- Expertenrunde diskutierte Ursachen der Abhängigkeit und Wege, die herausführen
- Gefragt ist jetzt ein gemeinsames Vorgehen von Politik und Wirtschaft
- Die Diskussion können Sie auch im Nachgang ansehen unter
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Die Abhängigkeit von russischem Gas hat Deutschland in eine schwere Krise geführt. In dem Wunsch, Gas so günstig wie möglich zu beziehen, haben es Politik und Wirtschaft weitestgehend versäumt, die Versorgung zu diversifizieren und somit krisenfest zu machen. Jetzt blicken viele auf China und stellen fest: Dort ist eine weitere Abhängigkeit entstanden, die nicht minder schwere Folgen für uns haben kann.
Wie groß ist unsere Abhängigkeit und was bedeutet das für unsere Arzneimittelversorgung? Das war das Thema der Podiumsdiskussion beim „Dialog am Mittag“ von Pro Generika.
Mit Blick auf die wirtschaftlichen Verflechtungen mit China mahnte Dr. Tim Rühlig, Research Fellow im Programm Technologie und Außenpolitik der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, zum Umdenken. Die geopolitischen und wirtschaftspolitischen Risiken seien in den letzten Jahren massiv gewachsen. Dabei stelle der militärische Konflikt um Taiwan das gravierendste, aber nicht unwahrscheinliche Szenario dar. Rühlig: „Wir müssen kritische Abhängigkeiten einzelner Branchen – und dazu zählt auch die Pharmabranche – identifizieren und reduzieren. Eine stärkere Risikostreuung ist deshalb politisch zwingend erforderlich.“
Mehr Unabhängigkeit von der Volksrepublik forderte auch Jürgen Salz, Redakteur bei der Wirtschaftswoche: Mit Blick auf Arzneimittel zeigte er sich ungeduldig darüber, dass Unternehmen bei der Beschaffung bislang noch zu wenig diversifizierten und die Politik das Thema nicht entscheidend vorantreibe. Salz: „Bei der künftigen China-Strategie darf es nicht nur um Häfen und Halbleiter gehen. Sondern auch um die Abhängigkeit bei Medikamenten und deren Wirkstoffe, denn diese ist bedrohlich. Das Thema ist seit fast drei Jahren bekannt – passiert ist nichts bis wenig. Es kann doch nicht sein, dass wir die gleichen Fehler nochmal machen – und uns nach dem russischen Gas in die nächste Abhängigkeit begeben.“
Dr. Kai Rossen, Vorstand und Chief Scientific Officer EUROAPI, betonte, dass es weiterhin eine beträchtliche Wirkstoffproduktion in Europa gibt und dass diese durchaus ausbaufähig sei „Die Lage ist nicht hoffnungslos. Wir können viele Wirkstoffe hierzulande produzieren. Und zwar deutlich mehr, als wir es derzeit tun. Wir haben hier die Fabriken und das Wissen – wir müssen es nur wollen.“ Dafür aber brauche es, wie es andere Länder schon vormachten, die Zusammenarbeit mit der Politik.
Für Peter Stenico, Vorstandsvorsitzender von Pro Generika, ist die europäische Produktion ein wichtiger Baustein für mehr Unabhängigkeit, doch beileibe nicht der einzige. „Eine komplette Rückholung der Arzneimittelproduktion ist weder sinnvoll noch möglich“, so Stenico. „Es muss uns vor allem um mehr Diversifizierung gehen.“ Das aktuelle „Hauptsache-billig“-Prinzip befeuere aber die Abhängigkeit von Asien, denn nirgendwo könne so günstig produziert werden wie dort. Stenico: „Die Wahrheit ist: Wir müssen wieder mehr ausgeben für Generika und genau jetzt aktiv werden, wo die steigenden Energiepreise europäische Werke noch weiter in Wettbewerbsnachteile gegenüber asiatischen geraten lassen.“
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Pro Generika ist der Verband der Generika- und Biosimilarunternehmen in Deutschland. Wir vertreten die Interessen seiner Mitglieder, die Generika und Biosimilars entwickeln, herstellen und vermarkten. Durch den Einsatz von Generika und Biosimilars werden im Gesundheitssystem wichtige finanzielle Ressourcen eingespart – bei gleichbleibend hoher Qualität der Arzneimittelversorgung. Generika und Biosimilars sorgen damit für nachhaltigen Zugang der Patient:innen zu modernen Arzneimitteln.
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