Mit dem Abschluss der maximalen Förderdauer von neuneinhalb Jahren endet das Internationale Graduiertenkolleg „Diabetic Microvascular Complications“ (GRK 1874, DIAMICOM) mit einem Abschluss-Symposium, das vom 20. bis 22. Juni 2022 in Groningen, Niederlande stattfindet. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Programm diente der strukturierten Qualifizierung von Studierenden der Medizin und Lebenswissenschaften zu Klinischen Forschern im Bereich Diabetes.

Weltweit erkranken immer mehr Menschen an der Zuckerkrankheit. Laut dem Diabetes-Atlas der Internationalen Diabetes-Föderation aus dem Jahr 2019 leben weltweit 463 Millionen Menschen mit dieser Erkrankung. Deutschland liegt im internationalen Vergleich auf Platz 8. Wissenschaftler, die sich der Diabetesforschung widmen, sind dringend gesucht. In der neuneinhalbjährigen Laufzeit des Kollegs durchliefen mehr als einhundert Graduierte das dreijährige Ausbildungsprogramm.

Das GRK 1874 widmete sich seit 2013 speziell der diabetischen Mikroangiopathie, also den Schädigungen, die der hohe Blutzucker in den kleinen Blutgefäßen von Augen, Nieren und Nerven anrichtet, und deren Entstehungsmechanismen.

Das Kolleg spiegelt eine fast zwei Jahrzehnte andauernde enge wissenschaftliche Zusammenarbeit der Universitäten Heidelberg und Groningen – genauer: der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und des Universitätsklinikums Groningen – wider. Begonnen hatte die Kooperation mit der Einführung der Junior Scientific Masterclass, einem exzellenten Förderprogramm für die medizinische Ausbildung von klinischen Wissenschaftlern, das der damalige Direktor der V. Medizinischen Klinik an der Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Professor Dr. med. Fokko van der Woude, mitbrachte.

Im Jahr 2004 wurde das Graduiertenkolleg „Vascular Medicine“ (GRK 880) gemeinsam von den Kooperationspartnern in Mannheim und Groningen eingeworben, das ebenfalls die maximale Förderdauer ausschöpfte und an das sich das Graduiertenkolleg 1874 unmittelbar anschloss.

„Beide Programme unterstützten speziell die klinische Forschung. Für Studierende der Medizin eröffnen die Graduiertenkollegs überhaupt erst die Möglichkeit, in der Forschung Fuß zu fassen“, sagt Professor Dr. med. Hans-Peter Hammes, Sprecher beider Graduiertenkollegs. „Der besondere Benefit für die Studierenden der Lebenswissenschaften hingegen ist die unmittelbare Verbindung der Forschung zur medizinischen Anwendung“, ergänzt Professor Dr. rer. biol. hum. Jens Kroll, Co-Sprecher des GRK 1874. Sprecher beider Graduiertenkollegs, GRK 880 und GRK 1874, in Groningen war Professor Dr. Han Moshage von der Rijksuniversiteit Groningen.

Die Kooperation mit der Rijksuniversiteit Groningen bedeutete für die Graduierten eine besondere Unterstützung bei ihrer Promotion: Sie wurden durch jeweils einen Mentor in Mannheim und in Groningen begleitet und nahmen an einem umfangreichen, dreijährigen Ausbildungsprogramm teil, das von den Wissenschaftlern der niederländischen Hochschule unterstützt wurde. Allen Graduierten stand grundsätzlich ein sechsmonatiger Aufenthalt in einem Groninger Partnerlabor offen.

Die Kooperation der Universität Heidelberg mit der Universität Groningen bot den teilnehmenden Mediziner:innen aber auch die einzigartige Möglichkeit, neben dem deutschen Dr. med. auch den internationalen PhD-Abschluss zu erwerben. Voraussetzung dafür waren ein einjähriger Forschungsaufenthalt in Groningen, die Veröffentlichung mehrerer Arbeiten sowie eine erfolgreiche Verteidigung der Arbeit.

Eine enge Zusammenarbeit bei der Graduiertenausbildung gab es auch mit dem Sonderforschungsbereich „Reactive metabolites as a cause of diabetes complications“ (SFB 1118; ehemaliger Sprecher Prof. Dr. med. Peter Nawroth); das Graduiertenkolleg 1874 diente den Nachwuchswissenschaftlern des SFB 1118 als Ausbildungsplattform.

Der Erfolg des Graduiertenkollegs lässt sich in Zahlen bemessen: Bis dato sind 65 wissenschaftliche Publikationen mit Graduierten als Erstautoren erschienen, bei weiteren 40 Arbeiten waren die jungen Wissenschaftler:innen Koautoren. Die Hälfte dieser Publikationen sind gemeinsame Arbeiten von Wissenschaftlern aus Mannheim/Heidelberg und Groningen.

Auch bei den Fachgesellschaften fanden die Graduierten vielfach Anerkennung, insgesamt 37 Posterpreise, Reisestipendien und Projektförderungen zeugen davon. Dazu zählen der Fritz-Külz-Preis der Deutschen Gesellschaft für Pharmakologie, mit dem Rachana Eshwaran 2022 ausgezeichnet wurde, eine Projektförderung der Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG), die an Steffen Hettler ging sowie der Georg Haas Preis der Deutschen Gesellschaft Nephrologie, mit dem Thomas Albrecht 2017 und Jidong Qiu 2021 ausgezeichnet wurden.

Die meisten Graduierten gingen nach Beendigung ihrer Arbeiten in die Industrie oder an andere Universitäten, immerhin sechs der medizinischen Absolventen des Graduiertenkollegs verfolgen ihre wissenschaftliche Karriere an der Universitätsmedizin Mannheim oder dem Universitätsklinikum Heidelberg.

Die Graduiertenkollegs zur Gefäß- und Diabetesforschung hinterlassen ihre Spuren. Das Thema Diabetes ist schon lange fest im Forschungsschwerpunkt „Vaskuläre Biologie und Medizin“ der Medizinischen Fakultät Mannheim verankert. Künftig soll die Stoffwechsel- und Diabetesforschung aber als neuer Lehrstuhl etabliert werden, verbunden mit der Leitung des Universitäts-Gefäßzentrums an der Universitätsmedizin Mannheim. 

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