Mit dem Empfang der Wimpelgruppe in Fellbach beginnt morgen der 121. Deutsche Wandertag im Remstal. Während der heutigen Pressekonferenz verwies Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß, Präsident des Deutschen Wanderverbands (DWV), auf die wichtige Rolle der Wandervereine in einer von großen Krisen wie dem Klimawandel geprägten Zeit.

Rauchfuß lobte das Mobilitäts- und Nachhaltigkeitskonzept für den 121. Deutschen Wandertag, das die Ausrichter der Veranstaltung, der Schwäbische Albverein und die Stadt Fellbach, auf die Beine gestellt hätten. Allein die Wandertagsplakette „Remsi“ sei noch besser als das 9-Euro-Ticket, da sie nicht nur die Fahrten mit allen S- und U-Bahnen, Nahverkehrszüge und Busse im Wandertagsgebiet ermögliche, sondern auch noch viele Vergünstigungen aus dem Programm des Deutschen Wandertages biete. Die Wandertags-Gäste könnten die meisten Startpunkte der Wanderungen auf dem rund 700 Kilometer umfassenden Wanderwegenetz mit sechs „Qualitätswegen Wanderbares Deutschland“ außerdem gut mit dem ÖPNV erreichen. Als anerkannter Naturschutzverband setze sich auch der DWV insgesamt seit langem für die bundesweite Stärkung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs ein. „Immer wieder haben wir gefordert, das ÖPNV-Angebot besonders im ländlichen Raum auszubauen und zu vereinheitlichen. Nicht zuletzt, um es den Gebietsvereinen, deren Engagement meist Landkreis- und Ländergrenzen überschreitend ist und somit durch mehrere Verkehrsverbünde führt, zu erleichtern, Tourentipps mit ÖPNV-Anschluss geben zu können“, so der DWV-Präsident.

Rauchfuß verwies in Fellbach auf die Doppelfunktion des DWV: „Als Naturschutz- und zugleich Naturnutzerverband schauen wir aus mehreren Perspektiven auf Natur und Umwelt. Besonders beschäftigt uns der Klimawandel mit all seinen Auswirkungen. Deutlich zu sehen ist das in unseren Wäldern, wo viele Wege und teils sogar die komplette Wanderinfrastruktur aufgrund von umgestürzten Bäumen, extremer Regenfälle und Bränden sowie den entsprechenden Aufräumarbeiten unbrauchbar geworden sind. Trotz oder gerade wegen der mit dem Klimawandel einhergehenden Probleme tritt der DWV dafür ein, dass der Wald als Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum erhalten bleibt.“ Der DWV und seine Mitglieder würden ihre Expertise dafür gerne zur Verfügung stellen und engagierten sich wo sie könnten, damit der Wald weiterhin Raum für Gesundheitsangebote, für das Naturerleben und Lernort im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung bleibe. Insbesondere steht der DWV dem Präsident zufolge für ein uneingeschränktes unentgeltliches Betretensrechts und die Stärkung des ehrenamtlichen Engagements, um den Wald in all seinen Funktionen zu erhalten.

Als Dach- und Fachverband für Wandern, Wege, Kultur und Naturschutz stehe der DWV oft in der Mittlerrolle mit vielen Querschnittsaufgaben. Dieses Querschnittsaufgaben seien besonders unter Fördergesichtspunkten ein großes Problem für den DWV. Rauchfuß: „Weder auf Landes- noch auf Bundesebene fühlt sich ein Ministerium für den DWV zuständig mit dem Ergebnis, dass der DWV keine regelmäßige institutionelle staatliche oder föderale Unterstützung bekommt.“

Der Deutsch Wandertag 2022 steht unter der Schirmherrschaft von Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, der am Sonntag, den 7. August, zur Feierstunde in Fellbach erwartet wird. Der DWV als Veranstalter des wohl größten Wanderfestes der Welt rechnet mit vielen Tausend Gästen, die die Region bis zum 7. August besuchen werden.

Regine Erb, Vizepräsidentin des Schwäbischen Albvereins, der den Deutschen Wandertag mit der Stadt Fellbach und 21 weiteren Remstalkommunen ausrichtet, verwies während der Pressekonferenz auf das vom Albvereins entwickelte Wanderprogramm mit gut 200 unterschiedlichen Wanderungen und knapp 400 Wanderführer*innen. Etwas Besonderes seien zudem die Workshops und Fachvorträge, die der Albverein für die Besucher organisiert habe. Das Themenspektrum reiche vom Wandern für Anfänger über einen Kurs zum Kartenlesen bis zum Naturschutz. Der Schwäbische Albverein sei nicht nur Europas größter Wanderverein, sondern auch im Naturschutz aktiv. „Wir haben das Wanderprogramm für den Wandertag so gestaltet, dass wir bei Groß und Klein Verständnis für Natur- und Artenschutz wecken“, so Erb.

Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull freut sich über die mit dem Wandertag verbundene Gelegenheit, ihre Stadt einem deutschlandweiten Publikum zu präsentieren. „In unserer Stadt sind Kultur, Genuss und Wein beheimatet. Wir sind gerne Gastgeber und unsere Kommune sowie die gesamte Region sind gerade für Wanderer äußerst attraktiv“, so Zull.

Auch Dr. Richard Sigel, Landrat des Rems-Murr-Kreises, geht davon aus, dass viele der Gäste, die die Region während des Deutschen Wandertages erleben, später wiederkommen. „Mit seinen unverwechselbaren Naturräumen dem Remstal, dem Schwäbischen Wald und der Backnanger Bucht hat der Rems-Murr-Kreis drei ausgezeichnete Wanderregionen. Wandern ist bei uns im Kreis daher nicht nur ein großer Wirtschaftsfaktor, sondern bietet auch Lebensqualität“.

Tobias Dettinger, Mitglied des Jugendvorstandes der Deutschen Wanderjugend (DWJ), sprach in Fellbach über die etablierte Jugendarbeit des Deutschen Wanderverbands: „Die DWJ ist schon seit sieben Jahrzehnten im Einsatz, um Kinder und Jugendliche zu schützen und zu fördern. Deshalb wünscht sich die DWJ um 70. Geburtstag, dass die UN-Kinderrechtskonvention Einzug ins Grundgesetz findet.“

Erstmals gibt es während eines Deutschen Wandertages viele inklusive Angebote für Menschen mit Beeinträchtigung. Insgesamt werden beim 121. Deutschen Wandertag knapp 70 Veranstaltungen und Touren für Menschen mit Beeinträchtigung angeboten. Neben der Möglichkeit speziell geschulte Wanderbegleiter zu buchen und die Auftaktveranstaltung in der Gebärdensprache zu verfolgt bietet der Wandertag auch extra gekennzeichnete und zertifizierte Wege. So setzt der Wandertag mit seinen zahlreichen Angeboten für Menschen mit Beeinträchtigung neue Maßstäbe in Richtung Teilhabe.

Offiziell startet der Deutsche Wandertag am Donnerstag, 4. August. Dann wird die Wandertagswimpel-Gruppe des Bad Wildungener Wandervereins „Komm mit“ in Fellbach ankommen. Nach 420 Kilometern, 8.300 Höhenmetern und vier Mittelgebirgszügen wird die Gruppe den Wandertagswimpel auf der Bühne am Guntram-Palm-Platz an den DWV-Präsidenten übergeben. Anschließend eröffnet der Präsident den 121. Deutschen Wandertag im Remstal.

Der Wandertagswimpel als „Olympisches Feuer“ des Deutschen Wandertages wird traditionell von Vertretern des Wandervereines, in dessen Region das Großereignis im Vorjahr stattgefunden hat, zum Austragungsort des kommenden Wandertages zu Fuß gebracht. In diesem Jahr vom hessischen Bad Wildungen nach Fellbach .

Der Deutsche Wanderverband veranstaltet einmal im Jahr gemeinsam mit einem Mitgliedsverein und regionalen Partnern den Deutschen Wandertag. Er gilt als weltweit größtes Wanderfest. In diesem Jahr erwartet der DWV viele Tausend Gäste. Während des Wandertages werden einerseits Wanderungen, Führungen und Vorträge geboten, andererseits finden hier auch Fachtagungen, Vorstandssitzungen und die Jahreshauptversammlung des Deutschen Wanderverbandes statt.

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