Dazu Fred Hattermann, Hydrologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung:"Die Sommerbilanz des deutschen Wetterdienstes zeigt erneut, dass sich die Welt und auch Deutschland mitten im Klimawandel befinden. Aber die Trockenheit in diesem Jahr ist dabei nur die Fortführung eines Trends, der sich schon über längere Zeit abzeichnet, und dies verstärkt in den letzten fünf Jahren. Wie die Europäische Umweltbehörde berichtet, geht schon seit Jahrzehnten in vielen Regionen Europas und auch Deutschlands die Bodenfeuchte besonders im Sommer zurück. Ebenfalls über lange Zeiträume fallen im Osten Deutschlands, aber zum Beispiel auch in Teilen Westdeutschlands wie in Nordbayern, die Grundwasserstände. Satellitendaten zeigen deutlich, dass in weiten Teilen Europas weniger Wasser im Boden und im Grundwasser gespeichert ist. Das hat nicht nur mit fallenden und unregelmäßiger werdenden Niederschlägen, sondern auch mit der durch die höheren Temperaturen stark angestiegenen Verdunstung zu tun. Wenn es dann regnet, ist das Potential für intensivere Niederschläge da.
Umso mehr ist es wichtig, dass wir den weiteren Klimawandel bremsen, aber ebenso, dass wir uns an den bestehenden anpassen. Das passiert aber noch zu wenig und örtlich sehr unterschiedlich. Bei der tatsächlichen Umsetzung kommt immer wieder die Entgegnung: ‚Es wird schon nicht so schlimm werden.‘ Es ist aber genau umgekehrt: Alle unsere Analysen zeigen, dass es mit der weiter steigenden Globaltemperatur sogar noch schlimmer wird.“
Dazu außerdem Peter Hoffmann, Meteorologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung:"Der Sommer 2022 ist erneut ein Warnzeichen dafür, dass extremere Sommer bereits zur Regel geworden sind. Sie sind gekennzeichnet durch häufigere Hitzewellen jenseits der 35°C-Marke und anhaltende Phasen ohne flächendeckenden Regen. Stattdessen lokal begrenzter Sturzregen, der Monatsmengen überschreiten kann und dann eher abfließt als versickert. Eine Entwicklung, die sich seit Jahrzehnten immer stärker auch in Messdaten abzeichnet und weit über die Sommermonate hinaus reicht. Denn Trockenheit ist eine Folge der langfristig steigenden Temperaturen und Verdunstung sowie Veränderungen gewohnter Regenmuster. Flusspegel und Wasserspeicher erreichen schneller kritische Werte, wenn Trockenjahre wie 2018, 2019 und auch 2022 in kürzeren Abständen folgen.
Natürlich gibt es von Jahr zu Jahr und von Ort zu Ort Schwankungen. Aber grundsätzlich ist auch in den kommenden Jahren leider keine Entspannung zu erwarten.“
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