An vielen Orten der Fränkischen Schweiz sind jetzt im Sommer die heiser krächzenden Bettelrufe junger Uhus zu hören. Doch in diesem Jahr sucht man oft vergeblich nach dem Nachwuchs der größten Eule der Welt. Zu Beginn der Brutsaison im Februar konnte der bayerische Naturschutzverband LBV immerhin fast 70 balzende Uhus zwischen Main und Pegnitz feststellen. Erfolgreich fortgepflanzt haben sich aber nur die wenigsten. Nur elf junge Eulen wurden von den ehren- und hauptamtlichen LBV-Mitarbeitenden des Artenhilfsprogramms Felsbrüter gefunden. "Der Grund für den geringen Fortpflanzungserfolg dürfte die schlechte Verfügbarkeit von Beutetieren wie etwa Mäusen während der Brutsaison sein", sagt der LBV-Biologe Torben Langer. Im besonders erfolgreichen Jahr 2021 waren es mit 64 jungen Uhus fast sechsmal so viele wie in diesem Jahr.

Wenn die großen Eulen nicht genug zu fressen finden, brechen sie ihre Brut oft vorzeitig ab oder beginnen erst gar nicht zu brüten. "Auch aus anderen Regionen Bayerns hören wir, dass es kaum Jungvögel gibt", so Torben Langer. Sorgen muss man sich um die nächtlichen Jäger allerdings noch nicht machen. "In der Natur ist es ganz normal, dass es auch mal ein schlechtes Mäusejahr gibt. Im nächsten Jahr kann das schon wieder ganz anders aussehen", erklärt der LBV-Eulenexperte. Zuletzt war die Zahl der Jungvögel im Jahr 2018 auf einem ähnlich niedrigen Niveau, im darauffolgenden Jahr hatte sich die Situation aber bereits wieder normalisiert.

Für viele Uhus beginnt nun schon die Vorbereitung auf die nächste Brutsaison. "Wenn die Vögel nicht erfolgreich mit ihrem Brutgeschäft waren, beginnen sie oft schon im Sommer wieder zu balzen und markieren ihre Reviere für das nächste Frühjahr", weiß Langer. Daher ist es zurzeit auch nicht ungewöhnlich, an einem der lauen Sommerabende die charakteristischen "U-hu"-Rufe vernehmen zu können.

Besser als für den Uhu lief es für den Wanderfalken, die zweite an Felsen brütende Vogelart, um die sich der LBV in der Fränkischen Schweiz im Rahmen des Artenhilfsprogramms im Auftrag des Landesamtes für Umwelt kümmert. "Der Wanderfalke macht ausschließlich Jagd auf Vögel, die er im rasanten Sturzflug erbeutet, und ist daher nicht vom Mäusebestand abhängig", sagt Torben Langer. Die Artenschützer*innen des Artenhilfsprogramms zählten in diesem Jahr mit mindestens 34 ausgeflogenen Jungfalken etwa so viele wie im vergangenen Jahr.

Kletterkonzept zum Schutz von Uhu und Wanderfalke
Mit dem Ausklingen der Brutsaison der beiden Felsbrüter enden in der Fränkischen Schweiz auch die Sperrungen der Kletterfelsen für dieses Jahr. Diese Sperrungen sind Teil eines äußerst erfolgreichen Kletterkonzeptes, welches in Zusammenarbeit von Naturschützern, Kletterverbänden und Behörden zum Schutz der Vögel entwickelt wurde. "Die Kooperationsbereitschaft und das große ehrenamtliche Engagement von Naturschützern und Kletterern in der Fränkischen Schweiz tragen wesentlich dazu bei, dass Uhu und Wanderfalke heute nicht mehr auf der Roten Liste stehen", so der LBV-Biologe. Die Brutfelsen der Wanderfalken dürfen schon seit dem 1. Juli wieder beklettert werden, für die Uhu-Felsen gilt dies seit dem 1. August.

LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen
Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband ab sofort kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.

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1909 gegründet ist der LBV der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell über 110.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns.

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