„Man hat allen, den Aktiven, den Organisatoren, der Wettfahrtleitung und den Gästen, angemerkt, dass sie froh waren, sich wieder treffen zu können. Sportlich faire Wettkämpfe auf dem Wasser und viel Spaß an Land waren die Etmale des YES 2022 nach zwei Jahren Corona-Pause“, so Organisationsleiter Dirk Ramhorst (Kieler Yacht-Club).
„Wir hatten das komplette Windangebot, mit Flaute zu Anfang bis zu idealen Segelbedingungen zwischen 10 bis 15 Knoten am Sonntag, an dem wir 34 Wettfahrten bei idealen Bedingung in unter fünf Stunden segeln konnten“, ergänzte der Oberste Wettfahrtleiter der YES-Regatten, Stephan Giesen (KYC), der auch die Herausforderung am Pfingstmontag meisterte und das richtige Zeitfenster bei Wind bis zu 20 Knoten für den Endspurt fand.
Die YES diente vielen Teilnehmern als Vorbereitung für die in zwölf Tagen stattfindende Kieler Woche (18. bis 26. Juni) und zudem für die U20-Aktiven (Jahrgang 2003 und jünger) auch für die Gemeinsame Internationale Deutsche Jugendmeisterschaft (10. bis 16. August) vor Kiel. Dazu fielen in sechs Disziplinen die Vorentscheidungen, wer Deutschland in den Jahrgangsklassen 2004 bis 2010 vom 8. bis 15. Juli bei den Youth Worlds in Den Haag (Niederlande) vertritt. Die Rangfolge nach Punkten steht, doch die Benennung erfolgt noch durch den Ausschuss für Nachwuchsförderung des Deutschen Segler-Verbandes (AfN). Zudem wurden im Rahmen der YES die Internationalen Deutschen Junioren-Titel im ILCA 6 (weiblich) und ILCA 6 (männlich) vergeben. Diese Titel sicherten sich Pia Conradi (Duisburger Yacht-Club) und Julian Hoffmann (Segelclub Alpsee Immenstadt).
Ausscheidung für die Youth Worlds
Ein besonderes Prädikat der Young Europeans Sailing war die Qualifikation für die Youth Worlds des Weltsegelverbandes (World Sailing) im Juli in Den Haag (Niederlande). Bei den ILCA 6/weiblich setzte sich nach den Qualifikationsserien in Workum (Niederlande) und vor Kiel Amaya Escudero (Deutscher Regatta Segelclub) durch. Bei den ILCA 7/männlich beherrschte Ole Schweckendiek (Kieler Yacht-Club) die Konkurrenz. Hier dürfte die AfN-Nominierung für die Youth Worlds eine reine Formalie sein.
Im 420er/weiblich gewannen Amelie Wehrle/Amelie Rinn (Jollen Segler Reichenau/Markelfinger Wassersport-Club) vor den punktgleichen Valentina Steinlein/Lea Adolph (Bayerischer Yacht-Club), die bei der ersten Ausscheidungsserie, dem Lupo-Cup in Torbole auf dem Gardasee (Italien), gewonnen hatten. Bei Punktgleichheit entscheidet die YES-Regatta. Im mixed/männlich setzten sich Jesper Fleischer/Theo Gnass (Segelclub Rheingau) in der deutschen Youth-Worlds-Ausscheidung durch.
Im 29er setzte sich die Qualifikation aus den Serien des Europa-Cups in den Niederlanden und der YES zusammen. Bei den Mädchen werden Jule Ernst/Louisa Schmidt (Deutscher Touring Yacht-Club) – sofern der AfN dies bestätigt – bei den Youth Worlds starten, bei den Jungen haben Anton und Johann Sach (Lübecker Yacht-Club) im 29er dominiert.
Komplettiert werden könnte die deutsche Mannschaft bei den Youth Worlds durch IQ-Foiler und Kiteboarder, die ohne Qualifikation benannt werden. Kandidat beim Formula Kite/männlich ist Jan Vöster, der bereits 2021 bei der Youth Worlds im Oman Rang sieben belegte. Der 18-jährige Neuenburger ragt aus der sich neu bildenden Formula-Kite-Szene heraus. Die Entscheidung im Nacra 15 fiel bereits eine Woche vor Pfingsten nach der Qualifikation bei der EM in Carnac (Frankreich) und der Dutch Youth Regatta vor Workum (Niederlande). Doch die Ergebnisse der deutschen Crews waren für eine Empfehlung an den AfN nicht überzeugend genug.
Drei Tage lang haben sich die besten deutschen Nachwuchsseglerinnen und Nachwuchssegler in sieben Disziplinen mit Aktiven aus Dänemark, Großbritannien, Lettland, den Niederlanden, Polen, Schweden, der Schweiz, Tschechien und der Ukraine vor Kiel gemessen. Trotz der Wetterkapriolen mit der Flaute am Samstag und den enormen Drehern am Montag konnten bei guten Bedingungen insgesamt 54 Wettfahrten bei der YES gesegelt werden, die vom Kieler Yacht-Club und dem Norddeutschen Regatta Verein ausgerichtet wird.
ILCA 6/w (sieben Wettfahrten)
Hannah Anderssohn (Warnemünder Segel-Club) hat schon viele Höhen und Tiefen in ihrer Sportkarriere erlebt. Die gebürtige Rostockerin war in den Jahren 2016 und 2017 auf dem Weg nach ganz oben. Danach folgten schwere Jahre mit Knieproblemen und beinahe das sportliche Aus. Doch die Starkwindspezialistin kämpfte sich zurück. Im Vorjahr belegte die Maschinenbau-Studentin bei der EM auf dem Schwarzen Meer Rang sechs. Nun ist die Top-Seglerin wieder in der Spitze angekommen. Mit sieben Punkten Vorsprung und vier ersten Plätzen gewann Hannah Anderssohn letztlich souverän. „Traumhafte Bedingungen, auch wenn es von Land leichter aussah, denn der Wind hatte einige Dreher“, so die Rostockerin.
Bei der YES lieferte sich die 23-Jährige, die durchaus Richtung Olympische Spiele 2024 schauen kann, einen spannenden Kampf mit Pia Conradi (Duisburger Yacht-Club), der Potsdamerin Gesa Papenthin, der Dänin Josephine Heegaars und der Altenholzerin Laura Schewe (KYC). Die amtierende YES-Siegerin aus dem Jahr 2019 sicherte sich vor drei Jahren mit dem Sieg vor Kiel gleichzeitig die Deutsche Juniorenmeisterschaft. In diesem Jahr fehlten einige Punkte für den YES-Sieg.
Die Internationale Deutsche Juniorenmeisterschaft gewann Pia Conradi (Duisburger Yacht-Club) aus dem DSV-Nachwuchskader vor Gesa Papenthin (Potsdamer Yacht Club/Gesamtdritte) und Amaya Escudero (DSV-Nachwuchskader/Deutscher Regatta Segelclub/YES-6.)
Dazu war die gesamte DSV-Jugend-Nationalmannschaft der Frauen im ILCA 6 in Kiel am Start: Linda Hensel (Berlin/Rang 8), Neele Luisa Nagel (Rostock/16) und Line-Anneliek Pähler (Hamburg/20).
Julia Büsselberg (Kiel) tauchte nur in der YES- Meldeliste auf, fehlte aber in Kiel am Start. Die 22-Jährige, die 2021 bei der Weltmeisterschaft Rang fünf errang, schaffte es nicht rechtzeitig vom Weltcup aus Almere (Niederlande) nach Kiel. Rang sechs in einer Konkurrenz von 28 Nationen ist der Lohn der Informatik-Studentin.
ILCA 6/m (sechs Wettfahrten)
In der Klasse ILCA 6 männlich ist Ole Schweckendiek (Kieler Yacht-Club) das Maß der Dinge. Nach dem Flauten-Auftakt zeigte der Kieler sein Können: vier Rennen und vier Siege war die Bilanz am Pfingstsonntag. Es folgten ein weiterer Tagessieg und ein vierter Platz. „Es war heute extrem komplex. Der Wind schwankt zwischen 5 und 20 Knoten“, so Schweckendiek. „Ich bin bisher sehr zufrieden. Es hätte eigentlich nicht besser laufen können“, so der freudestrahlende YES-Sieger weiter. Der 17-Jährige hat in seinen jungen Jahren schon so einige Titel und Erfolge gehamstert und legt auch dieses Jahr erfolgreich los. Beim Auftakt, dem Portugal Grand Prix im Februar vor Vilamoura (Portugal), belegt der Nachwuchssegler des Jahres 2020 Platz fünf hinter den hochkarätigen ILCA 6-Seglerinnen wie der französische Olympia-Teilnehmerin Marie Bolou (französische Olympia-Teilnehmerin), der zweimaligen Weltmeisterin Emma Plasschaert (Belgien), der Britin Hannah Snellgrove und der Dänin Anna Munch. Es folgten der Sieg auf dem Gardasee beim ILCA Youth Easter Meeting mit 155 internationalen Teilnehmern sowie der Sieg im Mai vor Workum (Niederlande) und damit der Sieg beim Teil eins der Qualifikation zur Youth Worlds. Und nun meisterte er souverän die YES.
Doch nach dem Erfolg ist vor dem nächsten Ziel. Der Kieler Woche (18. bis 26. Juni), bei der Ole Schweckendiek seinen Titel verteidigen möchte, folgen die Jugend-EM vor Thessaloniki (Griechenland), im August der Strander KÜZ, die GIDJM in Kiel und die U21-WM in Vilamoura (Portugal).
63 Konkurrenten aus Dänemark und Deutschland kämpften um die Plätze ab Rang zwei, den sich Willy Bo Sörensen (Hamburg) vor Paul Porthun (beide Mühlenberger Segel-Club) sicherte.
ILCA 7
In der olympischen Männer-Klasse ILCA 7 gingen 47 Starter ins Rennen. Im rein deutschen Feld setzte sich Julian Hoffmann (Segelclub Alpsee Immenstadt) durch und sicherte sich damit auch den Titel des Internationalen Deutschen Junioren Meisters 2022. Hoffmann war 2018 Nachwuchssegler des Jahres, gewann die letzte YES vor der Pandemie im Jahr 2019 und trumpfte bereits im Vorjahr wieder mit Erfolgen auf. Bei der U21-EM belegte Hoffmann Rang eins, bei der U21-WM 2021 Platz drei. Damit wandelt der ILCA 7-Segler auf den Spuren seines großen Vorbildes und Vereinskameraden Philipp Buhl (ILCA 7-Weltmeister).
Philip Walkenbach (SV Potsdamer Adler), der Brite Arthur Farley und Nico Naujok (VSaW Berlin) folgten auf den Rängen zwei bis vier. Der Hamburger Till Wanser (NRV) aus dem DSV-Nachwuchskader schwärmte vor allem vom zweiten Tag: „So stellt man sich Segeln vor. Perfekte Bedingungen mit Sonne und Wind.“
ILCA 4 (sieben Wettfahrten)
84 Nachwuchsseglerinnen und -segler aus Dänemark, Deutschland, Lettland und der Ukraine kämpften in der Einhandklasse ILCA 4 um den Sieg vor Kiel. Dabei lieferten sich die Dänen und Deutschen ein Bug-an-Bug-Rennen. Am Ende hatte der Däne Mads Wegener die Nase vorn und verwies souverän mit elf Punkten die beiden Kieler Tom Struve (24 Punkte) und Leif Lüders (27) auf die Plätze.
420er (sieben Wettfahrten)
Die stärkste Zweihandklasse stellten die 420er mit 78 Jollen. Und traditionell mischten sich Crews aus der Schweiz in das starke deutsche Teilnehmerfeld. Am Ende hatten Amelie Wehrle/Amelie Rinn (Jollen Segler Reichenau und Makelfinger Wassersport-Club) den Bug vorn. Damit verdrängten sie in der YouthWorlds-Ausscheidung Valentina Steinlein/Lea Adolph (Wörthsee/Hohenschäftlarn) auf Platz zwei. Bei Punktgleichheit entscheidet die YES-Platzierung. Beide haben einen ersten und einen zweiten Platz in der Wertung. Spannender kann es kaum sein.
Die 420er/m/mixed-Konkurrenz gewannen Riccardo Honold/Benedikt Knapp (Stuttgart/Neuried) in der YES-Wertung vor Reamonn Theiner/Lillemor Schreiber (Schwerin) und den Schweizern Samuel Berther/Alexander Hinde. Die Plätze 1,2,4 und 5 gingen an die weibliche Konkurrenz.
29er (neun Wettfahrten)
Starke Konkurrenz war auch im Nachwuchsskiff 29er am Start. Die Lübecker Kieler-Woche-Sieger des Vorjahres und IMMAC-Nachwuchssegler des Jahres 2021, Anton und Johann Sach, haben in diesem Jahr ein volles Programm auf dem Zettel. Der Mai-Auftakt vor dem dänischen Aarhus fiel wegen einer Corona-Erkrankung noch aus, danach folgten Regatten vor Flensburg und die Youth-Worlds-Qualifikationsserien in den Niederlanden und jetzt vor Kiel. Mit Rang sechs in der ersten Qualifikationsserie in den Niederlanden und Platz eins vor Kiel verwiesen die Lübecker ihre schärfsten Konkurrenten bei der Youth-Worlds-Qualifikation und der YES-Wertung (62 Crews aus fünf Nationen) auf die Plätze. Signe Visby Svendsen/Loke Idriss Kise sowie Gustav und Clement Asholm-Bradley aus Dänemark belegten in der YES-Wertung Rang zwei und drei. Vierter wurden die Schweden Felix und Aron Wichert vor den Kieler Lokalmatadoren Per Christoffer und Carl Frederik Schwall (KYC). Die Plätze sieben für Tschechien und neun für die Niederlande zeigen die Internationalität in dieser Nachwuchs-Klasse.
Carl Krause/Max Georgi (Rostock/Jugend-Nationalmannschaft), die im Vorjahr Deutschland bei den Youth Worlds vertraten und Rang 13 errangen, belegten in der Gesamtwertung Platz 8.
Nach dem Ausrutscher am ersten Tag bei stetig nachlassenden flauen Winden gelang den Sach-Brüdern am zweiten Tag die Serie mit fünf Siegen in fünf Rennen. „Heute war es ganz gut“, blieb Johann Sach bescheiden, doch der strahlende Gesichtsausdruck sprach Bände. Es waren zwar nicht nur Start-Ziel-Siege, aber sieben von zehn Malen rundeten die Zarnekauer als Erste die Luv-Tonne. Die Ränge 2,6,8 zum Abschluss reichten dann für den Gesamtsieg und das Youth-Worlds-Ticket.
„Eckernförde, Kieler Woche, die Europameisterschaft in Rungstedt (Dänemark), die Youth Worlds in den Niederlanden im Juli sind noch vor dem Saisonhöhepunkt der 29er-WM vor El Balis in Spanien (29. Juli bis 6. August) geplant. Die GIDJM (10. bis 16. August) vor Kiel wäre das I-Tüpfelchen auf einer langen Saison“, so Johann Sach.
Im 29er/weiblich gewann die bayerische Crew Jule Ernst/Louisa Schmidt (Deutscher TouringYacht-Club), die bereits die erste Qualifikationsserie gewonnen hatte, verwies mit Gesamtplatz zehn und als erste deutsche Frauencrew vor Kiel die Süd-Nord-Crew Luna von Weidenbach (Herrschinger Segelclub)/Mara Helle Casper (Flensburger Segel-Club/12.) bei der Youth-Worlds-Ausscheidung im Endspurt auf den zweiten Platz. Die Plätze 20,13,23 in der Goldflotte verhinderten die Überraschung.
Europe
Mit 29 deutschen Crews stellte die einst olympische Einhandklasse zwar das kleinste Feld, sorgte aber doch für Spannung. Am Ende hatten die Binnenrevierspezialisten den Bug vorn. Es gewann Sophie Menke (Seglervereinigung Hüde) vor Robert Zink (Segel-Club Stevetalsperre) und Niklas Dahm (Segler-Club Dümmer). Mit zwei Siegen zum Abschluss entriss Menke den Männern den YES-Titel mit einem Punkt Vorsprung.
Volles Programm auch an Land
Neben dem YES-Segelprogramm auf dem Wasser lockte nach zweijähriger Zwangspause auch die Aktionswiese Jung und Alt über Pfingsten wieder nach Schilksee. Unterstützt von der MVK Kiel und dem Internat Louisenlund verwandelte sich die Grünfläche zu einem spannenden Erlebnisspielplatz. Das bunte Angebot wurde von Ausstellern und Gastronomen komplettiert. „Es war allen anzumerken, dass die Freude groß war, sich nach zwei Jahren Corona wiedertreffen zu können“, so Greta Siuts, YES-Projektleiterin von Point of Sailing, die sich über das reges Treiben an Land freute. So herrschte neben den Regatten auf See, viel Betrieb an Land. Die Skimbordbahn, das Kinder Nostalgie Karussell, die MVK-Rutsche und der OFF TO LIVE-Stand (Bekleidung für Camper, Coole Outfits für Offroad-Fans & Gemütliches für Strand & Meer) erfreuten sich großen Interesses. Und auch der Infostand des Internats Louisenlund war stark frequentiert. Die Segeljugend des DSV veranstaltete das traditionelle und sehr beliebte Tischkicker-Turnier.
Unterstützt werden die YES-Regatten von der MVK Kiel, dem Internat Louisenlund von Addix Internet Services, BS PAYONE und Hugo Hamann.
2023 finden die Young Europeans Sailing vom 27. bis 29. Mai statt.
Text: Hermann Hell
Kieler Yacht-Club e.V.
Hindenburgufer 70
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