47 Prozent der bayerischen Bevölkerung bewerten die Auswirkungen des Tourismus in ihrer Region für sich persönlich als überwiegend oder eher positiv, so die aktuelle Studie des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT). In touristisch stark geprägten Regionen geben sogar 59 Prozent der Befragten an, dass der Tourismus in ihrer Region für sie persönlich positive Effekte bewirkt.

Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie erhöhte sich das Besucheraufkommen und die damit einhergehenden Überfüllungseffekte in manchen Regionen Bayerns noch mehr. „Auch wenn es kein flächendeckendes Phänomen in Bayern ist, verstärken sich die Interessenskonflikte zwischen Einheimischen und Besuchern in manchen Hotspots“, so Prof. Dr. Alfred Bauer, Leiter des Bayerischen Zentrums für Tourismus. „Das Thema Tourismusakzeptanz, das häufig mit etwas Negativem in Verbindung gebracht wird, rückt dadurch verstärkt in den Fokus der Diskussionen.“

Vor diesem Hintergrund beschäftigte sich die Studie des BZT, durchgeführt von GfK im April 2022 unter über 2.000 Männern und Frauen in Bayern, mit den Auswirkungen des Tourismus auf die Befragten persönlich und deren regionalen Lebensraum. Beleuchtet wurden auch die Meinungen zu den touristischen Weiterentwicklungen in den bayerischen Regionen.

Bedeutung des Tourismus für die Regionen

Während 55 Prozent der Befragten die Aussage voll und ganz ablehnen, dass sie sich durch den Tourismus in der Region, in der sie leben, gestört fühlen, stimmen 16 Prozent dieser Aussage zu. Besonders die 18- bis 29-Jährigen fühlen sich zu 27 Prozent durch den Tourismus gestört.

40 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass die Region, in der sie leben, den Tourismus braucht, weil viele Menschen davon leben. Für 44 Prozent profitieren auch viele Personen über die Tourismusbrache hinaus vom Tourismus in ihrer Region.

Positive und negative Auswirkungen des Tourismus in den Regionen

Bei der Betrachtung der Auswirkungen des Tourismus in den Regionen zeigt sich ein differenziertes Bild: Jeweils 46 Prozent der bayerischen Bevölkerung sind sich bewusst, dass der Tourismus in den Regionen Arbeitsplätze schafft, eine finanzielle Einnahmequelle für die Bevölkerung darstellt und für ein vielfältiges Freizeit- und Kulturangebot sorgt. Andererseits nennen 56 Prozent der Befragten als negative Begleiterscheinungen überteuerte Immobilien-, Miet- und Grundstückspreise auf Grund des Tourismus ebenso wie überteuerte Preise in der Gastronomie und in Freizeiteinrichtungen (41 Prozent). Trotz einer starken Beanspruchung der Umwelt (38 Prozent) und einer erhöhten Lärmbelästigung (32 Prozent) sehen 38 Prozent aber auch einen positiven Beitrag des Tourismus zu einem attraktiven Lebens- und Wohnumfeld für die Bevölkerung.

Störsituationen für die Einheimischen

Auf die Dringlichkeit von Mobilitätskonzepten verweist Cathrin Schiemenz vom BZT, „da die Parkplatzsuche mit 26 Prozent und der Straßenverkehr mit 19 Prozent als jene Situationen genannt werden, bei denen sich die Bevölkerung am massivsten und auch am häufigsten durch den Tourismus gestört fühlt – sehr viel stärker als beispielsweise in gastronomischen Einrichtungen, in der Nähe von Sehenswürdigkeiten, bei Freizeitaktivitäten oder in Freizeiteinrichtungen“.

Touristische Weiterentwicklung

55 Prozent der Befragten in Bayern bewerten den Tourismus im bisherigen Ausmaß in ihrer Region als genau richtig. Ihrer Meinung nach braucht es weder mehr noch weniger Tourismus in der Region, in der sie leben. 13 Prozent wünschen sich künftig weniger Tourismus in der eigenen Region. Der Anteil von Personen mit dieser Meinung liegt im Vergleich der Regierungsbezirke in Oberbayern mit 18 Prozent am höchsten. 19 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Region, in der sie leben, künftig mehr Tourismus braucht. Auch hier zeigen sich Unterschiede zwischen den bayerischen Regierungsbezirken – in Unterfranken liegt der Wert bei 33 Prozent, in Oberbayern bei 14 Prozent.

Entwicklungen in Richtung Naturtourismus, Qualitätstourismus und einer touristischen Entwicklung unter Einbeziehung der Einheimischen wird jeweils von mehr als der Hälfte zugestimmt. Im Hinblick auf die touristische Weiterentwicklung der Region, in der die Befragten leben, stimmen 71 Prozent zu, dass diese in Richtung „sanfter Tourismus“, also naturverträglicher Tourismus, erfolgen sollte. Interessant sind die Einstellungen nach Altersgruppen: 84 Prozent der Senior*innen (65 bis 74 Jahre) stimmen dieser touristischen Entwicklungsrichtung zu, in der Gruppe der jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) sind es 61 Prozent.

Corona hat auch das Interesse am Tourismus in Bayern leicht verändert: Waren 13 Prozent vor der Corona-Pandemie nicht an der touristischen Weiterentwicklung ihrer Region interessiert, sind es aktuell nur noch acht Prozent.

Erhebungsmethode 

Bevölkerungsrepräsentative Online-Befragung im Auftrag des Bayerischen Zentrums für Tourismus, durchgeführt von GfK zwischen dem 12. und 24. April 2022

Stichprobe: n = 2.007 Männer und Frauen der deutschsprachigen Bevökerung im Alter von 18-74 Jahren in Bayern

Weitere Ergebnisse unter: 
https://bzt.bayern/umfrage-tourismusakzeptanz-bayern

Über den Bayerisches Zentrum für Tourismus e.V.

Das Bayerische Zentrum für Tourismus (BZT) ist ein An-Institut der Hochschule Kempten. Es wurde im Zuge der neuen Tourismusinitiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gegründet und versteht sich als ein unabhängiger wissenschaftlicher Thinktank. Neben relevanten Forschungsprojekten initiiert und moderiert das BZT den praxisrelevanten Austausch zwischen Wissenschaftlern, Politikern und den verschiedenen Akteuren der Tourismuswirtschaft. Dabei stehen die Vermittlung von Wissen, die Identifikation wichtiger Themen der bayerischen Tourismuswirtschaft, die Vernetzung der bayerischen Tourismusakteure und ein lösungsorientierter Diskurs zur Förderung, Optimierung und Weiterentwicklung der Leistungsfähigkeit des bayerischen Tourismus im Fokus. Ziel des BZT ist die Förderung von Tourismuswissenschaft und -forschung sowie die Intensivierung des interdisziplinären Wissens- und Erfahrungsaustauschs. Mehr unter https://bzt.bayern/

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