Ukraine, Taiwan, Inflation, Gasversorgung, Lieferketten, Rohstoffe, Dürre und Hitze, Corona … selten waren die früher eher unbeschwerten Sommermonate von solch einem Mix an Krisen und Herausforderungen gezeichnet wie im Sommer 2022. 

Konjunkturaussichten von Unsicherheit geprägt …

Wenig erstaunlich, dass die deutsche Wirtschaft angesichts dieser Großwetterlage nicht nur Anzeichen einer Stagnation aufweist, sondern möglicherweise auf eine Rezession zusteuert, was die Stimmung der Wirtschaft wiederum erheblich trübt. Europaweit sind Unternehmen wie Verbraucher obendrein von der hohen Inflation betroffen und werden dies wohl noch eine ganze Weile sein. Zwar hat die Europäische Zentralbank im Juli 2022 mit der angekündigten Erhöhung der Leitzinsen den Pfad der Negativzinsen verlassen, wird aber in den kommenden Monaten nochmals nachlegen müssen. Angesichts der großen wirtschaftlichen Unsicherheit ist es völlig richtig, dass die EZB für die künftigen Zinsschritte keinen verbindlichen Anpassungspfad festgelegt hat. Sie wird von Sitzung zu Sitzung auf Basis der aktuellen Daten entscheiden. 

Doch nicht nur die deutlich angezogenen (Energie-)Preise treiben Sorgenfalten auf die Stirn vieler Unternehmen (und Verbraucher). Die Ungewissheit wird vor allem durch die deutlich gesenkten Gasliefermengen aus Russland geschürt, die kurzfristig und über einen unbestimmten Zeitraum komplett entfallen könnten. Auch wenn der Füllstand der Gasspeicher in den vergangenen Wochen kontinuierlich gestiegen ist und viele Unternehmen Energie-Einsparmaßnahmen umgesetzt haben, könnte eine Gasmangellage die Ausrufung der Notfallstufe und damit eine Rationierung nach sich ziehen. Ein spürbarer Rückgang der Wirtschaftsleistung wäre dann nur schwer abzuwenden. 

Spätestens in diesem Szenario dürfte der Ruf nach weiteren staatlichen Unterstützungsinstrumenten lauter werden. Neben der ab 1. Oktober 2022 geltenden Gasumlage inkl. abgesenktem Mehrwertsteuersatz von 7 % auf den Gasverbrauch insgesamt hat die Bundesregierung Liquiditätshilfen wie das KfW Sonderprogramm UBR 2022 oder das Energiekostendämpfungsprogramm bereitgestellt, um Unternehmen mit akuten Finanzierungsengpässen zu stabilisieren. 

… während die Kreditvergabe an Unternehmen neue Höchststände anpeilt 

Gegenwärtig dominiert seitens der Unternehmen noch die Zuversicht, was sich an prall gefüllten Auftragsbüchern zeigt und an Umsatzsteigerungen in zahlreichen Branchen. Ein weiterer Indikator hierfür ist der deutliche Anstieg der Unternehmen, die sich zuletzt in Kreditverhandlungen mit Banken befanden (+23 % im Vergleich zum Vorquartal). Dabei hat vor allem die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten zugenommen, mit denen Unternehmen sowohl die angestiegenen Energie- und Rohstoffpreise finanzieren als auch den Bedarf nach erweiterter Lagerhaltung stillen. Aber auch mittel- und langfristige Kredite wurden zuletzt verstärkt nachgefragt. Laut aktuellen Bundesbankzahlen ist der Anstieg des ausstehenden Kreditvolumens von Unternehmen und Selbstständigen im zweiten Quartal 2022 bei privaten Banken bzw. in Bezug auf größere Unternehmenskunden besonders deutlich. Aufgrund der konjunkturellen Eintrübung erwarten Banken und Unternehmen gleichwohl einen Rückgang der Kreditnachfrage im weiteren Jahresverlauf.

Diese Entwicklung geht einher mit einer leichten Anhebung der Kreditvergabestandards bzw. einer restriktiveren Kreditvergabepolitik seitens der Banken. Hintergrund hierfür sind die präventive Bildung höherer Rücklagen sowie höhere Risikoaufschläge. Da sich dies gleichwohl nicht auf die Ablehnungsrate bei Unternehmenskrediten auswirkt, gibt es aktuell keine Anzeichen einer Kreditklemme. Im Gegenteil: Im europäischen Vergleich ist der Zugang zu Krediten in Deutschland noch stabil. 

Der Blick nach vorne offenbart neben den Unsicherheiten aber auch Chancen: Einerseits lassen sich aus den Erfahrungen während der Corona-Pandemie wichtige Rückschlüsse und Lösungsansätze aus den gewählten Unterstützungsmaßnahmen und Instrumenten für die Transformation zu einer nachhaltigen, digitalen und vor allem resilienten Wirtschaft ziehen. Andererseits unterstreichen die durch den Ukrainekrieg sichtbar gewordenen Abhängigkeiten der deutschen Wirtschaft die Notwendigkeit, sowohl die Rohstoffsicherung als auch die generelle Außenwirtschaftsförderung neu auszurichten. Hier sollte keine Zeit verloren werden!

Eine ausführliche Analyse zu diesen Punkten finden Sie im aktuellen Quartalsbericht des Bankenverbandes „Unternehmensfinanzierung AKTUELL“.

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