Renneberg, die als Fachärztin für Allgemeinmedizin eine eigene Praxis führt, zeigte sich besorgt über die „überbordende Bürokratie“, die ein regelrechter Motivationskiller für viele Ärztinnen und Ärzte sei und kritisierte die extreme Belastung niedergelassener Ärztinnen und Ärzte in der derzeitigen Infektionslage. „Derzeit sind die Hausarztpraxen voll – das liegt nicht nur an Corona sondern auch an grippalen Infekten, die den Behandlungsalltag belasten. (…) Es gab in den vergangenen zweieinhalb Jahren noch nie so viele Infekt-Patientinnen und -Patienten wie aktuell.“
Die geplante Streichung der Neupatienten-Regelung verschlimmere die Situation nur noch zusätzlich. „Wenn diese wegfällt, fehlt uns die Zeit, um neue Patientinnen und Patienten gut versorgen zu können.“ Finanzielle Förderungen, die die alte Regelung ersetzen sollen, bewertete Renneberg als zu kompliziert: „Wie sollen wir denn nachweisen, dass ein Patient oder eine Patientin innerhalb von 24 Stunden oder innerhalb von vier Tagen eine fachärztliche Behandlung bekommt? Für mich ist das derzeit nicht vorstellbar“, betonte Renneberg. Auch Kollege Hammerschmidt pflichtete bei und kritisierte das Vorgehen: „Wird die Regelung fallen, verlängere dies die Wartezeit für Termine bei Fachärztinnen und Fachärzten. Und das wird sich dann in der Versorgung ausdrücken“, so der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Notfallmedizin.
Hammerschmidt machte darüber hinaus auf die Situation in Kliniken aufmerksam und nutzte das Bild der Feuerwehr: Ärztinnen und Ärzte fühlten sich wie Feuerwehr, die, mit einem kleinen Feuerlöscher ausgestattet, Großbrände löschen sollte. Sobald ein Brand gelöscht sei, gäbe es schon den nächsten. Der stetige Personalmangel – auch im ärztlichen Bereich – führe vor allem in Kliniken zu einer Bedrohung der Versorgung von Patientinnen und Patienten. Denn ob jemand mit oder wegen Corona in ein Krankenhaus käme, mache in der Versorgung keinen Unterschied, so der Facharzt. „Wir haben ein gigantisches Problem, dass wir hohe Personalausfälle haben. (…) Aber aufgrund eines Ärztemangels könnten keine Betten abgemeldet werden, da es eine Personaluntergrenzen-Verordnung wie im Pflegebereich nicht gäbe. „Da ist ein Arzt oder Ärztin dann plötzlich mal für 12 bis 14 Intensivbetten zuständig, was der Versorgungsqualität natürlich nicht sehr dienlich ist“.
Auf die Frage, was gegen den akuten Personalmangel am meisten helfen würde, sah Renneberg eher einen langfristigen Ansatz: „Mehr Studienplätze und den Abbau von Bürokratie“. „Denn derzeit nutze ich 40 Prozent der Zeit meines Arbeitsalltags für den bürokratische Aufwand – Zeit, die nicht der Patientenbehandlung zugutekommt.“
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