Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen: „Die Koronare Herzkrankheit ist eine sehr gefährliche Volkskrankheit. Die Unterschiede zwischen den Regionen sind landesweit allerdings sehr groß. In vielen Kreisen im südlichen Niedersachsen gibt es sehr hohe Prävalenzen, Richtung Norden sehen wir dagegen zum Teil eher niedrige Werte.“
Im Ranking der 45 Kreise und kreisfreien Städte gibt es die meisten KHK-Patienten in Holzminden, Hameln-Pyrmont, Salzgitter, Northeim, Uelzen und Goslar. Die niedrigsten Anteile ergeben sich für Oldenburg, das Ammerland, Harburg, Lüneburg und Osterholz (siehe Karte). Den geringsten Anteil der KHK-Erkrankten an allen Einwohnerinnen und Einwohnern ab 30 Jahren weist die Untersuchung für Oldenburg (6,3 Prozent) aus, den höchsten für Holzminden (11,3 Prozent).
In dünn besiedelten, ländlichen Regionen kommt die KHK mit 9,6 Prozent überdurchschnittlich häufig vor, in Großstädten ab 500 000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt der Wert dagegen nur bei 7 Prozent (Region Hannover 7,6 Prozent). „Eine maßgebliche Rolle spielt dabei, dass in ländlichen Regionen häufig mehr ältere Menschen mit einem höheren Erkrankungsrisiko leben“, so AOK-Chef Peter.
Deutlicher Zusammenhang mit Bluthochdruck und Diabetes
Der Gesundheitsatlas untersucht auch den Einfluss der verschiedenen Risikofaktoren auf die Koronare Herzkrankheit. Der direkte Zusammenhang zwischen KHK und Bluthochdruck sowie KHK und Typ-2-Diabetes spiegelt sich in den regionalen Auswertungen wider. So lag der KHK-Patientenanteil in Regionen mit wenigen Bluthochdruck-Betroffenen wie Braunschweig, Lüneburg oder Oldenburg im fairen Vergleich bei 7,3 Prozent, in Regionen mit besonders vielen Hypertonie-Patientinnen und -patienten (u.a. Wesermarsch, Lüchow-Dannenberg, Holzminden) dagegen bei 10 Prozent. Bei Diabetes mellitus Typ 2 ist der Zusammenhang ähnlich ausgeprägt: Hier reicht die Spanne der KHK-Häufigkeit im fairen Vergleich von 6,5 Prozent im Ammerland bis zu 9,8 Prozent in Holzminden. Deutlich wird auch, dass Regionen mit einem hohen Anteil von Rauchenden stärker von KHK betroffen sind. Dort liegt der Anteil der KHK-Patientinnen und -Patienten bei 9,3 Prozent, in Regionen mit wenigen Rauchenden dagegen bei nur 7,4 Prozent.
KHK-Diagnose häufiger bei sozial benachteiligten Menschen
Der Gesundheitsatlas zeigt, dass materiell und sozial benachteiligte Menschen häufiger an einer KHK erkranken als Menschen mit hohem sozialen Status. So liegt der KHK-Patientenanteil in ökonomisch und sozial besonders benachteiligten Regionen laut Gesundheitsatlas bei 10 Prozent. In Regionen mit der besten materiellen und sozialen Ausgangssituation sind nur 7,2 Prozent KHK-Betroffene zu finden. AOK-Chef Dr. Jürgen Peter: „Alle Menschen sollten unabhängig vom sozialen oder ökonomischen Status in guter Gesundheit leben können. Das ist gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Zur Prävention von Koronarer Herzkrankheit müssen herzgesunde Lebensumstände und Lebenswelten gefördert werden.“
Krankheitshäufigkeit steigt mit dem Alter stark an
Die Auswertungen des Gesundheitsatlas beziehen sich auf Erwachsene ab 30 Jahren, da die KHK typischerweise erst ab dem mittleren Lebensalter auftritt. Laut Analyse steigt die Krankheitshäufigkeit mit zunehmendem Alter deutlich an. Männer sind insbesondere in den höheren Altersgruppen anteilig häufiger betroffen als Frauen. Die Prävalenzgipfel liegen in Niedersachsen beim männlichen Geschlecht mit 39 Prozent in der Altersgruppe von 85 bis 89 Jahren und beim weiblichen Geschlecht mit 26,4 Prozent in der Altersgruppe ab 90 Jahren.
Strukturierte Behandlung für eine bessere Kontrolle der Erkrankung
Die AOK Niedersachsen engagiert sich mit dem Behandlungsprogramm „AOK-Curaplan“ für eine bessere und strukturierte medizinische Versorgung ihrer Versicherten mit Koronarer Herzkrankheit. Aktuell sind hier 76.787 Versicherte eingeschrieben. Ziel ist es, durch eine strukturierte und langfristige Behandlung das Risiko für erstmalige oder wiederholte Herzinfarkte zu senken. Darüber hinaus sollen krankheitsbedingte Beschwerden reduziert werden.
Etabliertes statistisches Verfahren liefert zuverlässige Regionaldaten
Für den Gesundheitsatlas wurde ein Hochrechnungsverfahren verwendet, das vom WIdO in Zusammenarbeit mit der Universität Trier entwickelt wurde. Es erlaubt auf Basis der Abrechnungsdaten der AOK-Versicherten zuverlässige Aussagen zu Krankheitshäufigkeiten in der Gesamtbevölkerung Deutschlands bis auf die regionale Ebene. Unterschiede zwischen den AOK-Versicherten und der Gesamtbevölkerung in Bezug auf Alter, Geschlecht und Krankheitshäufigkeit werden dabei durch ein statistisches Verfahren herausgerechnet. Ziel der Analysen ist es, den Akteuren vor Ort fundierte Informationen über das Krankheitsgeschehen in ihrer Region bereitzustellen. Der Gesundheitsatlas mit seinen Kennzahlen auf Kreisebene kann Landräten und Bürgermeistern helfen, ihre regionale Situation einzuordnen und Ansätze zu entwickeln, um die gesundheitliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu verbessern. In die Analyse einbezogen wurden Personen ab 30 Jahren mit einer ärztlich dokumentierten KHK-Diagnose oder einem für die KHK spezifischen Eingriff an den Herzkranzgefäßen. Basis waren die Abrechnungsdaten des Jahres 2020.
Der „Gesundheitsatlas Koronare Herzkrankheit“ steht auf der Website des WIdO unter https://www.gesundheitsatlas-deutschland.de zum kostenlosen Download zur Verfügung.
Die AOK ist die größte Krankenversicherung in Niedersachsen (Marktanteil 38 Prozent). Über 2,9 Millionen Versicherte können sich auf den Schutz einer starken Gemeinschaft verlassen. Zwischen Nordsee und Harz ist die Gesundheitskasse an über 100 Standorten vertreten. Die AOK beschäftigt landesweit rund 6800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Haushaltsetat beträgt in der Kranken- und Pflegeversicherung rund 14 Milliarden Euro.
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