Maud Sisley, Alma McKibbin, Ruth Temple, prominente adventistische Frauen und Wegbereiterinnen für Mission, Bildung und Gesundheitsversorgung, waren einst bekannte Namen. Aber ihre Geschichten seien in Vergessenheit geraten –„begraben durch die Zeit und gesellschaftliche Veränderungen im kollektiven Gedächtnis der Kirche“, so die Autorin des Presseberichts, Laura Gang.
Während des Studiums des Kirchenarchivs entdeckte Jim Wibberding, Professor für Praktische Theologie und biblische Studien an der PUC, die Namen von Frauen, von denen er noch nie zuvor gehört hatte. Wibberding war überrascht zu erfahren, dass so viele Frauen „eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der adventistischen Kirche, wie wir sie heute kennen, gespielt haben“.
Erstellung einer Liste
Wibberding sammelte 50 Namen von Frauen und konzipierte einen College-Kurs, der deren prägende Rolle für die adventistische Kirche näher untersuchen sollte. Zu diesem Zweck lud er 14 weitere adventistische Historiker ein, um daran mitzuwirken. Die Entscheidung, welche Biografien von Frauen näher untersucht werden sollten, erwies sich als schwierig. Denn die Historiker fanden durch eigene Recherche weitere vergessene Frauen, die ebenfalls in die Liste aufgenommen werden könnten.
Das Problem der Unterrepräsentation von Frauen in der Kirchengeschichte ist nicht nur in der adventistischen Kirche zu finden. Frauen wurden auch in der allgemeinen Geschichte in vielen Teilen der Welt vernachlässigt. Inzwischen werden weltweit Anstrengungen unternommen, um diese Lücke zu schließen.
Vor seiner Klasse von 25 Studierenden erzählten Wibberding und andere Historiker die Lebensgeschichten der Frauen, zeigten Fotos von mehr als 30 bemerkenswerten adventistischen Frauen und erläuterten ihre oft übersehenen Beiträge für die Kirche und ihre Arbeit. Einige Beispiele:
Maud Sisley verließ ihre Heimatstadt Battle Creek (Michigan) und reiste allein in den US-Bundesstaat Ohio, in die Schweiz, nach England, Südafrika, Australien und darüber hinaus, um die christliche Botschaft und die speziellen adventistischen Inhalte zu verkünden. Sie hat damit dazu beigetragen, dass die adventistische Kirche weltweit bekannt geworden ist.
Alma McKibbin schrieb den ersten adventistischen Grundschullehrplan und wurde Dozentin am Pacific Union College.
Flora Plummer war „die Architektin des Bibelgesprächs im Gottesdienst (Sabbatschule), wie wir es heute kennen“, so Jim Wibberding, und jahrzehntelang die einzige Frau im Vorstand der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz).
Ruth Temple war die erste schwarze Frau, die ihren Abschluss an der adventistischen Loma Linda University (Kalifornien) machte. Sie konzentrierte sich anschließend darauf, den Menschen in einkommensschwachen und unterversorgten Stadtvierteln in Los Angeles eine erschwingliche Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Temple eröffnete die erste medizinische Klinik im Südosten von Los Angeles. Laut dem Historiker Benjamin Baker hat die Rolle, die es dort spielte, mehr als eine Epidemie ausgerottet, einschließlich eines Ausbruchs der Pest.
Kulturelle und religiöse Gründe für die Benachteiligung von Frauen
Warum wurden diese Frauen an den Rand gedrängt? Zum Teil „wegen der [Kultur] der Häuslichkeit und des Aufstiegs des protestantischen Fundamentalismus, der Frauen, die im kirchlichen Dienst waren, in den Schatten gestellt hat“, so Michael Campbell, der Direktor für Archive, Forschung und Statistik der adventistischen, nordamerikanischen Kirchenleitung. Campbell, ein Historiker, der bis vor Kurzem als Professor für Religion an der Southwestern Adventist University tätig war, erzählte in Wibberdings Klasse die Lebensgeschichten von zwölf Frauen. Als Ergebnis dieser Erfahrung schrieb er ein Thesenpapier über die Hauptthemen, die sich aus seiner Forschung ergeben haben.
Laut Campbell heirateten einige der Frauen, die in den Diensten der Kirche waren, und die Geschichten ihrer Ehemänner wurden glorifiziert, ohne dass ihr Beitrag erwähnt wurde. Ana Stahl wurde der Zugang zum Battle Creek College verweigert, weil sie bereits verheiratet war und ein Kind hatte. Die Evangelistin und Pastorin Minnie Sype wurde von ihrer regionalen Kirchenleitung in den Ruhestand versetzt, weil sie im Alter von 61 Jahren erneut heiratete und „einen Mann hatte, der sich um sie kümmerte“.
Manchmal haben diese Frauen jedoch Wege gefunden, die Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts zu umgehen. Viele von ihnen waren besonders erfolgreich darin, Frauen in anderen Kulturen zu erreichen.
Ellen White setzte sich für Frauen ein
Campbell stellte auch fest, dass die „Große Erweckung“ im 19. Jahrhundert in den USA einen Weg für Frauen gebahnt hat, um in einer Leitungsaufgabe tätig zu sein. „[Die Mitbegründerin der adventistischen Kirche] Ellen White war eigentlich Teil einer größeren Gruppe von Frauen, die ihre Gaben und Fähigkeiten auch zur Unterstützung der Verkündigung und für Leitungsaufgaben zur Verfügung stellten.“ Ellen White selbst habe sich für Frauen und ihren Einsatz für Leitungsaufgaben in der Kirche eingesetzt, so Campbell.
Jim Wibberding ergänzt diesen Befund mit der Beobachtung, dass in den Jahrzehnten nach Ellen Whites Tod sich „die Adventisten sich von der Gleichstellung der Geschlechter entfernten und die Lebensleistungen der Frauen nicht mehr erzählt wurden.“.
Die Forschungsleistung der Studierenden
Die Studierenden in Wibberdings Klasse hatten die Aufgabe, die Lebensgeschichte einer der Frauen auf der Liste zu recherchieren und jeweils eine kurze Biographie für die Enzyklopädie der Siebenten-Tags-Adventisten einzureichen. Ashley Garner, eine Psychologie- und Englischstudentin, sagte, dass sie diesen Teil des Kurses besonders: „Wir hatten die Gelegenheit, die Lebensgeschichte der Frauen nicht nur zu entdecken, sondern auch zum ersten Mal weiterzuerzählen.“ Garner recherchierte und schrieb über Theresa Kennedy. Als Missionarin, Krankenschwester und Dozentin hat Theresa Kennedy die Pflegeabteilungen von drei adventistischen Colleges geleitet. Neben ihrer Berufstätigkeit war sie eine klassische Pianistin. „Die adventistischen Kirchengemeinden bestanden immer mehrheitlich aus Frauen, von denen viele im Rahmen ihrer Fähigkeiten und ihres Einflusses für den Auftrag der Kirche gearbeitet haben“, so Michael Campbell. „Wir sollten uns ihre Lebensgeschichten ganz bewusst in Erinnerung rufen.“
Zwanzig Studierende in Wibberdings Klasse reichten Artikel in der Online-Enzyklopädie ein und leisteten damit einen bedeutenden Forschungsbeitrag. Durch die Recherche von Primärdokumenten aus der ganzen Welt und die Veröffentlichung der Lebensgeschichten außergewöhnlicher Frauen waren sie aktiv daran beteiligt, diese Namen wieder in die adventistischen Geschichtsbücher einzutragen.
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