Vorübergehende Stromanschlüsse sind in der Bereitstellung aufwändig und beeinträchtigen mit ihren überirdischen Kabelbrücken das Eventerlebnis. Daher beziehen Veranstalter und Marktfahrer in Basel ihre Energie nun über automatisierte Stromverteilerkästen.

Basel ist für die Herbstmesse und den Weihnachtsmarkt weit über seine Stadtgrenzen hinaus bekannt. Neben diesen Publikumsmagneten gibt es weitere, weniger bekannte Veranstaltungen, Events und Anlässe, die aber regelmässig stattfinden. Beliebte Orte für diese sind unter anderem der Barfüsser- oder auch der Theaterplatz.

Doch egal, ob Gross- oder Kleinveranstaltung, eines haben beide gemeinsam – sie benötigen elektrische Energie! Und deren Bereitstellung ist mit einem grossen Aufwand verbunden. «Es muss ein Mitarbeiter zum Veranstaltungsort fahren, die Leitung vom Kabelverteilerkasten zum Marktstand verlegen und sie später wieder abbauen», erklärt Sascha Senften von  der Basler Energieversorgerin IWB und ergänzt: «An spannungsführenden Anlagen muss aus sicherheitstechnischen Gründen sogar zu zweit gearbeitet werden, was zusätzliche Personenstunden verursacht.»

Die Bereitstellungskosten haben damit einen grossen Einfluss auf die Gesamtkosten. «Mit automatisierten Stromverteilerkästen auf den zentralen Veranstaltungsplätzen können wir den Aufwand massgeblich reduzieren», so Sascha Senften. Mit den neuen Lösungen entfallen auch die überirdischen Kabelbrücken.

Automatisierte Stromverteilerkästen

Bei der Lösungssuche spielten Sascha Senften als Gesamtleiter des Projekts «Temporäre Netzanschlüsse» und Martin Vogt als Teilprojektleiter «Ausführung für automatisierte Stromverteilerkästen» verschiedene Varianten durch. «Eine Möglichkeit wäre gewesen, im Stadtgebiet abschliessbare Stromanschlüsse bereitzustellen», erzählt Martin Vogt. Allerdings hätte es bei diesem Ansatz wiederum eines Mitarbeitenden bedurft, der die Verteilerkästen auf- und abschliesst und die bezogenen Energiewerte abliest.

Weil dies dem Kunden keine grossen Vorteile gebracht hätte, wurde diese Idee wieder verworfen. Zudem, betont Sascha Senften, war allen Projektbeteiligten das Automatisierungspotenzial bei dieser Applikation bewusst: «Daher wollten wir uns nicht mit der erstbesten Lösung zufriedengeben, zumal es auch bei uns Prozesse gab, die wir digitalisieren wollten». So musste der Fachspezialist für temporäre Netzanschlüsse nach der Buchung eines Verteilerkastens beispielsweise handschriftliche Notizen in ein Excel-File übertragen. Weil dies zeitaufwendig und fehleranfällig ist, stand fest, diese Tätigkeit ebenfalls zu automatisieren.

«Ausserdem wollten wir es dem Kunden deutlich einfacher machen, einen temporären Stromanschluss zu buchen», so Martin Vogt. Daher entwickelten die Projektbeteiligten eine Abwicklungsplattform, die der Kunde über die IWB-Webseite aufrufen und seine Anforderungen eingeben kann. Intern ermöglicht dieser Ansatz mit wenigen Schritten den kompletten Auftrag über die Webplattform abzuwickeln, da diese an SAP angebunden ist.

Nimmt der Kunde die Offerte an, kommt es zum Vertrag und das Smart Grid Cabinet wird zum reservierten Zeitpunkt mit der benötigten Leistung freigeschalten. Gleichzeitig erhält der Kunde eine Anleitung, die ihm in vier Schritten die Inbetriebnahme des Smart Grid Cabinets erklärt. Einen Schlüssel zum Aufschliessen benötigt er nicht, da die rund 50 automatisierten Stromverteilerkästen, die an ausgewählten Plätzen in Basel stehen, im Endausbau aus der Ferne ent- und wieder verriegelt werden können.

Prozesssteuerung über Wago Cloud

Das elektronische Entriegeln und Verriegeln, die Erfassung des Energieverbrauchs sowie die Weiterleitung der entsprechenden Daten via M-Bus verantwortet ein im Smart Grid Cabinet verbauter PFC200-Controller. Dieser integriert ein 4G-Modem und schaltet über dieses auch den Stromanschluss frei.

Angebunden ist die Steuerung an die Wago Cloud, welche die Geräteverwaltung übernimmt und neben der Web-Visualisierung des PFC200-Controllers zusätzlich eine Notfall-Visualisierung bereitstellt. Die Sicherheit bei der Verknüpfung zwischen Cloud und IWB-Leitsystem garantiert indes der Einsatz etablierter Komponenten. So setzt die Wago Cloud auf Microsoft Azure auf, während die Kommunikation über das sichere MQTTs-Protokoll mit TLS-1.2-Verschlüsselung erfolgt.

Vorteile für alle Beteiligten

Bedingt durch die Covid-19-Pandemie konnte IWB bislang erst eine begrenzte Felderfahrung sammeln, doch schon jetzt steht fest, dass aus der realisierten Lösung alle Beteiligten einen Nutzen ziehen werden. Während Veranstalter und Marktfahrer nun nach Erhalt der Genehmigung vom Kanton und der Auftragsabwicklung durch IWB einen Verteilerkasten buchen können und dabei von tieferen Preisen profitieren, partizipiert das Versorgungsunternehmen von einem optimierten Rechnungswesen und hat durch die Cloudanbindung volle Transparenz über seine Smart Grid Cabinets.

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IWB Industrielle Werke Basel
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Seit seiner Gründung 1951 ist WAGO stetig gewachsen. Im Jahr 2020 betrug der Umsatz 950 Millionen Euro. Mitglieder der WAGO Gruppe sind neun internationale Produktions- und Vertriebsstandorte und 22 weitere Vertriebsgesellschaften. Hinzu kommen Vertretungen in über 80 Ländern, mit denen das Unternehmen weltweit präsent ist. WAGO produziert unter anderem seit 1951 am Stammsitz Minden (Deutschland) und seit 1977 in Domdidier (Schweiz).

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