Gepolsterte Sitzgegenstände sind uns allen vertraut als mehr oder weniger beständige Begleiter des Alltags. Polster sind behaglich, sie vermitteln Gebor­genheit und versprechen Komfort, sie besitzen ein spezifisches Design, behaupten oder schaffen Status und erzählen Geschichte(n). Über ihr Innenleben machen wir uns wenig Gedanken. Dabei ist ein Einblick ins verborgene Innere der Stühle und Sessel eine Reise in Geheimnisse, in geschnürte und gefederte Konstruktionen, die sich als unbekannte hand­werk­liche Meisterwerke erweisen. „BESESSEN. Die geheime Kunst des Polsterns“ spürt den Möbeln und ihrem Innenleben nach, vermittelt sinnlich und spiele­risch Wissenswertes, lädt zum vergleichenden Probesitzen ein und stellt dar, warum das Polstern immer auch Teil einer Kultur- und Sozial­geschichte ist.

Die Ausstellung vereint mehr als 100 Polstermöbel der vergangenen 400 Jahre, vom Renais­sance-Stuhl über den Ratssessel des frühen 17. Jahrhunderts, vom ersten Fitnessgerät Chamber Horse des späten 18. Jahrhunderts bis zum bewunderten Designobjekt und den Experimenten der letzten Jahrzehnte. Die Polstermöbel herausragender Gestalterinnen und Gestalter korrespondieren dabei mit anschaulichen Modellen, Texti­lien, Film- und Bilddokumenten, die die Entwicklungsgeschichte des Polsterns nachzeichnen. Anhand der ausgestellten Exponate erhält man einen exklusiven Einblick in die normalerweise verborgene Polstertech­nologie und die Arbeit herausragender Meister und Meiste­rinnen.

Die Exponate stammen aus der museumseigenen Sammlung, der Löffler-Collection in Reichenschwand sowie von weiteren musealen und privaten Leihgebern. Intensiv beteiligt sind Mitglieder der Restauratoren im Handwerk e.V., Fachbereich Raumausstatter-Handwerk, Schloss Raesfeld.

Aufbau der Ausstellung

Die Ausstellung besteht aus drei Bereichen. Sie beginnt mit einer thematischen Einführung in die geheime Welt des Polsterns anhand herausragender Polstermöbel, die den Wandel von Anschauungen, Moden, Techniken und Materialien zeigen. Sinnliche Erfahrungen verspricht der zweite Bereich, der über einen abgedunkelten Klangtunnel erreicht wird. Dort erklingen Arbeits- und Nutzgeräusche, handwerkliches Schaffen wird akustisch erlebbar. Weiter führt der Weg in einen großen Aktionsraum. Hier können Besucherinnen und Besucher verschiedene Polstersessel, die nicht aus Museumssammlungen stammen, praktisch ausprobieren. Fühlen, Tasten und Sitzen sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht.

Wie sitzt man auf einem flachen Polster, gefedert oder ungefedert? Wie auf Schaumstoff im niedrigen Cocktail-Sessel oder im ausladenden Salonmöbel? Schließlich gelangen die Besucherinnen und Besucher in die Orangerie, wo erneut Schaulust im Vordergrund steht. Hier bestimmt die Frage nach unseren Ansprüchen, nach Moden und Vorlieben die Auswahl der Exponate. Gezeigt werden bedeutende Polsterstühle des 20. Jahrhunderts aus der Löffler-Collection.

Die Ausstellung lüftet einerseits das Geheimnis des Innenlebens gepolsterter Sitzmöbel und rückt andererseits das Polsterhandwerk an sich in den Fokus. Ein Beruf, der Tradition mit Fortschritt und Zukunft verbindet und seit jeher durch eine hohe Nachhaltigkeit geprägt ist. Zumindest dann, wenn neben Bequemlichkeit, ergonomischem Sitzkomfort und formaler Gültigkeit auch eine lange Lebenszeit angestrebt wird und ökologisch unbedenkliche Materialien verwendet werden.

Über 70 Objekte aus der museumseigenen Textilsammlung geben zudem einen Überblick über 500 Jahre Bezugstoffe und Posamente als wichtigem Bestandteil von Polstermöbeln. Der Großteil dieser textilen Objekte, darunter kunstvoll gefertigte italienische Arbeiten aus dem 17. Jahrhundert, werden zum ersten Mal öffentlich präsentiert.

Namhafte Gestalterinnen und Gestalter

In der Ausstellung „BESESSEN. Die geheime Kunst des Polsterns“ werden mehr als 100 Polstermöbel gezeigt. Darunter finden sich aus dem 20. Jahrhundert Sitzgegenstände so namhafter Gestalter und Gestalterinnen wie z.B. Alvar Aalto, Eero Aarnio, Ron Arad, der Gruppe Archizoom, Liisi Beckmann, Peter Behrens, Richard Blumer, Osvaldo Borsani, Fritz August Breuhaus de Groot, Joe Colombo, Erich Dieckmann, Donato D´ Urbino, Georges de Feure, Jindřich Halabala, Josef Hoffmann, Paolo Lomazzi, Anton Lorenz, Giovanni de Lucchi, Louis Majorelle, Roberto Sebastian Matta, Ludwig Mies van der Rohe, Olivier Mourgue, Renate Müller, Marc Newson, Gionatan De Pas, Gaetano Pesce, Heinz und Bodo Rasch, Richard Riemerschmid, Eero Saarinen, Titi Sarcino, Charles Siclis, Margarete Steiff, dem Kollektiv Studio 65, Kem Weber und Hans J. Wegner.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation in deutsch/ englisch.

Laufzeit: 24.11.2022 – 26.03.2023
Eröffnung der Ausstellung: Mi, 23.11.2022
Pressekonferenz: Di, 22.11.2022, 11 Uhr
Kuration: Dr. Thomas Schriefers
Schnittmodelle: Restauratoren im Handwerk e.V., Fachbereich Raumausstatter-
Handwerk, Schloss Raesfeld
Ausstellungsgestaltung: Dr. Thomas Schriefers

Öffnungszeiten: Di – So, Feiertage 10 – 18 Uhr, montags sowie am 24.12. und
31.12.2022 geschlossen
Eintritt: Bis 18 Jahre kostenfrei, Erwachsene 8 €, ermäßigt 5,50 € bzw. 4 €
(Ticket gilt für Sonderausstellungen und Ständige Ausstellungen)

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