Vertriebene leben seit vergangenem Sommer in Angst
Deutsche und internationale Medien sowie die CBCA-Kirche berichten übereinstimmend, dass die kongolesische Rebellengruppe M23 („Mouvement 23“, Bewegung des 23. März) bereits im vergangenen Sommer weite Gebiete im Dreiländereck zu Ruanda und Uganda im Kampf gegen kongolesische Regierungstruppen eroberte.
Die aus dieser Region geflohenen Menschen ließen sich in Kanyaruchinya, einem nördlichen Vorort am Fuße des aktiven Vulkans Nyiragongo, nieder. Seit dem 26. Juni hatten sich etwa 3.700 Haushalte, was einer geschätzten Bevölkerung von 20.730 Personen entspricht, rund um eine große Schule mit Fußballplatz niedergelassen und lebten unter prekären Bedingungen in Zelten aus Planen und Eukalyptuszweigen. Nach schweren Zusammenstößen, die das Zentrum von Rutshuru zerstörten, kamen vom 21. bis 29. Oktober weitere 6.920 Haushalte und damit etwa 38.757 zusätzliche Personen in das provisorische Flüchtlingslager nach Kanyaruchinya.
Eine Mutter, die sich mit ihren zehn Kindern auf der Flucht befindet, berichtet: "Wir waren in Rugari und hörten plötzlich die Detonationen von Granaten und den schweren Beschuss aus den Dörfern Nyesisi und Ngugo. Als es unserem Dorf zu gefährlich wurde, flohen wir, ohne unsere Sachen mitnehmen zu können. Als wir drei Tage später in Kanyaruchinya ankamen, waren schon alle Kirchen und Klassenzimmer voll besetzt. Wir müssen die Nächte im Freien verbringen und ich fürchte um das Leben meiner Kinder, vor allem um das meiner drei Monate alten Zwillinge".
Massenflucht nach erneuter Bedrohung
Nach neuerlichem Artilleriefeuer in der Nähe von Kanyaruchinya mussten die seit Monaten in Angst lebenden Menschen Mitte November erneut fliehen. Von Panik ergriffen sind bis zu 40.000 Familien mit ihren Habseligkeiten aus den umkämpften Ortschaften in Richtung Goma geflohen. Frauen und Kinder packten das Nötigste zusammen und rannten bergabwärts in Richtung Provinzstadt. Dabei verläuft die Frontlinie zwischen Regierungsarmee und M23 nur rund 10 Kilometer nördlich von Goma. Die Rebellen rücken weiter vor und haben bereits angekündigt, die Provinzstadt wie schon im November 2012 erneut zu erobern.
CBCA-Kirche vor Ort leistet Nothilfe
Auf der Grundlage einer Bedarfsermittlung konzentriert sich die Hilfe der Baptistenkirche, die ein Mitglied der VEM-Gemeinschaft ist, jetzt auf die drei folgende Bereiche: Erstens, auf die Notversorgung der Haushalte mit Grundnahrungsmitteln, Trinkwasser und den wichtigsten Haushaltsgegenständen sowie die Bereitstellung von Notunterkünften und medizinischer Versorgung, wobei ein besonderer Augenmerk auf Schwangere und stillende Frauen gelegt wird. Zweitens, auf den Schutz von vertriebenen Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter vor Vergewaltigung. Und drittens auf die psychologische Betreuung und psychosoziale Begleitung von Kindern.
„Die Weltgemeinschaft steht daneben und unternimmt nichts“
Pfarrer Robert Byamungu von der kongolesischen Baptistenkirche bezichtigt unter anderem die Nachbarstaaten der DR Kongo, die vielen Rebellengruppen wie M23 aus eigenem Interesse mit modernen Waffen auszustatten. „Diese Staaten brauchen den Krieg in Ostkongo als Ablenkung, um ihre Geschäfte in Ruhe weiter zu führen und unsere natürlichen Ressourcen wie Coltan und Gold aus dem Land zu bringen. Und die Weltgemeinschaft steht daneben und unternimmt nichts! Leider erinnert diese Situation an die vielen Fälle, in denen seit 1998 so viele Kongolesinnen und Kongolesen aufgrund wiederkehrender Angriffe und Gräueltaten gezwungen wurden, ihre Häuser zu verlassen. Tausende Menschen haben seitdem ihr Leben verloren, ohne dass jemand dafür verantwortlich gemacht werden kann“, so Pfarrer Byamungu.
Hilferuf aus Ostkongo
Die Leidtragenden dieser Politik seien nach Aussage des kongolesischen Theologen die Bewohner*innen dieser rohstoffreichen Region, um die der Staat sich de facto nicht kümmere und in der einzig die Kirchen vor Ort für etwas Stabilität sorgten. Pfarrer Robert Byamungu, der sich momentan in Deutschland aufhält, bittet deshalb die Kirchen und Menschen in Deutschland um Unterstützung: „Wir glauben an den göttlichen Beistand. Bitte beten Sie für uns! Setzen Sie sich auf allen politischen Ebenen für den vergessenen Konflikt in der DR Kongo ein. Deutschlands Stimme wird gehört in der Welt. Bitte legen Sie für uns ein Wort ein! Helfen Sie den Menschen, die gerade auf der Flucht sind – sie brauchen Wasser und Nahrung. Bitte spenden Sie für uns!“
Spendenkonto: Vereinte Evangelische Mission, KD-Bank eG, IBAN DE 45 3506 0190 0009 0909 08, Stichwort: Menschen in Kongo auf der Flucht
Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Büros in Wuppertal, Indonesien und Tansania ist eine internationale, gleichberechtigte Gemeinschaft von 39 Mitgliedern, darunter 32 evangelische Kirchen in Afrika und Asien sowie sechs deutsche EKD-Kirchen und den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Die VEM verfolgt konsequent ein ganzheitliches Missionsverständnis. Dazu gehört, die Lebensumstände notleidender und benachteiligter Menschen unter Achtung ihrer persönlichen Würde und Berücksichtigung ihres kulturellen Kontexts zu verbessern.
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