Die seit Monaten anhaltenden massiv gestörten Lieferketten wirken sich weiterhin auf die Preisgestaltungen der Hersteller aus. Viele Unternehmen haben ihre Beschaffungsstrategien an die herausfordernde Situation angepasst. Dort, wo zugekaufte Rohmaterialien fehlen, bemüht sich die Industrie, technische Alternativen und neue Zulieferer zu finden und setzt ihre Anstrengungen fort, die Produktion auf hohem Niveau sowie die Kosten im Rahmen zu halten. Dennoch geht es bei vielen Marktbegleitern ums wirtschaftliche Überleben.
Die Preissteigerungen sind nicht nur bei Erdgas, Erdöl und Strom zu spüren, sondern auch bei vielen Rohstoffen und Rohmaterialien wie Metallprodukten und chemischen Erzeugnissen. Allein im Juni 2022 sind die Erzeugerpreise für Mineralölerzeugnisse im Vergleich zum Vorjahr um 41,8 Prozent gestiegen, die Preise für chemische Erzeugnisse stiegen um 28,5 Prozent, bei Metallen waren es 24,1 Prozent und bei Metallerzeugnissen 15,9 Prozent. Besonders hohe Preissteigerungen gab es mit 100,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen (Quelle: Statistisches Bundesamt). Angesichts dieser Entwicklung und der Tatsache, dass bisher kein Ende absehbar ist, sind pragmatische Lösungen und gegenseitiges Verständnis gefordert. „Insbesondere mit Blick auf den Herbst und damit verbundene Unsicherheiten bei der Gasversorgung ist es enorm wichtig, dass die Branche zusammenhält. Egal, ob Zulieferer, Hersteller oder Händler – jetzt ist nicht die richtige Zeit für Muskelspiele“, sagt Anna Hackstein, IVG-Geschäftsführerin. Letztendlich stünde für alle Marktteilnehmer die Wirtschaftlichkeit im Fokus und diese ließe sich langfristig nur sicherstellen, wenn Flexibilität und eine Bereitschaft für außergewöhnliche Maßnahmen mit am Verhandlungstisch säßen. Deshalb appellieren die Verbände an Handel und Industrie gleichermaßen, Kosteneinsparungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu prüfen.
Unterstützung wünschen sich die Verbände darüber hinaus vonseiten der Politik: „Auch wenn unsere Industrie nicht an der Spitze der Prioritätenliste der Gaszufuhr steht, so wäre eine Unterstützung bei der Bewältigung der Folgen und notwendigen Anpassungen immens wichtig. Es ist davon auszugehen, dass auf die Hersteller zusätzlich zu den aktuellen Belastungen weitere notwendige Investitionen zukommen“, so Norbert Lindemann, HHG Geschäftsführer.
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