Heute haben Vertreter der betroffenen Landesbauernverbände und des Leitungsbauunternehmens Amprion bei einem Treffen in Rhede (Kreis Borken) ihre Einigung auf eine Rahmenregelung zum Leitungsbauvorhaben A-Nord bekannt gegeben. 

Die im Genehmigungsprozess befindliche Erdkabel-Planung für A-Nord sieht eine knapp 300 Kilometer lange Trasse vor: von Emden durchs Emsland und Münsterland bis nach Meerbusch-Osterath bei Düsseldorf. Bei der Umsetzung des Stromleitungsprojekts soll diese Rahmenregelung den noch abzuschließenden individuellen Gestattungsverträgen mit Eigentümern und Bewirtschaftern auf der Trasse zugrunde gelegt werden. Sie gilt darüber hinaus auch für die parallel geplanten und beantragten Offshore-Stromnetzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4, die zwischen Emden und Wietmarschen auf circa 100 Kilometer parallel zu A-Nord verlaufen.   

Rund zweieinhalb Jahre und eine Vielzahl an Verhandlungsrunden mit Vertretern der vier betroffenen Bauernverbände und Amprions hat es gebraucht, um sich auf diese umfassende Rahmenregelung zu einigen. Dabei ist es erstmals gelungen, für eine länderübergreifende Trasse eine gemeinsame Rahmenregelung auszuhandeln. Bei der abschließenden Zusammenkunft heute umriss Henner Braach als Vizepräsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes e.V. (WLV) nochmals den Grundgedanken, den die Verhandler auf beiden Seiten von Anfang an verfolgt haben: „Landwirtschaft und Energiewirtschaft bekennen sich zu ihrer gemeinsamen Verantwortung für das Gelingen der Energiewende. Wir ebnen hiermit entscheidend den Weg für mehr Klimaschutz und zur Versorgungssicherheit der Bevölkerung. Als Landwirtschaft verstehen wir uns da als Teil der Lösung.“ Klaus Wewering, Leiter Netzprojekte und Prokurist der Amprion GmbH, unterstreicht diesen partnerschaftlichen Ansatz: „Schon früh haben wir erkannt, dass es wichtig ist, mit dem am Ende von dieser Leitung betroffenen Menschen in einem guten Austausch zu stehen. Das sind in erster Linie Menschen aus der Landwirtschaft – der Netzausbau erfolgt schließlich zu einem sehr großen Anteil unter Einbeziehung ihrer Nutzflächen. Umso wertvoller ist es, dass wir mit den vier von A-Nord betroffenen Landwirtschaftsverbänden nach harten, aber immer sachlichen Verhandlungen eine vernünftige Regelung gefunden haben, die einen Rahmen für diesen Austausch bildet.“ 

Chance und Herausforderung zugleich, denn ein Leitungsbau bedeute immer auch einen immensen Eingriff in den Boden und damit in die Grundlage bäuerlichen Wirtschaftens, betont Georg Meiners, Präsident der Vereinigung des Emsländischen Landvolkes e. V. aus Niedersachsen: „Natürlich stehen wir als Bauernverbände Leitungsbauten wie A-Nord erst einmal skeptisch-prüfend gegenüber. Wo sie dennoch zwingend notwendig sind, muss das Ziel unserer Verhandlungen immer sein, deren nachteilige Wirkungen auf unsere Mitglieder so weit wie möglich zu minimieren.“ Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes e.V. (RLV) nennt wesentliche Punkte: „Konkret erwarten unsere Mitglieder bezogen auf den Netzausbau, dass sowohl Fragen zu bodenschonender Bauweise als auch Fragen der angemessenen Entschädigung für Grundeigentümer und Flächenbewirtschafter umfassend berücksichtigt werden. Dies ist mit der Rahmenregelung nun gelungen.“ 

Der Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH, Peter Barth, verbindet mit der Einigung die Hoffnung, dass langwierige und teure juristische Zwangsverfahren vermieden und der Netzausbau möglichst einvernehmlich und schnell umgesetzt werden können: „Wir haben in den kommenden Jahren noch tausende Kilometer Netzausbau vor der Brust, gerade auch in Form von erdverlegten Offshore-Leitungen. Damit wir diese Herausforderung bewältigen, brauchen wir die Akzeptanz der Menschen vor Ort, die ihre Flächen für diese wichtigen Infrastrukturen bereitstellen. Wir sind zuversichtlich, dass diese landwirtschaftliche Rahmenregelung genau darauf abzielt und eine gute Vorlage für kommende Erdkabelprojekte sein kann.“ Vertreter von Amprion und der Bauernverbände stellen in ihren Äußerungen heute in Rhede nochmals den beiderseitigen Nutzen der konsensorientieren Verhandlungsführung heraus. Es gehe um den Blick auf das Große und Ganze. 

Zum Hintergrund: A-Nord 

A-Nord verbindet die Netzverknüpfungspunkte Emden und Meerbusch-Osterath und bildet damit den nördlichen Teil des sogenannten Korridors A, einer neuen Nord-Süd-Verbindung zur Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) – hauptsächlich von Windenergie. Der Verlauf der Trasse wird von der Bundesnetzagentur festgelegt. Aktuell liegt dort der Antrag auf Erteilung eines Planfeststellungsbeschlusses zur Entscheidung vor. Mit diesem wird dann die 300 Kilometer lange Trasse final festgeschrieben werden. Nach Schätzungen der Bauernverbände wird es entlang der Trasse mehrere tausend betroffene Eigentümer und Bewirtschafter geben. Vorhabenträger ist die Amprion GmbH, die aktuell damit rechnet, dass die Bauarbeiten für A-Nord in 2024 starten und nach etwa drei Jahren abgeschlossen sein können.  

Zum Hintergrund: DolWin4 und BorWin4 

Im selben Genehmigungsverfahren für A-Nord hat die Amprion Offshore GmbH als Vorhabenträger Genehmigungen für den Bau der Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4 beantragt. Die beiden Gleichstromverbindungen, durch die dann ab 2028 und 2029 Offshore-Windstrom fließen soll, sollen zwischen Emden und Wietmarschen auf knapp 100 Kilometern parallel zu A-Nord gebaut werden. Von den Nordsee-Windparks aus verlaufen die Kabel zunächst 60 (DolWin4), beziehungsweise 125 Kilometer (BorWin4) auf See. Sie unterqueren die Insel Norderney und erreichen im Bereich Hilgenriedersiel die Küste. Von dort aus verlaufen sie noch rund 155 Kilometer als Erdkabel in Richtung der Umspannanlage Hanekenfähr in Lingen (Ems), wo Amprion sie an das Übertragungsnetz anschließen wird. Die Bündelung der Projekte hat neben der Beschleunigung des Planungsverfahrens vor allem auch die Verringerung der notwendigen Bodeneingriffe und Baukosten zum Ziel. 

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