Am Montag, den 10.10.2022 werden viele Pädiater in Bayern zeitweise ihre Praxen schließen. Dies ist der Auftakt zu weiteren Protestaktionen, um auf die dramatische Situation in der ambulanten Versorgung aufmerksam zu machen. „Auch wir müssen unsere Praxen heizen und die höheren Fixkosten, z.B. für Strom, zur Aufrechterhaltung unserer medizinischen Versorgung tragen. Aber für unsere Mitarbeiter*innen, die Medizinischen Fachangestellten (MFA), ist die Situation untragbar. Während Pflegekräfte in stationären Einrichtungen einen Bundeszuschuss erhalten, gehen die MFAs in der ambulanten Versorgung leer aus. Seit 2011 haben wir die Löhne unseres Praxispersonals um fast 50% erhöht – das geht aber nur, wenn wir auch höhere Einnahmen erzielen können. Die gesetzlichen Krankenkassen kündigen nun bereits sogenannte „Nullrunden“ für die Jahre 2023 und 2024 an. Wenn das so kommt, werden unsere MFAs die attraktivere Bezahlung in den Krankenhäusern und Kliniken wählen. Bereits jetzt haben wir in 60% der pädiatrischen Praxen unbesetzte Stellen und diese Situation wird sich weiter verschärfen“, warnt Dr. med. Dominik Ewald, Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Bayern mit eigener Praxis in Regensburg.

Ambulante Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Gefahr

Der Verband der Kinder- und Jugendärzte sieht noch eine andere Entwicklung mit Sorge. „In unserer Fachgruppe findet gerade ein Generationswechsel statt. Fast 50% der – meistens männlichen – Pädiater sind über 60 Jahre alt und werden ihre Praxen in den nächsten 5 Jahren abgeben. Doch schon heute finden sie bei dem – vielfach weiblichen – pädiatrischen Nachwuchs kein Interesse, die Praxen zu übernehmen. Meistens sind das Einzelpraxen – Frauen bevorzugen aber eher Teilzeitstellen und Jobsharing-Modelle. Einzelpraxen sind daher nicht attraktiv. Neben den aktuellen ökonomischen und personellen Problemen werden die Praxen gezwungen, sich an eine digitale Infrastruktur anzubinden, die nicht funktioniert. Das Ergebnis dieser geballten Probleme sehen wir bereits. Immer mehr Praxen schließen – damit gerät die flächendeckende ambulante Versorgung in Deutschland – einzigartig in der Welt – in große Gefahr“, erläutert Dr. Michael Hubmann, Kinder- und Jugendarzt aus dem fränkischen Zirndorf und Mitglied im Bundesvorstand des BVKJ, die Situation in der pädiatrischen Versorgung.

Die Kinder- und Jugendärzte betonen, dass die Notfallversorgung der Patientinnen und Patienten in jedem Fall gewährleistet ist. „Die Eltern und unsere Patientinnen und Patienten sind über die Praxisschließungen informiert. Vielen Praxen in Bayern nutzen dafür die PraxisApp „Mein Kinder- und Jugendarzt“, die der BVKJ für seine Mitglieder entwickelt hat. Dort, wie auch auf der Patientenseite www.kinderaerzte-im-netz.de werden wir über diese wie auch weitere Aktionen informieren“, so Hubmann weiter.

Weitere aktuelle Informationen rund um das Thema "Kindergesundheit" finden Sie auf der Internetseite des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) unter www.kinderaerzte-im-netz.de

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