Ausgedruckte “E-Rezepte”, Stagnation bei der elektronischen Patientenakte und langwierige Dokumentationsprozesse auf Papier: es hapert an der Umsetzung der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Das koste vor allem Zeit, die zur Behandlung von Patientinnen und Patienten fehle, mahnt die Vorsitzende des Hartmannbund Landesverbandes Niedersachsen, Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat: „Wir fordern eine Fokussierung der klinischen und ambulanten Kommunikations- und Dokumentationsprozesse auf die medizinische Notwendigkeit. Parallelprozesse nutzen niemandem, sondern kosten ärztliche Zeit, die in der Praxis oder am Patientenbett fehlt.“

Zuletzt hatte die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen den hohen Zeitaufwand kritisiert, der durch bürokratische Vorgaben entstehe. Für eine Verschlankung der Vorgänge setzt Lesinski-Schiedat auf zwei elementare Faktoren: Zum einen müsse berücksichtigt werden, welche Leistungen Ärztinnen und Ärzte sinnvoll delegieren können – dies treffe insbesondere auf Mediziner:innen in der Weiterbildung zu, die sich auf ihre ärztlichen Kernkompetenzen in der Behandlung konzentrieren sollten. Zusätzlich bedürfe es einer zielgerichteten, effizienten Digitalisierung der Dokumentation, um zeitgemäß arbeiten zu können – etwa durch eine sinnhafte Prüfung, welche Verwaltungsvorgänge besser und einfacher digital erledigt werden können, ohne doppelte Arbeit wie beispielsweise die Eintragung in mehrere Systeme zu schaffen. Spätestens mit Blick auf die elektronische Patientenakte (ePA) sei dies längst überfällig, so Lesinski-Schiedat. Für sie ist klar: „Die Medizin des 21. Jahrhunderts ist komplexer denn je. Dennoch arbeiten viele Medizinerinnen und Mediziner noch mit Papierausdrucken und Faxen, während Patient:innen verschiedener Generationen sich längst an die Handhabung wichtiger Daten und Vorgänge via Smartphone & Co. gewöhnt haben. Bei allem Wissensaufbau und aller Vernetzung wurde versäumt, eine funktionierende digitale Arbeitsstruktur zu entwickeln – das fällt uns jetzt vor die Füße.“ Eine zeitgemäße patientenzentrierte Kommunikation auf Augenhöhe gerate so schnell in eine Schieflage. Dadurch würde die an sich hohe Arbeitsmotivation junger Ärzte nachhaltig gefährdet, wie die Umfrage des Hartmannbundes unter Assistenzärzt:innen 2021 zeigte.

Um dieser Schere zwischen technologischen Möglichkeiten und ärztlichem Arbeitsalltag entgegenzuwirken, arbeitet der Hartmannbund Landesverband Niedersachsen mit verschiedenen Formaten daran, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben. Dazu zählt auch die Fortführung der Digitalisierungskonferenz in Leer, die 2022 von Dr. Charlotte Kleen, Bezirksvorsitzende des Verbands in Aurich, ins Leben gerufen worden war.

„Im Zuge unserer Veranstaltungen setzen wir nicht nur auf die Betrachtung einzelner, spezieller Anwendungsgebiete oder Technologien, sondern vor allem auf die Vernetzung der Berufsgruppen, Einrichtungen und Tools. Nur so erreichen wir einen ganzheitlichen Blick auf die Digitalisierung: Was funktioniert in der Praxis? Wie müssen wir künftig kommunizieren? Und wovon profitieren Ärzte- und Patientenschaft am meisten?“

Mit diesen Leitfragen stellt sich der Hartmannbund Niedersachsen den Herausforderungen der Digitalisierung – mit dem erklärten Ziel, das Potenzial der Anwendungen besser nutzbar zu machen.

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