Ein sicheres und geschütztes Aufwachsen in der Familie, Schule, Ausbildung, Arbeit, Wohnung, Geld verdienen und selbstständig leben – für viele Jugendliche ist dieser gradliniger Lebensweg nicht die Realität. Die Region Hannover startet jetzt das Bundesprojekt „JUST BEst“, das junge Menschen dabei unterstützt, auch mit schlechteren Startchancen eine stabile Persönlichkeit zu entwickeln und ein eigenständiges Leben zu führen. Das Programm „JUGEND STÄRKEN: Brücken in die Eigenständigkeit (JUST BEst)“ richtet sich an Mädchen und Jungen, Frauen und Männer im Alter von 14 bis 26 Jahren, die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe erhalten und nach Beendigung dieser Hilfen weitere sozialpädagogische Unterstützung benötigen – die sogenannten Care Leaver. Aber auch junge Menschen, die keine Leistungen erhalten, jedoch aufgrund mehrerer Problemlagen Unterstützung benötigen, gehören zur Zielgruppe des neuen Beratungsangebots. Bis zu zwei Millionen Euro sind dafür bis Ende 2027 eingeplant, wovon 40 Prozent aus den Bundesmitteln für das Programm und zu 60 Prozent aus Mitteln der Region finanziert wird.

„Die Lebenssituation dieser jungen Menschen ist oft unsicher. Anders als junge Menschen, die in ihrer Altersgruppe eingebunden sind, müssen Care Leaver häufig ohne familiäres Unterstützungssystem und vor allem früher die Schritte in die Eigenständigkeit bewältigen – ohne besondere soziale und materielle Ressourcen. Hier setzt das Programm an, um junge Volljährige in schwierigen Lebenssituationen eng dabei zu begleiten, ihren Weg zu gehen, und nicht Gefahr zu laufen, aus den allgemeinen Regelsystemen zu fallen“, so Jugenddezernentin Dr. Andrea Hanke.

Die größte Gruppe potenziell Teilnehmender am Projekt „JUST BEst“ stellt die Zielgruppe Care Leaver der 18- bis unter 21-Jährigen dar. So verließen im Jahr 2021 insgesamt 122 junge Menschen die stationäre Jugendhilfe in der Region Hannover. Davon erhielten 25 junge Menschen eine ambulante Anschlusshilfe. Wohnungslosigkeit ist eines der größten Probleme: Das offene Hilfeangebot „AufKurs!“ für junge Menschen in prekären Lebenssituationen meldet etwa, dass im vergangenen Jahr 90 von 117 teilnehmenden jungen Menschen ohne festen Wohnsitz waren. In der Wohnungsnotfallberatung des Projektes „Wohnen und Arbeiten (WundA) wurden im Zeitraum 2019 bis 2021 insgesamt 346 Beratungen durchgeführt. Davon kamen 63 Ratsuchende aus dem Umland der Region Hannover.

„Eine Perspektive zu haben und eine eigene Bleibe sind die Grundbedingungen für einen guten Start in das Erwachsenenleben. Deshalb liegt hier der Schwerpunkt darauf, junge Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind, eng zu beraten und Wohnraum zu vermitteln. Und sie sozialpädagogisch in gesicherte Wohnverhältnisse zu begleiten“, sagt Hanke.

Das niedrigschwellige und sozialpädagogische Beratungsangebot „JUST BEst“ soll an fünf Standorten – Neustadt, Wunstorf, Garbsen, Barsinghausen und Seelze – in dem Zuständigkeitsbereich der Region Hannover als Jugendhilfeträger aufgebaut werden. Ergänzend dazu wird es aufsuchende Beratung geben. Die Jugendlichen und junge Erwachsene erhalten Unterstützung bei der Klärung ihrer Probleme und der Entwicklung von neuen Perspektiven bis hin zur praktischen Hilfe bei der Existenzsicherung oder Suchtproblemen – mit dem Ziel, einen Übergang in das selbstständige Wohnen zu erreichen.

Der Waldhof – Jugendhilfeeinrichtung der Region Hannover, Pro Beruf GmbH und Juniver – Jugendberufshilfe Diakonie Hannover gGmbH setzen das Programm in der Region Hannover um: So hat der Waldhof das Beratungsangebot bereits zum 1. September an seinem Standort sowie in Garbsen im Planetenring 37 gestartet. Pro Beruf GmbH und Juniver starten gemeinschaftlich zum 1. Januar 2023 in den Kommunen Neustadt, Wunstorf und Seelze.

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