Angesichts der aktuellen, parallel verlaufenden krisenhaften Entwicklungen operieren derzeit fast alle Kommunen und kommunalen Betriebe in Deutschland im Krisenmodus. Nach den Herausforderungen durch die Pandemie belasten die aktuelle Energie- und die Fachkräftekrise die Kommunen bedrohlich und lassen den Verantwortlichen kaum Zeit zum Luftholen.

Auf dieser Basis wurde im Auftrag der DGfdB die Studie „Status und Zukunft der Bäderbetriebe: Erfolgsfaktor Bäderpersonal“[1] von Herrn Prof. Dr. Jürgen Franke, Hochschule Osnabrück, erstellt und im Rahmen des DGfdB-Gesprächskreises Bädergroßstädte am 17.11.2022 in Bremen intensiv diskutiert.

„Wie alle Teile der Gesellschaft befinden sich die Kommunen in einem einzigartigen Umfeld, welches während der letzten Jahrzehnte kein vergleichbares Maß an Unsicherheit und Fragilität hervorgebracht hat. Vor dem Hintergrund dieser Krisen und Unsicherheiten sowie des vielerorts anstehenden Modernisierungs- bzw. Sanierungsbedarfs der kommunalen Schwimmbäder in zweistelliger Milliardenhöhe steht ihre Zukunftsfähigkeit zur Diskussion.

Dabei gelten Schwimmbäder in kommunaler Trägerschaft in Deutschland als wichtiger Bestandteil der sozialen Infrastruktur und Daseinsvorsorge. Sie sind als Sport-, Freizeit- und gesellschaftliche Interaktionsstätte anerkannt und bleiben ein wichtiges Angebot der Kommunen für ihre Bürger:innen“, betont der Verbandsgeschäftsführer Christian Mankel.

Bäder im Krisenmodus

Neben der aktuellen Energiekrise stehen die Betreiber:innen der rund 6.000 deutschen Hallen- und Freibäder spätestens seit der Pandemie vor einem massiven Arbeitskräftemangel.

In Folge der demografischen Entwicklung wird der Mangel an qualifizierten Fachkräften im öffentlichen Dienst im Allgemeinen und in öffentlichen Schwimmbädern im Besonderen schon länger angekündigt. Jedoch hat die Corona-Krise die schwierige Situation stark beschleunigt und in den Bädern tiefe Spuren hinterlassen. So fehlen heute bereits deutlich mehr als die vor der Corona-Pandemie ermittelten rund 2.500 Fachkräfte.[2] Diese Mangellage wird sich in Zukunft weiter drastisch verschärfen.

Grund hierfür: Eine Vielzahl von Mitarbeiter:innen hat sich nicht zuletzt durch die Lockdown-Phasen in der Pandemiezeit neue Aufgaben in anderen Branchen und bei öffentlichen und privatwirtschaftlichen Arbeitgeber:innen gesucht. Insofern hat sich die Anzahl der gut ausgebildeten Fachangestellten für Bäderbetriebe (FAB) deutlich reduziert.

Auch den Verlust einer Vielzahl von Rettungsschwimmer:innen, die besonders zur gezielten Unterstützung der Fachangestellten eingesetzt werden, müssen die Bäder verkraften. Trotz der Intensivierung der Rekrutierungsaktivitäten wird es für Bäder in Zeiten der Arbeitskräftemangellage immer schwieriger, geeignete Rettungsschwimmer:innen zu finden.

Selbst bei erfolgreicher Rekrutierung überwiegt in den Bädern vielfach die Sorge, dass die gewonnenen Rettungsschwimmer:innen wieder von anderen Arbeitgebern abgeworben werden.

Auch die Anzahl der besetzten Ausbildungsplätze zum FAB hat sich in öffentlichen Bädern seit 2020 aufgrund der geringen Attraktivität – bedingt durch fehlende Karriere- und Gehaltsperspektiven sowie der geringen Wertschätzung des Berufsbildes in breiten Teilen der Gesellschaft – verkleinert. Für das Jahr 2025 prognostizieren in der DGfdB-Studie befragte Branchenexpert:innen fluktuationsbedingt einen deutlich steigenden Ausbildungsbedarf.

Die Konsequenzen der Personalengpässe sind an vielen Bäderstandorten deutlich sichtbar.
Vielerorts ist die Aufrechterhaltung des Badebetriebes nur durch den hohen Einsatz des Stammpersonals mit Überstunden und Sonderschichten zu gewährleisten – jedoch mit einer starken Zunahme krankheitsbedingter Ausfalltage.

Dennoch ist die Reduzierung der Öffnungszeiten, Sauna- und Schwimmangebote für die Öffentlichkeit an vielen Bäderstandorten überwiegend Realität geworden. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Monaten weiter fortsetzen, nicht zuletzt auch durch zusätzliche Energiesparmaßnahmen.

Perspektiven für Bäder

Durch die anhaltende „Multi-/Permakrise“ ist der Transformationsbedarf in der Bäderbranche deutlich erkennbar. Den aktuellen Krisenmodus nutzen die Bäderbetriebe, um die eigene Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit der Bäderbetriebe zu stärken.

„Der Handlungsdruck wird – vor dem Hintergrund des hohen Sanierungsbedarfs bei einer Vielzahl der Bäder – in den kommenden Jahren steigen. Dass dies nur durch gemeinsame Anstrengungen mit den wichtigen Beteiligten aus Politik, Kommunen und Stadtwerken gelingen kann, ist selbstverständlich. Die Bäderbetriebe müssen in der infrastrukturellen und gesellschaftlichen Wertigkeit des kommunalen Handelns weiterhin oben angesiedelt werden“, unterstreicht auch Christoph Schlupkothen, Geschäftsführer der Düsseldorfer Bädergesellschaft und Sprecher des DGfdB-Gesprächskreises Bädergroßstädte.

Man setzte sich in der Runde der Großstädte intensiv mit dem Thema „New Work“ auseinander, um für die Beschäftigten weitere Anerkennungsformen zu schaffen, die über flexible Arbeitszeiten, Vergütungsstrukturen und Karrierepfade als wichtige Rahmenbedingungen für eine krisenfeste Bäderbranche hinausgehen. Veränderungsbereitschaft und gegenseitige Wertschätzung in der Interaktion von Badegästen und Mitarbeiter:innen sind der Schlüssel zum Erfolg, damit die Zukunft der deutschen Bäderlandschaft nicht auf dem Spiel steht.

[1] Online abrufbar unter: https://www.baederportal.com/fileadmin/user_upload/Status_und_Zukunft_der_Schwimmbaeder_in_Deutschland.pdf

[2] Ergebnis einer Befragung zur Personalsituation öffentlicher Bader in Deutschland der Bergischen Universität Wuppertal in Zusammenarbeit mit der DGfdB aus dem Jahr 2018

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