Das als Überschrift verwendete Zitat des Staatssekretärs im Bundeswirtschaftsministerium, Hartmut Schauerte, beschreibt sehr prägnant was passieren kann, wenn man Normungen außer Acht lässt.

Oft ohne es zu ahnen, wird das alltägliche Leben durch vielfältige Normierungen bestimmt. Sei es bei einem ganz normalen Stuhl, den Küchenmöbeln, dem Staubsauger, der Waschmaschine, dem Kinderbett, dem Bürostuhl, der Zahnpasta oder dem Fernseher. Wie nützlich Normen sein können, sieht man bei der wohl bekanntesten Norm, dem Papierformat wie z.B. DIN A 4. Auch unter den ca. 800 Normen im textilen Bereich gibt es eine Vielzahl wichtiger und nützlicher Normen, die einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Handelshemmnissen leisten und so gleiche Rahmen- und Wettbewerbsbedingungen für den europäischen Binnenmarkt schaffen sowie zur Verbesserung des Verbraucher- und des Umweltschutzes beitragen.

Für große Unternehmen, wie Siemens AG, ist Normung Teil der Unternehmensstrategie. Denn die Konkurrenz, die künftig beispielsweise Standards für Produkte bestimmen könnte, kommt vorwiegend aus Asien.

Seit 1985 hat die reine nationale Normung (DIN) zunehmend an Bedeutung verloren. Im Zuge der Europäisierung und Globalisierung sind heute nur noch europäische (EN) bzw. internationale Normen (ISO) von Bedeutung.

Einen besonderen Stellenwert haben hierbei die sog. harmonisierten (mandatierten) Normen. Harmonisierte Normen sind europäische Normen, die von Europäischen Normungsorganisationen auf Grund eines von der EU-Kommission erteilten Auftrags (Mandat) für die gesamte EU erarbeitet oder festgestellt wurden. Bei Anwendung dieser Normen wird davon ausgegangen, dass Anforderungen aus EU-Richtlinien, die sich auf diese Normen beziehen, erfüllt sind. Und die Zahl dieser harmonisierten Normen steigt stetig.

Normen haben vom Grundsatz her keinen rechtsverbindlichen Charakter und sind immer freiwillig anwendbar. Betrachten wir jedoch die beschriebene Verzahnung von EU-Gesetzgebung und Normen, so erlangen sie eine gewisse Verbindlichkeit. Bindend werden Normen jedoch dann, wenn sie, wie häufig in der Praxis, Gegenstand von Verträgen werden bzw. Bestandteil von Rechts- oder Verwaltungsvorschriften sind. Auch in der Rechtsprechung sind Normen von teilweise großer Bedeutung, wenn es z.B. darum geht Rechtsbegriffe wie "Anerkannte Regel der Technik" zu definieren, die Einhaltung gewisser Sorgfaltspflichten zu dokumentieren oder Haftungsansprüche aus Reklamationen zu bewerten.

Auch wenn Normen den Stand der Technik widerspiegeln sollen, so ist deren Erarbeitung auch Lobbyarbeit. Eine Verweigerung der aktiven Teilnahme bei der Normung verhindert keine Normen! Die Auswirkung von Normen, an deren Erarbeitung sich die Industrie nicht aktiv beteiligt, kann unterschiedlich ausfallen, wird jedoch im Zweifelsfall sehr teuer! Es kann beispielsweise bedeuten, dass unerwartete Investitionen in Personal oder Equipment, bzw. eine Erhöhung der Produktions-, Entsorgungs- oder Qualitäts(Prüf-)kosten erforderlich werden.

Sicher kostet die Teilnahme an der Normungsarbeit Geld und Zeit. Angesichts der hier dargestellten Bedeutung der Normung und ihrer Auswirkungen sind dies jedoch notwendige und rentable Investitionen, denn wer nicht normt, wird genormt!

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