• Berliner BIP könnte 2022 um 2,3 Prozent wachsen – deutschlandweit lediglich 1,5 Prozent
  • Nullwachstum in 2023 für Berlin wahrscheinlich – bundesweit droht Rezession
  • Beschäftigungszuwachs mit +4,2 Prozent doppelt so stark wie im Bundesschnitt

Die Volkswirte der Investitionsbank Berlin (IBB) halten für 2022 ein BIP-Wachstum in Berlin von rund 2,3 Prozent für möglich, dank einer kräftigen wirtschaftlichen Erholung von 3,7 Prozent im ersten Halbjahr. Für Deutschland werden 1,5 Prozent prognostiziert. Die Abwärtsrisiken für das kommende Jahr sind allerdings hoch, weil sich Berlin den verschlechternden konjunkturellen Rahmenbedingungen nicht entziehen kann. Für das Jahr 2023 wird Deutschland wahrscheinlich auf eine Rezession zusteuern (−0,9 Prozent). Die Berliner Wirtschaft dagegen könnte im besten Fall ein Nullwachstum erreichen. Die Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine in Form von stark steigenden Energiepreisen, gestörten Lieferketten und einer hohen Unsicherheit aufgrund von Energieengpässen bremsen die Wirtschaft kräftig ab.

Dr. Hinrich Holm, Vorsitzender des Vorstands der IBB: „Die Energiepreiskrise lastet enorm auf Unternehmen und Menschen in der Stadt. Auch wenn jede Krise anders verläuft, haben sich die Wachstumsstützen der Berliner Wirtschaft als belastbar erwiesen. Deshalb zeigt sich die Konjunktur in Berlin bisher stärker als im bundesweiten Vergleich. Der Bund und die Länder werden, wie schon in der Corona-Pandemie, helfen, das Schlimmste abzufedern – dafür steht auch die Investitionsbank Berlin bereit.“

Berliner Industrieproduktion stabil

Die Berliner Industrie bleibt auf den ersten Blick mit einem Umsatzplus von 45,7 Prozent in den ersten sieben Monaten eine Wachstumsstütze. Der Großteil dieser Umsatzsteigerungen wurde im Inland erwirtschaftet und resultiert insbesondere aus der Eingliederung eines neuen Betriebes in die Statistik. Die Auftragseingänge zeigen zuletzt ein schwaches Wachstum von lediglich 0,3 Prozent. Die Berliner Exporte sind im Zeitraum Januar bis August auch dank niedriger Euronotierung dennoch um 1,7 Prozent gestiegen. Zudem dürfte die Industrie aufgrund des 200 Mrd. EUR Hilfspaket des Bundes gestützt werden, weshalb alles in allem noch ein Exportplus von rund 2,5 Prozent bis Jahresende erreicht werden könnte.

Gastgewerbe im Aufwind mit aufziehenden Wolken

Das heimische Gastgewerbe bekommt mit den zurückkehrenden ausländischen Touristen und anhaltender Popularität bei inländischen Besuchern wieder Aufwind. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind in den ersten acht Monaten dieses Jahres bereits knapp 4,2 Mio. mehr Gäste im Berliner Beherbergungsgewerbe registriert worden. Berlin hat im Vergleich mit anderen internationalen Metropolen eins der stärksten Comebacks im Städtetourismus zu verzeichnen. Allerdings dürften die rekordhohen Verbraucherpreise in den kommenden Monaten zu einer Zurückhaltung bei touristischen und gastronomischen Ausgaben führen.

Dynamik am Arbeitsmarkt lässt etwas nach

Der Beschäftigungsaufbau ist weiter dynamisch. So lag der Berliner Arbeitsmarkt im Juli mit einem Zuwachs der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 4,2 Prozent an der ersten Stelle aller Bundesländer und mehr als doppelt so hoch wie der deutsche Schnitt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist um 67.114 auf 1,65 Mio. gestiegen. Die Dynamik bleibt hoch, lässt aber nach den Höchstständen im Mai (+4,8 Prozent) etwas nach. Der kräftige Stellenaufwuchs erfolgt dabei quer durch alle Wirtschaftsbranchen. Der Fachkräftebedarf bleibt hoch, im September zählte die Bundesagentur für Arbeit 21.790 offene Stellen.

Materialmangel belastet Bauwirtschaft

Die Baugenehmigungen von Wohnungen sind in den ersten acht Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10 Prozent auf 10.783 eingebrochen. Auf den Baustellen bremsen neben dem Fachkräftemangel auch Lieferengpässe und Preissteigerungen bei den Baumaterialien – knapp 18 Prozent im Neubau. Dennoch zogen die Umsätze mit +13,4 Prozent auf 2,7 Mrd. EUR im Bauhauptgewerbe bis August im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kräftig an.

Den vollständigen Bericht sowie weitere volkswirtschaftliche Analysen und Berichte finden Sie unter www.ibb.de/volkswirtschaft.

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