Der PEN rückt am diesjährigen Tag des inhaftierten Schriftstellers die Fälle von Tsitsi Dangarembga (Simbabwe), José Rubén Zamora Marroquín (Guatemala), Narges Mohammadi (Iran) und Server Mustafayev (Ukraine/Russland) in den Blick. Die Kolleginnen und Kollegen stehen mit ihrem Schicksal beispielhaft für die Repressionen, denen sich Autorinnen und Autoren auf der ganzen Welt ausgesetzt sehen. Nur wegen ihrer Reden und Texte.

„PEN-Zentren weltweit benennen Menschenrechtsverletzungen in rund hundert Ländern. Demokratische Länder sind dringend gefordert, ihre eigenen Werte auch anderswo zu verteidigen und ihre Beziehungen zu solchen Staaten zu überdenken, sei es zu Ägypten, Katar, China oder Indien“, sagt Cornelia Zetzsche, Vizepräsidentin und Writers in Prison-Beauftragte des deutschen PEN.

Seit 2015 wurde Narges Mohammadi mehrfach verhaftet, verurteilt und im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran festgehalten. Angeklagt ist sie wegen der Verbreitung von Propaganda gegen das System und angeblicher Aktionen gegen die nationale Sicherheit. Die Schriftstellerin, Journalistin, Menschenrechtsaktivistin hatte unter anderem psychische Foltermethoden in iranischen Gefängnissen dokumentiert. Schon in Haft, soll sie im Oktober 2022 im Gefängnis zur Solidarität mit der Protestbewegung nach dem Tod von Mahsa Amini aufgerufen haben. Wie ihre Familie angab, drohen ihr bis zu zehn Jahre Haft, 150 Peitschenhiebe, eine Geldstrafe und diverse Verbote. Ihr ist kein Telefonat mit ihrem Mann erlaubt, der, nach 17 Jahren Haft, floh und mit den Kindern im Exil lebt. Narges Mohammadi ist eine preisgekrönte Autorin, Ehrenmitglied der PEN-Zentren in Belgien, Dänemark, Schweden und Norwegen und ehedem Vizepräsidentin und Sprecherin des Defenders of Human Rights Center (DHRC).

Der krimtartarische Journalist Server Mustafayev ist Gründer und Koordinator der Menschenrechtsbewegung Crimean Solidarity auf der von Russland besetzten Krim. Im Mai 2018 wurde er in seinem Haus verhaftet und später angeklagt wegen „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“, d.h. angeblicher Verbindungen zu Hizb ut-Tahrir, einer in der Russischen Föderation verbotenen, in der Ukraine jedoch legalen Organisation. Im Februar 2019 hieß es, er habe Gelder veruntreut und einen gewaltsamen Umsturz geplant. Im September 2020 verurteilte ihn ein Militärgericht in Rostow am Don zu vierzehn Jahren Haft in einer Strafkolonie in Sibirien. Die UN, das Europaparlament und PEN-Zentren weltweit forderten von Russland, Server Mustafayev freizulassen. Der 32jährige ist Vater von vier Kindern.

Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga, Schriftstellerin, Filmemacherin, Aktivistin und Gründungsmitglied von PEN Simbabwe, protestierte im Juli 2020 mit Julie Barnes und anderen friedlich für die Freilassung von Journalisten, für Reformen und ein „besseres Simbabwe“ und gegen die Korruption innerhalb des simbabwischen Regierungsapparats. In der Folge wurde sie über dreißig Mal vor Gericht zitiert. Wegen Anstiftung zu Gewalt und Verletzung der Corona-Regeln wurde sie im September 2022 in Harare verurteilt zu sechs Monaten Haft, die für fünf Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden, und zu einer Geldstrafe von rund 38.640 ZWL, etwa 116 EUR. PEN Deutschland setzt sich intensiv für die Autorin ein, auch mit der Prozessbeobachtung in Harare und einer Spendenaktion zur Deckung der Prozesskosten. Tsitsi Dangarembga hat gegen das Urteil Berufung eingelegt.

„Seit zwei Jahren steht Tsitsi Dangarembga vor Gericht, nur weil die Schriftstellerin und Filmemacherin das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit nutzte und die Regierung kritisierte. Und sie ist nicht die Einzige. Ein Jahr vor den nächsten Wahlen in Simbabwe überzieht Präsident Emmerson Mnangagwa Regierungskritiker mit Klagen, um sie finanziell, psychisch und physisch mundtot zu machen. Das Urteil gegen Tsitsi Dangarembga ist eine Farce. Es wurde vom Antikorruptionsgericht verkündet, das direkt dem Präsidentenbüro unterstellt ist. Von unabhängiger Justiz kann nicht die Rede sein. Tsitsi Dangarembgas Kampf um Meinungsfreiheit und ein besseres Simbabwe geht weiter, und das PEN-Zentrum Deutschland unterstützt sie“, so Cornelia Zetzsche.

José Rubén Zamora Marroquín ist Gründer von drei der meist gelesenen Zeitungen in Guatemala. Nachdem der Journalist in der Tageszeitung elPeriódico schwere Korruptionsvorwürfe gegen Regierungsbeamte in Guatemala erhoben hatte, wurde er im Juli 2022 in seinem Haus verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Seine Bankkonten wurden eingefroren. Beamte der Staatsanwaltschaft und der Nationalen Zivilpolizei besetzten kurz darauf den Geschäftssitz von elPeriódico, schlossen die Mitarbeiter der Zeitung ein und hinderten sie daran, das Gebäude zu verlassen.

Auch der Geschäftsführer wurde verhaftet. José Rubén Zamora Marroquín hatte Maßnahmen gegen Korruption, Straflosigkeit und Drogengeschäfte innerhalb der Politik und den Aufbau einer Zivilgesellschaft in Guatemala gefordert.

Über den Tag des inhaftierten Schriftstellers

Der Gedenktag wurde im Jahr 1980 durch das „Writers in Prison“-Kommittee des internationalen PEN ins Leben gerufen als Reaktion auf die bedrohlich wachsende Zahl der Länder, die versuchen, Autorinnen und Autoren durch Repressionen mundtot zu machen.

Die Caselist 2021, welche jährlich die Informationen zu aktuellen Fällen bündelt, ist hier abrufbar.

Weiterführende Informationen in englischer Sprache, bereitgestellt vom PEN International, finden Sie hier.

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