In Clausthal-Zellerfeld wurde ein Mutterkuhstall des Landwirts und Forstunternehmers Heiner Schulte in einer herausragend nachhaltigen und traditionellen Konstruktionsweise errichtet. Für das Gebäude wurde ausschließlich heimisches Holz verwendet, für das kein Baum zusätzlich gefällt werden musste, da die 150 Jahre alte Harzer Fichte aufgrund Befalls durch Borkenkäfer sowieso schon geschlagen wurde.

Maßgeblich beteiligt an diesem Projekt waren zwei Braunschweiger Planungsbüros:

Schulte | Maron Architekten für die Architektur und W+S WESTPHAL Ingenieurbüro für Bautechnik GmbH für die Tragwerksplanung (umgangssprachlich: Bau-Statik).

Sonderpreis für Holz-Kuhstall

Der Holzbaupreis Niedersachsen wurde bereits zum vierten Mal vergeben. „Die eingereichten Projekte geben Denkanstöße für eine klimafreundliche Baukultur und einen nachhaltigen Bausektor“, sagte Ministerin Otte-Kinast in ihrer Laudatio. Die hohe gestalterische und holzbautechnische Qualität spreche für sich. „Aber auch Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit in Betrieb und Unterhalt sowie die Recyclingfähigkeit fließen in die Bewertung der Jury ein. Der Holzbaupreis Niedersachsen 2022 soll dazu beitragen, diese Leistungen in das Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Wie vielfältig Holz als Baustoff sein kann, ist sicherlich den wenigsten bewusst. Das soll der Holzbaupreis ändern!“

Extrem ressourcenschonendes und nachhaltiges Holzbauprojekt

Den diesjährigen Sonderpreis Baukultur vergab die Jury aus 29 eingereichten Projekten beim diesjährigen Wettbewerb an einen Mutterkuhstall in Clausthal-Zellerfeld.

Der Freilaufstall, der im Winter 40 Kühen plus Nachzucht Platz bietet, hat einen rechteckigen Grundriss (ca. 25 m x 35 m), ein ungleich geneigtes Satteldach und einen Zwischenboden. Die Binderkonstruktion besteht aus Rundholz.

„Durch die nicht geschnittenen Rundhölzer der Haupttragbalken ‚am Stück‘ wird das Symbol des gewachsenen Baums im Gebäude sehr gut sichtbar. Das gibt einem ein ‚wohliges‘ Gefühl.“ so Diplomingenieur Axel Schmidt vom Ingenieurbüro WESTPHAL. „Und statisch waren die großen Rundhölzer hilfreich, um die großen Schneelasten bei 600 Metern über Meeresspiegel über die nicht unerheblichen großen Stützweiten sicher abtragen zu können. Ein einzelner herausgeschnittener Balken aus diesen Bäumen hätte nie ausreichenden Widerstand gegen die auftretende Belastung bieten können.“

Wenngleich die baulichen Vorgaben und Merkmale des Ortes in exponierter Lage mit entwurfsbestimmend waren, so entspricht das Gebäude in der Belichtung und Durchlüftung, in der Funktionalität, aber auch der räumlichen Atmosphäre einer Stallhaltung, die vor allem vom Gedanken ans Tierwohl geprägt ist.

Heimische Hölzer, regionale Beteiligte, viel Eigenleistung

In den niedersächsischen Wäldern wachsen jedes Jahr 12,3 Millionen Kubikmeter Holz zu, die aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Der Einsatz von Holz im Bauwesen hat somit eine besondere Bedeutung.

Durch den hohen Anteil an Eigenleistung, die individuelle Planung und die Nutzung regionaler Ressourcen entstand ein extrem nachhaltiges und zugleich architektonisch anspruchsvolles landwirtschaftliches Gebäude, das den verwendeten Bäumen und seiner Bewohner:innen auch für die nächsten 150 Jahre einen Platz im Harz bietet.

Unter dem Motto "Architektur baut Zukunft" war das Projekt auch im Rahmen des Tags der Architektur 2022 zu besichtigen.

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