Aktuell werden nicht nur Individuen sondern auch Unternehmen herausgefordert, mit kurzfristigen Veränderungen umzugehen. Die anhaltende Corona-Krise, der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen haben sowohl Lieferengpässe, Rohstoffknappheit und Preisexplosionen auf dem Energiemarkt zur Folge als auch wirtschaftspolitische und gesellschaftliche Auswirkungen. Für die unternehmerische Planung ist es wichtig, für die Geschäftstätigkeit relevante Entwicklungen zu erkennen und zu antizipieren.

Was sind Risiken und Chancen?

Risiko wird als Auswirkung von Ungewissheit definiert. Die impliziert eine Ursache-Wirkungs-Beziehung anhand von Faktoren (rechtlich, sozial, gesellschaftlich usw.) und deren Folgen für das angestrebte Ergebnis.
Im Gegensatz zur Umgangssprache schließen die Risiken im „Normischen“ gemäß Definition in der DIN EN ISO 9000:2015 (Kap. 3.7.9) nicht nur negative sondern auch positive Auswirkungen im Sinne von Chancen mit ein. Chancen beziehen sich auf Maßnahmen, um mögliche positive Auswirkungen zu erzielen. Wenn eine Organisation große Anstrengungen unternehmen muss, die erwarteten Gewinne aber gering sind, ist es nicht sinnvoll, diese Chance zu nutzen. Ist der potenzielle Nutzen hingegen beträchtlich, sollte eine Chance ergriffen und in der Maßnahmenplanung berücksichtigt werden.

Was sagt die ISO-Norm?

Die DIN EN ISO 9001:2015 (Kap. 6.1) sieht die Bestimmung der Chancen und Risiken in der Verantwortung der obersten Leitung, d.h. der Personen, die auch die Unternehmensziele setzen. Diese Chancen und Risiken sind dann Ausgangspunkt für die Planung von Maßnahmen, um negative Auswirkungen von Risiken zu minimieren und positive Auswirkungen von Chancen zu realisieren.

Risikobasierter Ansatz

Seit der Revision der ISO 9001 in 2015 ist der risikobasierte Ansatz bei der Einführung und Aufrechterhaltung von ISO-Managementsystemen fest verankert.
Die im Rahmen der Kontextanalyse identifizierten Risiken und Chancen ergeben sich aus den externen und internen für die Organisation relevanten Themen und den Bedürfnissen und Erwartungen der interessierten Parteien. Dabei sollten vier leistungsbestimmende Faktoren für das Qualitätsmanagementsystem einer Organisation berücksichtigt werden:

  • die Fähigkeit, ein Produkt oder eine Dienstleistung bereitzustellen, das/die der Nachfrage entspricht
  • der Beitrag zu erwünschten oder positiven Auswirkungen
  • die Fähigkeit, unerwünschte Auswirkungen zu verhindern
  • die Fähigkeit, das Produkt oder die Dienstleistung zu verbessern

Die ISO 9001 fordert das Bestimmen von Risiken und Chancen, um unerwünschte Auswirkungen zu verringern oder ganz zu verhindern und erwünschte Auswirkungen zu verstärken. Die Norm schreibt keine spezifische Methode vor, die beim Bewerten von Risiken und Chancen hilft. Bei der Untersuchung des Kontextes kann beispielsweise die PESTEL-Analyse verwendet werden, die branchenunabhängig für viele Unternehmen anwendbar ist. Das Akronym PESTEL steht dabei für politische (Political), wirtschaftliche (Economic), sozio-kulturelle (Social), technologische (Technological), ökologisch-geografische (Environmental) und rechtliche (Legal) Einflussfaktoren. Mit der FMEA (Fehlermöglichkeits– und einflussanalyse), SWOT- (Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken) oder ABC-Analysen sowie der Risikomatrix existieren bereits weitere empfehlenswerte Werkzeuge. Weitere Informationen zum Thema finden Interessenten in den Akademie-Kursen der GUTcert zum Thema Qualitätsmanagement. Es steht dabei jeder Organisation frei, sich darüber hinaus an der ISO 31000 für Risikomanagement zu orientieren.

Nachdem die Risiken und Chancen identifiziert sind, können entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden. Die Wirksamkeit einer Maßnahme wird anhand der Minderung einer Eintrittswahrscheinlichkeit, dem Nichteintritt eines identifizierten Risikos oder der Verringerung der Auswirkungen bewertet.

Fazit

Aus Risiken können sich häufig auch Chancen ergeben. Um „beabsichtige Ergebnisse“ zu erzielen, sollten die Maßnahmen zum Umgang sowohl mit den Risiken als auch mit den Chancen gleichermaßen geplant, in die Prozesse eines Qualitätsmanagementsystems nach ISO 9001 aufgenommen und bezüglich ihrer Wirksamkeit bewertet werden.

Über die GUTcert GmbH

Die Zertifizierung von Integrierten Managementsystemen mit den Schwerpunkten Qualitätsmanagement, Umweltmanagement, Arbeitssicherheit sowie Energiemanagement ist das Hauptgeschäft der GUTcert. Weitere Kernkompetenzen der GUTcert sind die Verifizierung von Treibhausgasemissionen nach anerkannten Standards sowie die Zertifizierung der Nachhaltigkeitsanforderungen für Biomasse.

Als Mitglied der AFNOR Gruppe bietet die GUTcert ihre Zertifizierungsdienstleistungen im internationalen Netzwerk an, welches weltweit 28 Niederlassungen umfasst und mit 1.500 Auditoren und 20.000 Experten Kunden in über 90 Ländern betreut.

Die GUTcert Akademie bündelt das Fachwissen von Auditoren und anderen Experten, um Teilnehmern direkt anwendbare Kompetenzen mit nachhaltigem Mehrwert zu vermitteln.

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