosystem Wald erkundet und so durch hochinnovative Technologie seine Sinne noch mehr für die Wunder der Natur schärft. Die Förderung dieser XR-Projekte ist deshalb einerseits eine Unterstützung unserer Kultur- und Kreativwirtschaft. Sie ist aber auch eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Bayern.“

Übersicht der Projekte im PDF

Produktion

Mit 436.000 Euro unterstützt der FFF Bayern fünf neue XR-Projekte in der Phase der Produktion. Drei davon förderte der FFF bereits in der Phase der Prototypentwicklung: Wildnis AR, My Life as a Tree und Mission Monument.

Emperor heißt die neue VR Experience von Reynard Films und lädt dazu ein, in das Gehirn eines an Aphasie leidenden Vaters zu reisen. Das Projekt soll eine poetische Erfahrung sein über den Verlust der eigenen Fähigkeiten, über die Vergänglichkeit und über die Bindungen, die trotz allem bestehen bleiben. Die Firma Reynard Films sitzt in Agawang und Leipzig und wurde weltweit bekannt durch das FFF-geförderte Projekt VR Biolum, an dem auch Charlotte Rampling mitwirkte und bei der es sich ebenfalls um eine deutsch-französische Koproduktion handelte. Unter anderem gewann es den Audience Award in der Sektion Virtual Cinema Competition bei der SXSW in Austin/Texas. Der FFF fördert die Produktion von Emperor, die für VR-HMD Oculus Quest mit Hand-Tracking realisiert wird, mit 100.000 Euro.

Weitere 100.000 Euro gehen an die Produktion von Wildnis AR von Lisa Eder Film aus Passau. Auf AR-fähigen Smartphones oder Tablets wird sich auf unterhaltsame und spielerische Weise das Ökosystem Wald durch AR-3D-Animationen, Film und Ton erkunden lassen. Tiere und Pflanzen sollen mit Hilfe eines augmentierten Waldstücks über die menschlichen Sinne hinaus erlebt werden können. Lisa Eder ist Autorin und Regisseurin von Dokumentarfilmen, sie reiht sich ein in die Riege von Filmschaffenden, die mit Extended Realities auch neue Wege gehen.In Augsburg sollen neue Erzählformen für das Theater geschaffen werden. Die Anwendung Elektrotheater wird interaktives Theater in Virtual Reality in Echtzeit ermöglichen. Performance Capturing und Multiplayer Networking holen klassisches Theater in den virtuellen Raum. Daniel Stock und Christian Schläffer werden Elektrotheater mit 93.000 Euro FFF Fördermitteln realisieren. Ebenfalls um Körper im virtuellen Raum geht es in der Interactive Dance Performance My Life as a Tree von Angelika Maria Meindl Mahnecke aus Bodenkirchen in Niederbayern. In der ortsgebundenen Mixed Reality-Installation wird eine holographische 3D Tanzperformance wissenschaftliche Erkenntnisse im Hinblick auf die energetische Konnektivität von Bäumen mit ihrem Umfeld in künstlerische Sprache übersetzen. Die Grenzen zwischen Live-Performance, Projektion und Publikum werden aufgelöst. Der FFF Bayern fördert das Projekt mit 76.000 Euro.

Um Körper anderer Art geht es in Mission Monument, einer App, die auf AR-fähigen Smartphones oder Tablets einen interaktiven Stadtspaziergang durch München zu ausgewählten Statuen und Skulpturen bietet. Sobald die Nutzerinnen und Nutzer diese in der App betrachten, werden die historischen Figuren als AR-3D-Animationen zum Leben erweckt und beginnen, von sich zu erzählen. Eine anpassbare Standalone-Variante richtet sich an Museen. Das Kollektiv17 – Jonas, Pfilf & Schmitt aus München wird Mission Monument mit 67.000 Euro FFF Fördermitteln produzieren.

Projektentwicklung

Zwei XR-Projekte in der Entwicklungsphase fördert der FFF Bayern mit insgesamt 59.000 Euro.

Die Themen Barrierefreiheit, Teilhabe und Kommunikation sind aktueller denn je. Vincent Simon Puchner aus München entwickelt nun eine AR-App, die Gebärdensprache in Text übersetzen soll. Sie heißt Signae und dient der barrierefreien Kommunikation und Förderung von Teilhabe; die Übersetzung der Gebärdensprache in Text erfolgt mittels Computervision und KI. Der FFF Bayern fördert die Entwicklung von Signae mit 30.000 Euro.
29.000 Euro gehen an Duchampiana der Firma mYndstorm productions, die bereits die FFF-geförderte spektakuläre Experience Mind the Brain produzierte.Die neue künstlerische, ortsgebundene VR/Sound-Installation wird die objektivierenden Darstellungen von Frauen in der Kunstgeschichte hinterfragen, indem sie Marcel Duchamps berühmten Akt, der eine Treppe herabsteigt, belebt und seiner Protagonistin ermöglicht, ihren Kurs drastisch zu ändern. 

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