Der PRIMA – Global Challenges investiert weltweit in Aktien nachhaltig wirtschaftender Unternehmen. Jan-Peter Schott, Geschäftsleiter bei PRIMA Fonds und von Haus aus Diplom-Forstwirt, erklärt im Interview, was Nachhaltigkeit aus Sicht der Produktverantwortlichen konkret bedeutet, und was er von der Taxonomie-Verordnung der EU hält, nach der die Nutzung von Kern- und Gasenergie vor wenigen Wochen als nachhaltig eingestuft wurde. Portfolioberater Johannes Hesche (ACATIS) gibt einen Rückblick auf die Wertentwicklung des Fonds im laufenden Jahr und wagt einen Marktausblick.

FondsSuperMarkt: Anfang des Jahres sorgte die EU-Kommission mit ihrer Entscheidung, Kern- und Gasenergie als nachhaltig einzuschätzen, hierzulande mehrheitlich für Kopfschütteln. Wie steht der PRIMA – Global Challenges zu dieser Entscheidung der Politik?

Jan-Peter Schott: Zur Ehrenrettung der EU-Kommission sei zunächst gesagt, dass ihre Entscheidung mit Einschränkungen verknüpft ist. Investitionen in neue Gaskraftwerke sollen nur bis 2030 als nachhaltig gelten, und auch nur dann, wenn sie schmutzigere Kohlekraftwerke ersetzen und bis 2035 komplett mit klimafreundlichen Gasen wie Wasserstoff betrieben werden. Neue Atomkraftwerke sollen bis 2045 als nachhaltig klassifiziert werden, wenn ein konkreter Plan für die Endlagerung radioaktiver Abfälle ab spätestens 2050 vorliegt. An den Kernproblemen – weitere Emissionen auf der einen Seite, schwer beherrschbare Risiken auf der anderen – ändert das natürlich wenig. Einmal mehr ist aus einem gut gemeinten Versuch zur Lösung eines globalen, ja existentiellen Problems, vor allem mit Blick auf Kernkraft, Interessen- und Lobbypolitik geworden. Die Gasfrage wurde – Ironie der Geschichte – nur wenige Wochen nach der Entscheidung der EU-Kommission durch den Ukraine-Krieg und die Diskussion um ein Embargo gegen russisches Erdgas in ein völlig neues Licht gestellt. Die Debatte um Freiheitsenergien macht deutlich, wie komplex Fragen der Nachhaltigkeit zu diskutieren sind. Schließlich gehören auch soziale und demokratische Aspekte zum Kriterienkatalog der EU-Taxonomie.

FondsSuperMarkt: Sie haben die Frage noch nicht beantwortet, wie der PRIMA – Global Challenges zur Taxonomie steht.

Jan-Peter Schott: Die Taxonomie ist ein Kernbestandteil des Europäischen Green Deals, mit dem die Klimaziele von Paris erreicht werden sollen. Dagegen ist zunächst ebenso wenig einzuwenden wie gegen die Strategie, privates Kapital für den ökologischen Umbau der Industrie zu gewinnen, um die Bürger einzubinden und die öffentlichen Kassen nicht zu überfordern. Mit der Taxonomie soll der Finanzmarkt im Sinne der genannten Ziele reguliert werden, um eine bewusste Entscheidung der Anleger zu erzwingen und Greenwashing zu vermeiden. Andererseits legt die Taxonomie nur fest, was die EU im Sinne ihrer Umweltziele unter „ökologisch-nachhaltig“ versteht. Die der Taxonomie-Verordnung zugrundeliegende EU-Offenlegungsverordnung erlaubt auch Nachhaltigkeitsansätze außerhalb der Taxonomie, sofern diese im Verkaufsprospekt und in den Geschäftsberichten für den Investor transparent gemacht werden. Der PRIMA – Global Challenges folgt hier im Wesentlichen den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Produktion und Nutzung von Atomenergie als Geschäftsmodell werden im Fonds kategorisch ausgeschlossen, die Förderung von Erdgas ab einem Umsatzanteil von 5%. Ganz nebenbei: Unternehmensdaten zur Erfüllung der Taxonomie-Kriterien liegen aktuell ja noch gar nicht vor. Sobald dies der Fall sein wird, werden wir auch für den PRIMA – Global Challenges Auskunft darüber geben, welche Kriterien in welchem Umfang erfüllt werden. Atomenergie und – wie gesagt – im weitesten Sinne auch Erdgas sind und bleiben für uns tabu.

FondsSuperMarkt: Wie sieht der Nachhaltigkeitsansatz des PRIMA – Global Challenges im Detail aus?

Jan-Peter Schott: Wir sind gerade dabei, den Fonds als streng nachhaltig entsprechend Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung einzurichten. Das bedeutet: Wir wollen uns zukünftig verpflichten, mindestens im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben detailliert darzulegen, wie eine nachhaltige Wirkung der Investitionen des Fonds sichergestellt wird. Entscheidend ist hier, dass jedes Unternehmen, dessen Aktien sich im Portfolio befindet, einen effektiven, wegweisenden Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung im Sinne der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen leistet. Im Fonds werden dazu die 17 UN-Ziele auf sieben globale Handlungsfelder – „Global Challenges“ – heruntergebrochen:

  • Klimawandel
  • Trinkwasser
  • Waldwirtschaft
  • Artenvielfalt
  • Bevölkerungsentwicklung
  • Armut
  • Verantwortliche Unternehmensführung

Alle Unternehmen müssen in mindestens einem Handlungsfeld einen nachhaltigen Beitrag leisten und dürfen keines der übrigen Handlungsfelder negativ beeinträchtigen. Zusätzlich gilt eine Reihe von Ausschlusskriterien, die klar definierte Geschäftsfelder (z.B. Gentechnik, Rüstung) und Geschäftspraktiken (z.B. Bilanzfälschung, Korruption) betreffen. Auf einer dritten Ebene (eigentlich zu Beginn der Titelauswahl) durchläuft jedes Unternehmen ein Verfahren zum ökologischen und sozialen Rating (ESG-Rating), in dem es eine Mindestnote erzielen muss.

FondsSuperMarkt: Können Sie ein Beispiel aus dem aktuellen Portfolio geben?

Jan-Peter Schott: Die Aurubis AG mit Sitz in Hamburg ist der größte Kupferproduzent Europas. Das Unternehmen, früher bekannt unter dem Firmennamen Norddeutsche Affinerie und – branchentypisch – berüchtigt für seine umweltbelastende Produktionsweise, hat sich zu einem Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit entwickelt. Aurubis zählt heute zu den weltweit führenden Recyclern von Kupfer, das für die Digitalisierung der Wirtschaft sowie im Rahmen der Erzeugung erneuerbarer Energie benötigt wird. Das Unternehmen betreibt keine Kupferminen. Es bemüht sich um eine Reduzierung des Ressourcenverbrauchs in der Produktion und verfolgt das Ziel, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Hierbei soll auch der Einsatz von Wasserstoff helfen. Aurubis erhält von der ESG-Ratingagentur ISS ESG, bezogen auf eine Bewertungsskala von A+ bis D-, derzeit die Note B. Hinsichtlich der oben angesprochenen Handlungsfelder liegt der Beitrag des Unternehmens im Kampf gegen den Klimawandel. Darüber hinaus erzielt das Unternehmen, das sich zur Einhaltung des UN Global Compact verpflichtet hat, hohe Bewertungen in den Bereichen industrieller Innovation und Gleichstellung der Geschlechter. Arbeits- und Gesundheitsschutz der Mitarbeiter und die Verpflichtung der Zulieferer auf ein ebenso nachhaltiges Handeln sind in die Arbeitsprozesse des Unternehmens integriert, sie werden von ISS ESG aktuell aber noch als ausbaufähig beurteilt.

FondsSuperMarkt: Kritiker bemängeln, dass der Kauf von Aktien gar keine direkt nachhaltige Wirkung habe. Was antworten Sie darauf?

Jan-Peter Schott: Nach einer sehr engen, buchstäblichen Betrachtung mag das gelten. Richtig ist, dieser Einschätzung folgend, dass Aktionäre zunächst nur Anteile am Eigenkapital von Unternehmen erwerben, die in der Regel bereits zu einem früheren Zeitpunkt ausgegeben wurden (Sekundärmarkt). Doch seien Sie sicher, dass Unternehmen in die Zukunft – und das heißt wesentlich auch: an ihre zukünftige Finanzierung – denken. Anders wäre die eingangs angesprochene, (von beiden Seiten) hitzig geführte Debatte um die Nachhaltigkeit der Kernkraftbranche nicht zu erklären. Unternehmen, die Kapital benötigen, stehen hier Anlegern gegenüber, die ihr Geld gerade nicht in bestimmte Branchen investieren wollen. Der PRIMA – Global Challenges bietet letzteren mit der Veröffentlichung sämtlicher Portfoliotitel und zukünftig auch mit der regelmäßigen Berichterstattung, wie sie für ein Finanzprodukt nach Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung gefordert wird, ein hohes Maß an Transparenz.

FondsSuperMarkt: Kommen wir noch einmal zur wirtschaftlichen Seite des Fonds: Der PRIMA – Global Challenges hat seit Jahresbeginn auch kräftig Federn gelassen. Was waren die Ursachen?

Johannes Hesche: Der PRIMA – Global Challenges ist ein weltweit investierender Aktienfonds. Die Fondsentwicklung in diesem Jahr deckt sich mehr oder weniger mit der Entwicklung des weltweiten Aktienindexes MSCI World. Anfang März sowie Anfang Mai, als die Aktienkurse neue Tiefstände markierten, konnte der Fonds negative Kursspitzen vermeiden. Hintergrund der Kursverluste ist die weltweit, vor allem aber in den westlichen Industrieländern drastisch gestiegene Inflation. Covid und der Krieg in der Ukraine haben zu Lieferengpässen geführt, die auf eine zunächst unverändert hohe Nachfrage trafen, so dass es allenthalben zu Preissteigerungen im Gütermarkt kam. An den Finanzmärkten hat dies zu einem starken Anstieg der Renditen und damit zu Kursverlusten bei Anleihen und Aktien geführt. Auf der Aktienseite waren besonders Wachstumsunternehmen sowie Qualitätsaktien von Unternehmen mit hohem Cashflow von einer zunehmenden Risikoaversion betroffen, da ihre Bewertungen nach überdurchschnittlichen Kursanstiegen der letzten Jahren ein hohes Niveau erreicht hatten. Der PRIMA – Global Challenges war von diesem Trend betroffen, da zum Fondsportfolio sowohl Qualitätsaktien als auch Wachstumstitel gehören. Zum Wachstumssegment gehören – wirtschaftlich betrachtet – auch Unternehmen aus dem Bereich erneuerbarer Energien, die im März, nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine, vorübergehend deutlich zulegen konnten, bevor auch diese Gewinne im April erneut wegschmolzen. Öl- und Gasaktien, die im laufenden Jahr quasi als einzige Kursgewinne verbuchen konnten, sind im PRIMA – Global Challenges, wie oben erwähnt, ausgeschlossen.

FondsSuperMarkt: Bitte wagen Sie abschließend noch einen Marktausblick.

Johannes Hesche: Damit die Märkte wieder steigen, muss die Risikobereitschaft der Anleger wieder zurückkehren. Dies dürfte spätestens dann der Fall sein, wenn die Inflation als beherrschbar eingeschätzt wird, denn dann können auch die Zins- und Geldpolitik der Notenbanken und ihr Einfluss auf die Konjunktur besser beurteilt werden. Eine Beendigung oder zumindest Deeskalation des Ukraine-Kriegs und ein Ende der chinesischen Lockdowns wären in diesem Zusammenhang besonders wichtig. Beide Ereignisse führen derzeit zu Güterknappheit und belasten als unsichere externe Faktoren die Märkte. Auf der anderen Seite sollten Aktien solider, nachhaltig wirtschaftender Unternehmen, wie sie im Fondsportfolio des PRIMA – Global Challenges enthalten sind, längerfristig weiterhin eine gute Wahl sein. Nicht nur, dass an einem nachhaltigen Umbau der Industrie kein Weg vorbeiführt. Im Gegenteil, der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen auf die weltweite Versorgungs- und Energiesicherheit haben der Notwendigkeit eines Systemwechsels weitere Facetten verliehen. Zinsanlagen werden demgegenüber auch weiterhin keine ausreichenden Renditen bieten können, um nach Abzug der Inflation ein langfristig akzeptables Anlageergebnis zu erzielen, denn die Inflation wird bis auf Weiteres hoch bleiben. Im Übrigen wird für die nachhaltige Wende definitiv privates Kapital benötigt. Anleger können hier eine doppelte, finanzielle und moralische Rendite erzielen. Warren Buffett, einer der klügsten Investoren aller Zeiten und mit über 90 Jahren noch immer unser Vorbild, hat in der aktuellen Krise weiter investiert.

Fondsdetails: PRIMA – Global Challenges A

ISIN LU0254565053
WKN A0JMLV
Fondskategorie Aktienfonds global (Nachhaltigkeit)
Ausgabeaufschlag 5 % (FondsSuperMarkt-Rabatt 100%)
Ertragsverwendung Ausschüttend
Laufende Kosten 2,31 %
Performancegebühr Keine
Auflegung 31.07.2006 (aktuelle Anlagestrategie seit 31.10.2013)
Fondsvolumen 121,4 Mio. Euro (31.05.2022)
Performance seit Strategiewechsel am 31.10.2013 (BVI-Methode) 115,8 % kum. / 9,4 % p.a. (Stand: 31.05.2022)
Risiko- und Ertragsprofil (SRRI) 6 von 7

Über PRIMA Fonds und die ACATIS Investment KVG mbH

PRIMA ist eine Investment-Boutique für innovative, zeitgemäße Investmentfonds. PRIMA Fonds zeichnen sich durch verständliche Investmentkonzepte und robuste Anlagestrategien aus, die auf langfristige Trends am Finanzmarkt antworten. „Investieren, nicht spekulieren!“ lautet der Grundsatz für alle aufgelegten Fonds, die weltweit investieren und das verwaltete Vermögen über viele Branchen verteilen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung von Umwelt und Gesellschaft. Portfolioverwaltung und Fondsadministration werden zuverlässigen Partnern übertragen, die in ihrem Bereich über langjährige Erfahrung und Reputation verfügen.

Die ACATIS Investment KVG mbH, mit Hauptsitz in Frankfurt, zählt zu den renommiertesten unabhängigen Vermögensverwaltern in Deutschland. Das Unternehmen ist auf die wertorientierte Aktienauswahl nach Benjamin Graham, Warren Buffett und Charlie Munger spezialisiert.

Über FondsSuperMarkt

FondsSuperMarkt ist mit mehr als 24.000 angebotenen Produkten und sieben Partnerbanken – darunter comdirect und ebase – eine der führenden Fondsplattformen im Internet. Rund 15.000 Kunden vertrauen bereits auf das Angebot des unabhängigen Vermittlers von Investmentfonds ohne Ausgabeaufschlag. Dabei richtet sich FondsSuperMarkt an Anleger, die kostenbewusste Selbstentscheider sind und bietet diesen neben einer einzigartigen Zahl von Fonds mit 100 % Rabatt auf den Ausgabeaufschlag u. a. umfangreiche Analysetools zur Fondsauswahl. Zu den dauerhaft günstigen Konditionen zählt neben dem komplett entfallenden Ausgabeaufschlag bei den meisten Fonds beispielsweise ein kostenloses ebase-Depot bereits ab einem Depotvolumen von 1.500 Euro. FondsSuperMarkt gehört zur Miltenberger Finanzgruppe, die aktuell Kundenvermögen von rund 866 Mio. Euro betreut. Weitere Informationen unter www.fonds-super-markt.de. Stand: Januar 2022

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