„Im Rheinland und im Norden Deutschlands waren Ackerbohnen nie ganz verschwunden“, weiß Stephan Arens, Geschäftsführer des Branchenverbands UFOP. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Hauptanbaugebiete der vielseitigen Hülsenfrucht in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein liegen. Auch wenn laut Angaben des Statistischen Bundesamtes die Fläche für Ackerbohnen in den vergangenen sieben Jahren um fast 200 Prozent gestiegen ist, wachsen sie in diesem Jahr gerade einmal auf einem halben Prozent der deutschen Ackerfläche. Viel zu wenig, wie Arens weiß. „Aktuell können wir den Bedarf über den heimischen Anbau gar nicht decken“, erklärt er. Um hier Abhilfe zu schaffen, engagiert sich die UFOP im Netzwerk LeguNet, das sich die Verbesserung der Vermarktung von Ackerbohnen und anderen heimischen Hülsenfrüchten zum Ziel gesetzt hat. Denn die Nachfrage nach Ackerbohnen ist so groß wie nie. Von Start-Ups bis Branchenriesen setzen immer mehr Unternehmen der Lebensmittelbranche stark auf das hochwertige Eiweiß der Samenkörner als attraktive Alternative zu importiertem Soja. Das Spektrum der Einsatzbereiche reicht von Rührei-Ersatz über Brot, Panade für Fischstäbchen bis hin zu Burger-Pattys.
Auch aus ökologischer Sicht wäre eine Zunahme des Anbaus wünschenswert, erklärt Agraringenieur Arens: „Ackerbohnen lockern die Fruchtfolge auf, erhöhen die Biodiversität in der Landwirtschaft und tragen zur Gesunderhaltung der Böden bei. Und wie alle Hülsenfrüchte benötigen die Pflanzen keinen mineralischen Stickstoff-Dünger, da sie über eine Symbiose mit spezialisierten Wurzelbakterien mit Stickstoff aus der Luft versorgt werden.“ Nach der Ernte wiederum verbleiben die Stängel- und Wurzelreste auf den Äckern und dienen den Folgefrüchten ebenfalls als Dünger.
Eine Besonderheit der Ackerbohnen ist ihre lange Blühphase von bis zu zwei Monaten. Das macht sie zur idealen Futterquelle für Hummeln, Honigbienen und andere Insekten. Gleichzeitig können sie dank einer Eigenart ihrer Blüten sogar bei der Bekämpfung von Schädlingen helfen. Auch außerhalb ihrer Knospen haben sie nämlich Nektar, mit dem sie unter anderem räuberische Wespen anlocken, die sich auch von Blattläusen ernähren. Um allerdings an den begehrten Nektar innerhalb der Blüten zu gelangen, sind die meisten Insekten auf die Vorarbeit der kräftigen Hummeln angewiesen. Diese können die Blüten der Ackerbohnen “knacken“ und machen damit den Weg für weniger robuste Insektenarten frei. Die Bestäubung durch Insekten wiederum wirkt sich positiv auf die Erträge der Ackerbohnen aus. So konnten in Untersuchungen des Julius-Kühn-Instituts bis zu 34 Prozent mehr Bohnen in jeder Hülse festgestellt werden. Also eine Win-Win-Situation für Natur und Landwirtschaft.
Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) vertritt die politischen Interessen der an der Produktion, Verarbeitung und Vermarktung heimischer Öl- und Eiweißpflanzen beteiligten Unternehmen, Verbände und Institutionen in nationalen und internationalen Gremien. Die UFOP fördert Untersuchungen zur Optimierung der landwirtschaftlichen Produktion und zur Entwicklung neuer Verwertungsmöglichkeiten in den Bereichen Food, Non-Food und Feed. Die Öffentlichkeitsarbeit der UFOP dient der Förderung des Absatzes der Endprodukte heimischer Öl- und Eiweißpflanzen.
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