Der Münchner Tierpark Hellabrunn hat sich ein weiteres Mal weit über die Grenzen des Zoos hinaus für hochbedrohte Tierarten engagiert. Im Osten Brasiliens sind die dort endemischen Rubinkehltangare vom Aussterben bedroht und der Bestand kann nur durch konzertierte Schutzaktivitäten gesichert werden. Im Schulterschluss mit der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) und weiteren Tierparks aus Deutschland finanziert Hellabrunn vor Ort diverse Schutz-, Monitoring- und Aufklärungsaktivitäten über lokale Träger von Artenschutzprojekten.

Der Rubinkehltangar (Nemosia rourei) ist eine endemische, also ausschließlich im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo im Osten des Landes vorkommende Singvogelart. Sie ist eine der am stärksten bedrohten Vogelarten der Welt und wird von der IUCN als vorm Aussterben bedroht eingestuft. Die ca. 14 cm langen Vögel wohnen im Blätterdach des Regenwaldes und zeichnen sich durch eine markante rubinrote Einfärbung ihrer Kehle aus. Ihr verbliebenes Nebelwald-Habitat am atlantischen Regenwald ist stark fragmentiert, aber mittlerweile gut erforscht. 2021 ist der weltweite Gesamtbestand dank zwei erfolgreicher Bruten in zwei Teilgebieten erfreulicherweise von 11 auf 15 Tiere gestiegen.

Vor Ort in Brasilien kümmert sich das Instituto Marcos Daniel um die Organisation und Umsetzung der Schutzmaßnahmen für den kaum noch existenten Singvogel. Zum einen geht es um den Schutz der Nester der Rubinkehltangare in den zwei Projektregionen (Caetés Forest und dem Augustio Ruschi Biological Reserve) während der Brutsaison und die Verhinderung ihrer Ausplünderung durch Fressfeinde, um das Überleben der Jungvögel zu sichern. Des Weiteren werden biologische Daten zum Fortpflanzungs- und Fressverhalten der Art gesammelt, um den langfristigen Schutz der Art zu verbessern. Im Dezember 2021 wurde vom Instituto Marcos Daniel ein 284 Hektar großes Schutzgebiet im Primärregenwald für die Rubinkehltangare eingerichtet. Und Dank der Fördermittel aus Hellabrunn und der Projektpartner konnten kürzlich vor Ort ein Biologe und ein Feldassistent eingestellt werden, die ab der kommenden Brutsaison für die tägliche Überwachung zuständig sein werden.

Flankiert werden die Maßnahmen mit einem Programm zur Einbindung der Lokalbevölkerung, welches zeitgleich mit Schulen und anderen Gruppen im Waldgebiet von Caetés zusammenarbeitet. Dazu gehört z.B. eine Foto-Wanderausstellung (Aves de Caetés), die in Schulen und an öffentlichen Plätzen gezeigt wird und bisher mehr als 5.000 Menschen erreicht hat. Sie hat viele Türen geöffnet, vor allem bei den drei Stadtverwaltungen in der Region, bei den Umwelt-, Bildungs- und Tourismusabteilungen, die sich dem Umweltbildungsprogramm anschließen und die Durchführung der Aktivitäten unterstützen.

„Als wissenschaftlich geführter Zoo und Kompetenzzentrum für Artenschutz und Umweltbildung liegt es in unserer Verantwortung, regelmäßig über den Tellerrand, also unseren eigenen Zoobetrieb und Tierbestand, hinauszuschauen und dort mit den möglichen Mitteln zu helfen, wo es am nötigsten und dringlichsten ist. Gemeinsam mit der ZGAP und den teilnehmenden zoologischen Einrichtungen versuchen wir, den für die Rubinkehltangare fast „auf zwölf stehenden Zeiger“ mit unseren Möglichkeiten wieder etwas zurückzudrehen.“, erklärt Rasem Baban, Vorstand und Tierparkdirektor in Hellabrunn die Unterstützung der Projekte durch den Münchner Zoo.

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