Linda Semadeni (*1985) wird mit dem Manor Kunstpreis Chur 2023 ausgezeichnet.
Der Manor Kunstpreis versteht sich als Förderpreis des zeitgenössischen Kunstschaffens in der Schweiz und ist mit einem Preisgeld von CHF 15’000 sowie einer Einzelausstellung, einer Vernissage und der Herausgabe einer Publikation dotiert (im Wert von insgesamt CHF 40’000). Ausserdem erwirbt Manor ein Werk der Künstlerin. Der Preis wird an der Vernissage der Einzelausstellung im Bündner Kunstmuseum Chur im Februar 2023 vergeben.
Im Kern von Linda Semadenis Schaffen liegt ihre Auseinandersetzung mit Bewegung und Körper. Sie realisiert abstrakte Gemälde, textbasierte Installationen, handgeformte Skulpturen oder mit dem Smartphone realisierte Videos. Linda Semadeni reagiert auf gesellschaftliche Dynamiken – auf Kräfte, die uns lenken, antreiben, verlangsamen oder zuweilen auch aufhalten. Ihre Überlegungen kreisen etwa um die voranschreitende Digitalisierung oder ökonomische Strukturen und fragen nach den Auswirkungen auf unsere Handlungen und Bewegungen.
An diese Fragen zoomt Linda Semadeni heran und changiert zwischen verschiedenen Medien. Eine spezifische Bewegung oder ein festgelegter Handlungsablauf dient als Ausgangslage. Beharrlich wiederholt sie eine Bewegung auf dem Boden, der Leinwand, im formbaren Ton und auf digitalen Oberflächen. Sie variiert und intensiviert die Geste, bis sie zum Ausdruck ihrer Fragen wird. "Stop and Go" scheint sie beim Arbeiten zu denken, denn die selbstauferlegten Regeln wendet Linda Semadeni nur an, um sie gleich wieder zu brechen und dadurch zu hinterfragen.
Linda Semadeni wirkt auf eine Welt ein, in der sich materielle und digitale Räume überlagern. Angesichts dieser Entwicklungen überlegt sich die Künstlerin etwa, wie wir unser Leben gestalten, wenn Digitalität oder ökonomische Strukturen unser Tun wie nie zuvor beeinflussen. Wie verändern sich dadurch unser Denken und unsere Bewegungen? Benutzen wir beispielsweise Geräte nicht nur, sondern denken wir bereits wie sie? Entsteht durch die sozialen Medien eine neue Wahrnehmung des Körpers?
Linda Semadeni setzt sich mit den dringlichen Fragen unserer Zeit auseinander. Damit gelingt ihr nicht nur ein zeitgemässer Umgang mit Malerei und Skulptur, es entsteht auch eine Reflexion darüber, wie sich die Beziehungen zwischen Bewegung und Digitalisierung, Körper und Denken verändern.
Kurzbiografie Linda Semadeni
Linda Semadeni (*1985) ist in Bern und Ftan aufgewachsen. Sie hat an der Zürcher Hochschule der Künste (BA) und an der Akademie der bildenden Künste Wien (Erasmus) bildende Kunst studiert. Im Sommer 2022 zeigt die Halle für Kunst Lüneburg (DE) eine Einzelausstellung von Linda Semadeni. Ihre Arbeit war zudem in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen: Centre d’Art Contemporain Genève (2022); Sgomento Zurigo (2021); Kirchgasse, Steckborn (2020); Kunsthalle Zürich (2020); Der Tank, Basel (2019); Shanaynay, Paris (2018); Bündner Kunstmuseum Chur (2017); Karma International, Zürich, CH, (2017); Schloss, Oslo, NO (2016); Up State, Zürich (2018). Sie lebt und arbeitet in Zürich.
Ein Engagement für die junge Schweizer Kunstszene
Der Manor Kunstpreis, der 40 Jahre im Jahr 2022 feiert, ist einer der wichtigsten Förderpreise des zeitgenössischen Kunstschaffens in der Schweiz. Er wurde 1982 von Philippe Nordmann ins Leben gerufen, um jungen Schweizer Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten. Er wird von einer Fachjury jährlich und alternierend in den Städten Aarau, Basel, Biel, Chur, Genf, Lausanne, Luzern, Lugano, Schaffhausen, Sion, St. Gallen und Winterthur vergeben. Ein Blick auf die Liste der Preisträgerinnen und Preisträger zeigt, dass der Manor Kunstpreis einer ganzen Reihe von Künstlerinnen und Künstlern den Weg zum internationalen Durchbruch geebnet hat.
Manor gratuliert den Preisträgerinnen und Preisträgern des Manor Kunstpreises ganz herzlich und wünscht ihnen viel Erfolg auf ihrem künstlerischen Werdegang.
Bündner Kunstmuseum Chur
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