Die Herausforderungen, die das Saarhandwerk zu meistern habe, seien derzeit so komplex wie schon lange nicht mehr, unterstreicht HWK-Präsident Bernd Wegner. „Die Auswertung unserer Konjunkturumfrage spiegelt die Robustheit des Handwerks ansichts vielfältiger Herausforderungen wider. Gleichzeitig belegen die Ergebnisse, dass sich die überwiegende Mehrheit der Betriebe mit Blick auf die kommenden Monate auf ein raueres Konjunkturklima einstellt. Aufgrund der Heterogenität des saarländischen Handwerks sind unsere Betriebe in ganz unterschiedlicher Weise und in unterschiedlichem Maße von den Schwierigkeiten betroffen. Auch und insbesondere Betriebe, die mehrere dieser Hypotheken schultern müssen, sind jetzt auf schnelle und passgenaue Soforthilfen angewiesen. Dabei denke ich vor allem an die energieintensiven Handwerke, die die Energiekrise und der Fachkräftemangel mit besonderer Wucht treffen. Unser Appell an die Regierung mit Blick auf die konkrete Ausgestaltung der Direkthilfen: den bürokratischen Auftrag bei der Antragstellung so gering wie möglich halten, um den ohnehin gebeutelten Unternehmen nicht noch eine zusätzliche administrative Last aufzubürden“.
Erfreulich und bemerkenswert sei trotz der vielen Herausforderungen, dass die Leistungsfähigkeit des Handwerks mehr denn je gebraucht werde, betont HWK-Hauptgeschäftsführer Bernd Reis. „Unsere Betriebe sind mit ihren Produkten und Leistungen in der Stadt und auf dem Land unverzichtbar. Und auch, um die Klima-, Energie- und Mobiltätswende zu meistern, braucht es das Wissen und Können unserer Gewerke. Dabei denke ich zum Beispiel an die Bauhaupt- und Ausbauhandwerke, das Kfz-Handwerk oder das Schornsteinfegerhandwerk, das jungen Nachwuchstalenten hervorragende Zukunftschancen im Bereich der Gebäudeenergieberatung bietet“. Gerade weil das Handwerk auf all diesen Ebenen seine Fähigkeit, Probleme zu lösen und seine Zuverlässigkeit unter Beweis stelle, sei es umso wichtiger, seine Vielfalt mit gezielten Hilfen zu erhalten“, so der Hauptgeschäftsführer weiter.
Was die konkrete Gestaltung der Klima- und Energiewende angehe, stehe das Schornsteinfegerhandwerk insbesondere im Bereich der energetischen Gebäudesanierung mit passgenauen Lösungen bereit, berichtet Eric Scherer, Landesinnungsmeister der Schornsteinfeger-Innung Saarland, HWK-Vorstandsmitglied, Schornsteinfegermeister und Handwerksunternehmer. „Die Auftragslage im saarländischen Schornsteinfegerhandwerk ist momentan durch die Energiekriese und die damit verbundenen Sorgen der Bürger sehr gut und führt momentan auch bei den Schornsteinfegern unter Umständen zu Wartezeiten in der Terminvergabe. Neben den üblichen Kehr- und Überprüfungsarbeiten wird momentan sehr stark nach Heizalternativen und deren Umsetzbarkeit nachgefragt. Der Beratungsbedarf bei den Eigentümern ist hier sehr hoch“, berichtet Scherer.
Lage im dritten Quartal 2022
Im dritten Quartal trotzte das saarländische Handwerk den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Insgesamt 89 Prozent (Herbst 2021: 94 Prozent) der Betriebe bewerten den Geschäftsverlauf im dritten Quartal mit gut (49 Prozent) oder befriedigend (40 Prozent). Schlecht liefen die Geschäfte bei 11 Prozent (Herbst 2021: 6 Prozent) der Befragten. Zwar bewegte sich die Stimmung unter den Betriebsinhabern noch immer auf einem relativ hohen Niveau, dennoch setzt sich der seit dem Frühjahr zu verzeichnende Rückgang fort.
Die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen nahm per Saldo zu. Bei 30 Prozent der Betriebe (Herbst 2021: 34 Prozent) füllten sich die Auftragsbücher. Diesen standen 26 Prozent (Herbst 2021: 16 Prozent) gegenüber, die einen Rückgang verbuchten. Für 44 Prozent blieb die Auftragslage stabil (Herbst 2021: 50 Prozent). Insgesamt 70 Prozent verzeichneten stabile oder gestiegene Umsätze. Das sind elf Prozentpunkte weniger als im Herbst 2021. Ein Viertel der Befragten (Herbst 2021: 31 Prozent) schlossen das dritte Quartal mit einem Umsatzplus ab. Der Anteil derer, die rückläufige Umsatzzahlen verbuchten, stieg auf 30 Prozent; im Herbst 2021 lag dieser Wert nur bei 19 Prozent.
Die Auftragsreichweite blieb hoch. So reichten die Aufträge im Schnitt für 11,1 Wochen (Herbst 2021: 10,6 Wochen). Auch bewegte sich die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten mit durchschnittlich 84 Prozent auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Bei 43 Prozent der Unternehmen betrug die Betriebsauslastung mehr als 90 Prozent. Der Anteil der Betriebe, die höchstens bis zur Hälfte ihrer Betriebskapazitäten ausgelastet waren, ging auf 4 Prozent (Herbst 2021: 6 Prozent) zurück.
Die Beschäftigung verminderte sich per Saldo. 16 Prozent (Herbst 2021: 22 Prozent) der Betriebe gaben an, zusätzliches Personal eingestellt zu haben. Hingegen verringerte sich bei 21 Prozent (Herbst 2021: 11 Prozent) die Mitarbeiterzahl. 63 Prozent (Herbst 2021: 67 Prozent) hielten ihren Personaleinsatz stabil.
HWK-Geschäftsklimaindex
Im Verlauf des HWK-Geschäftsklimaindex, in dessen Berechnung neben der aktuellen Geschäftslage auch die Zukunftserwartungen der Betriebe miteinfließen, zeigt sich diesmal ein deutlicher Rückgang. Die gegenwärtigen Rahmenbedingungen, vor allem aber die ungewisse Zukunft, machen sich deutlich bemerkbar. So notiert der Geschäftsklimaindex aktuell bei 97 Punkten und liegt damit um 34 Punkte unter dem Herbstwert des Vorjahres.
Erwartungen an das vierte Quartal
Pessimistisch blicken die saarländischen Handwerksbetriebe auf das letzte Quartal dieses Jahres. 38 Prozent der Betriebe befürchten eine Verschlechterung der Geschäftslage (Herbst 2021: 8 Prozent). Hingegen gehen nur noch 7 Prozent (Herbst 2021: 17 Prozent) von einer Verbesserung aus. Insgesamt erwarten 62 Prozent (Herbst 2021: 92 Prozent) der Befragten eine gleichbleibende oder bessere Geschäftsentwicklung.
Die befürchtete konjunkturelle Eintrübung spiegeln auch die Prognosewerte hinsichtlich der Umsatz-, Auftrags- und Beschäftigungsentwicklung wider. 36 Prozent (Herbst 2021: 11 Prozent) erwarten sinkende Umsätze, während 11 Prozent der Betriebsinhaber (Herbst 2021: 18 Prozent) meinen, das letzte Quartal dieses Jahres mit einem Umsatzplus abschließen zu können.
Auch bei der Vorausschau auf die Auftragszahlen im vierten Quartal ergibt sich ein negativer Saldo. 37 Prozent (Herbst 2021: 12 Prozent) geben an, dass die Aufträge sinken werden. 13 Prozent hoffen auf vollere Auftragsbücher (Herbst 2021: 20 Prozent). Jeder zweite Betrieb (Herbst 2021: 68 Prozent) ist der Auffassung, dass die Nachfrage konstant bleiben wird.
Trotz befürchteter konjunktureller Eintrübung wollen die Mehrzahl der Betriebe, nämlich 80 Prozent (Herbst 2021: 91 Prozent), die Zahl ihrer Mitarbeiter stabil halten. 6 Prozent (Herbst 2021: 7 Prozent) planen, zusätzliches Personal einzustellen. 14 Prozent (Herbst 2021: 1 Prozent) erwarten einen Beschäftigungsrückgang.
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